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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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mal, Mr. Bunter, jetzt fangen Sie nicht an, einer Frau die Worte im Mund herumzudrehen – ich –«
    »Ich finde nur«, sagte Bunter, »Sie sollten etwas vorsichtiger sein.«
    »Ganz recht, Mrs. Ruddle«, sagte Crutchley. »Wenn Sie sich weiter so Sachen zusammenphantasieren, landen Sie dieser Tage noch mal gehörig in der Tinte.«
    »Also«, versetzte Mrs. Ruddle, schon auf dem Rückzug zur Tür, » ich hatte ja nun mal nichts gegen Mr. Noakes. Anders als so manch einer, den ich beim Namen nennen könnte – mit ihren vierzig Pfund und so.«
    Crutchley starrte der sich entfernenden Gestalt nach.
    »Allmächtiger, hat die Haare auf den Zähnen! Ob die sich nicht mal an ihrer eigenen Spucke vergiftet? Auf deren Aussage hin würde ich nicht mal ’nen Hund aufhängen. Widerliche alte Schwätzerin!«
    Bunter enthielt sich jeglichen Kommentars, nahm statt dessen Peters Blazer und noch ein paar andere herumliegende Kleidungsstücke und begab sich damit nach oben. Crutchley, von seinem wachsamen Auge und strengen Benimmverständnis erlöst, schlenderte unauffällig zum Kamin hinüber.
    »Oho!« sagte Mrs. Ruddle. Sie kam mit einer brennenden Lampe herein, die sie auf einen Tisch auf der anderen Seite des Zimmers stellte, und wandte sich mit hexengleichem Lächeln an Crutchley. »Da wartet einer auf heimliche Küsse im Dunkeln, wie?«
    »Was soll das heißen?« fragte Crutchley mürrisch.
    »Aggie Twitterton kommt eben mit dem Fahrrad den Berg runter.«
    »Um Gottes willen!« Der junge Mann schickte einen raschen Blick zum Fenster hinaus. »Das ist sie wirklich.«
    Er rieb sich den Hinterkopf und fluchte leise.
    »Ja, so ist das, wenn man das erhörte Gebet einer Jungfrau ist!« sagte Mrs. Ruddle.
    »Jetzt hören Sie mal, Mrs. Ruddle. Mein Mädchen ist Polly, das wissen Sie doch. Zwischen mir und Aggie Twitterton war noch nie was.«
    »Nicht zwischen dir und ihr – aber es kann ja was sein zwischen ihr und dir«, erwiderte Mrs. Ruddle schlagfertig und ging hinaus, bevor er antworten konnte. Bunter, der soeben die Treppe herunterkam, sah, wie Crutchley nachdenklich den Schürhaken in die Hand nahm.
    »Darf ich fragen, was Sie sich hier herumtreiben? Ihre Arbeit ist draußen. Wenn Sie auf Seine Lordschaft warten wollen, können Sie das in der Garage tun.«
    »Hören Sie mal, Mr. Bunter«, sagte Crutchley mit ernstem Gesicht. »Lassen Sie mich noch ein bißchen hierbleiben. Aggie Twitterton ist auf der Pirsch, und wenn sie mich zu fassen kriegt – verstehen Sie mich? Sie ist so ein bißchen –«
    Er tippte sich bedeutungsvoll an die Stirn.
    »Hm!« machte Bunter. Er ging ans Fenster und sah Miss Twitterton soeben am Tor von ihrem Fahrrad steigen. Sie rückte ihren Hut gerade und begann in dem an der Lenkstange befestigten Korb zu kramen. Bunter zog ruckartig den Vorhang zu. »Nun, lange können Sie hier nicht bleiben. Seine Lordschaft und Ihre Ladyschaft können jetzt jeden Augenblick zurückkommen. Was gibt es, Mrs. Ruddle?«
    »Ich habe die Teller ’rausgestellt, wie Sie gesagt haben«, meldete die Dame mit demutsvoller Selbstgerechtigkeit. Bunter runzelte die Stirn. Sie hatte etwas in ihre Schürze gewickelt und rieb daran herum, während sie sprach. Er hatte das Gefühl, daß er lange brauchen würde, Mrs. Ruddle ein anständiges Dienstbotenbetragen beizubringen.
    »Und dann habe ich die andere Gemüseschüssel gefunden – aber sie ist kaputt.«
    »Schön. Sie können diese Gläser hinausbringen und spülen. Irgendwelche Karaffen scheint es hier ja nicht zu geben.«
    »Ach, das ist nicht so schlimm, Mr. Bunter. Ich hab ja bald die Flaschen sauber.«
    »Flaschen?« fragte Bunter. »Was für Flaschen?« Ein furchtbarer Verdacht schoß ihm durch den Kopf. »Was haben Sie da in der Schürze?«
    »Ach!« sagte Mrs. Ruddle. »Nur eine von diesen schmutzigen alten Flaschen, die Sie mitgebracht haben.«
    Sie zeigte triumphierend ihre Beute. »Wie die aussahen ! Von oben bis unten voll Kalk.«
    Bunters Welt drehte sich um ihn herum, und er mußte sich an der Bankecke festhalten.
    »Mein Gott!«
    »So was kann man doch wohl nicht auf den Tisch stellen, oder?«
    »Weib!« schrie Bunter und entriß ihr die Flasche. »Das ist der 96er Cockburn!«
    »Autsch – ach ja?« machte Mrs. Ruddle, ohne ein Wort zu verstehen. »Na so was! Ich hab gedacht, da ist was zu trinken drin.«
    Bunter behielt sich mit Mühe in der Gewalt. Sie hatten die Kisten sicherheitshalber in der Vorratskammer stehenlassen. Im Keller war die

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