Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
gut.«
    »Das werden wir wirklich«, sagte Herriet, »nachdem wir doch jetzt mit Ihrer Hilfe die Schornsteine frei haben. Ich hoffe, Ihnen tut die Schulter nicht mehr weh.«
    »Ich fühle sie noch. Ein wenig. Aber nicht der Rede wert. Nur ein kleiner Bluterguß, nichts weiter …. Wenn es zu einer Auktion kommt, hoffe ich sehr, für den Kaktus mitbieten zu können – falls Aggie Twitterton ihn nicht selbst haben möchte. Und natürlich nur mit deiner Erlaubnis, meine Liebe.«
    »Ehrlich gesagt, Simon, ich finde die Dinger abscheulich häßlich. Aber ich bin natürlich gern bereit, ihnen ein Dach über dem Kopf zu bieten. Ich weiß doch, daß du schon seit Jahren ganz wild auf diese Kakteen bist.«
    »Nicht gerade wild, hoffe ich«, antwortete der Pfarrer.
    »Aber ich muß leider gestehen, daß ich eine große Schwäche für Kakteen habe.«
    »Eine regelrechte Krankheit ist das«, sagte seine Frau.
    »Wirklich, meine Liebe, wirklich – du solltest nicht so übertreiben. Kommen Sie, Lady Peter – noch ein Gläschen Sherry. Nein, Sie dürfen einfach nicht nein sagen!«
     
    »Soll ich die Erbsen aufsetzen, Mr. Bunter?«
    Bunter hielt beim Aufräumen des Wohnzimmers inne und begab sich eiligen Schrittes zur Tür.
    »Um die Erbsen werde ich mich kümmern, Mrs. Ruddle, und zwar zu gegebener Zeit.« Er sah zur Uhr, auf der es fünf Minuten nach sechs war. »Seine Lordschaft nimmt es mit den Erbsen sehr genau.«
    »Ist das wahr?« Mrs. Ruddle schien die Bemerkung für den Auftakt zu einem Schwätzchen zu halten, denn gleich erschien sie auf der Schwelle. »Genau wie mein Bert. ›Mama‹, sagt er immer, ›ich mag die Erbsen nicht hart.‹ Komisch, wie oft sie aber hart sind. Oder völlig zu Brei gekocht. So oder so.«
    Bunter enthielt sich eines Kommentars, und sie nahm einen neuen Anlauf. »Hier sind die Sachen, die ich polieren sollte. Schön geworden, nicht?«
    Sie bot ihm eine messingne Röstgabel und das Stück von einem Bratenwender, das so unerwartet durch den Kamin heruntergekommen war, zur Begutachtung.
    »Danke«, sagte Bunter. Er hängte die Röstgabel an einen Nagel neben dem Kamin und stellte das andere Utensil nach kurzem Überlegen aufrecht auf die Etagere.
    »Komisch«, fuhr Mrs. Ruddle fort, »wie diese feinen Herrschaften es immer mit diesen alten Sachen haben. Komisch. Gerümpel, wenn Sie mich fragen.«
    »Das ist ein sehr altes Stück«, sagte Bunter gemessen, indem er einen Schritt zurücktrat, um die Wirkung zu bewundern.
    Mrs. Ruddle ließ ein Schnauben ertönen. »Ich find, wer es da in den Kamin raufgetan hat, wußte, was er tat. Da ist mir doch ein schöner Gasherd alle Tage lieber. Ha, so was hätt ich schon gern – so einen, wie ihn meine Schwester hat, die in Biggleswade wohnt.«
    »Man hat schon Leute tot in Gasherden vorgefunden«, sagte Bunter grimmig. Er nahm den Blazer seines Herrn, schüttelte ihn, schien seinen Tascheninhalt am Gewicht abzuschätzen und holte aus einer Tasche eine Pfeife, einen Tabakbeutel und drei Döschen Zündhölzer heraus.
    »Meine Güte, Mr. Bunter, reden Sie nicht so was! Haben wir nicht schon genug Leichen im Haus? Wie die hier weiter wohnen können, weiß ich auch nicht.«
    »Um für Seine Lordschaft und mich selbst zu sprechen, für uns sind Leichen nichts Ungewohntes.« Er brachte noch mehrere Streichholzdöschen zum Vorschein und entdeckte schließlich auf dem Boden des Nests noch eine Zündkerze und einen Korkenzieher.
    »Ach ja«, sagte Mrs. Ruddle mit einem rührseligen Seufzer, »und wo er glücklich ist, da ist sie glücklich. Man sieht ja, wie ihr der Boden heilig ist, auf den er tritt.«
    Bunter fand in einer anderen Tasche zwei Taschentücher, männlich und weiblich, und verglich sie nachdenklich miteinander. »Das ist für eine jungverheiratete Frau ein sehr geziemendes Gefühl.«
    »Viel Glück! Aber es ist noch früh am Tage, Mr. Bunter. Mann ist Mann, wenn’s darauf ankommt, Mr. Bunter. Ruddle – na ja, der hat mich ganz schön herumgeprügelt, wenn er einen sitzen hatte – und dabei war er ein guter Mann und hat immer das Geld nach Hause gebracht.«
    »Ich möchte Sie bitten, Mrs. Ruddle«, sagte Bunter, während er die Streichholzdöschen im Zimmer verteilte, »nicht solche Vergleiche zu ziehen. Ich diene Seiner Lordschaft seit zwanzig Jahren, und einen angenehmeren Herrn könnten Sie kaum zu finden wünschen.«
    »Sie sind ja auch nicht mit ihm verheiratet, Mr. Bunter. Sie können jeden Tag kündigen.«
    »Ich hoffe zu wissen,

Weitere Kostenlose Bücher