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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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sie da angerichtet hatte.
    »Peter, du bist von Sinnen. Untersteh dich nie, so einen Vorschlag zu machen. Was immer die Ehe ist, das ist sie nicht.«
    »Was ist sie nicht, Harriet?«
    »Sie darf dich nicht dazu bringen, deine Urteilsfähigkeit durch deine Zuneigung beeinträchtigen zu lassen. Was für ein Leben würden wir führen, wenn ich wüßte, daß du durch die Heirat mit mir weniger geworden wärst, als du warst?«
    Er wandte sich wieder ab, und als er sprach, klang seine Stimme sonderbar erschüttert:
    »Meine liebe Harriet, die meisten Frauen würden das als Triumph ansehen.«
    »Ich weiß. Ich habe sie reden hören.« Ihre eigene Verachtung geißelte jetzt sie selbst – das Selbst, das sie eben erst gesehen hatte. »Sie geben damit an – ›Mein Mann würde alles für mich tun …‹ Das ist so entwürdigend. Kein Mensch dürfte solche Macht über einen anderen Menschen haben.«
    »Es ist eine sehr reale Macht, Harriet.«
    »Dann«, gab sie leidenschaftlich zurück, »werden wir keinen Gebrauch davon machen. Wenn wir verschiedener Meinung sind, werden wir fair um eine Lösung ringen. Auf eheliche Erpressung lassen wir uns nicht ein.«
    Er stand eine Weile an den Kaminsims gelehnt und schwieg. Dann sagte er mit einer Leichtigkeit in der Stimme, die ihn verriet:
    »Harriet, du scheinst keinen Sinn fürs Dramatische zu haben. Willst du etwa sagen, wir sollten unsere Ehekomödie ohne die große Schlafzimmerszene spielen?«
    »Gewiß. So etwas Vulgäres spielen wir nicht.«
    »Harriet – dem Himmel sei Dank dafür.«
    Auf seinem angespannten Gesicht brach sich plötzlich das nichtsnutzige Lächeln wieder Bahn. Aber sie hatte zu große Angst ausgestanden, um schon zurücklächeln zu können.
    »Bunter ist nicht der einzige, der Maßstäbe anlegt. Du mußt tun, was du für richtig hältst. Versprich mir das. Wie ich dastehe, spielt keine Rolle. Ich schwöre, daß es nie etwas zu bedeuten haben wird.«
    Er nahm ihre Hand und küßte sie feierlich.
    »Danke, Harriet. Das ist Liebe in Ehren.«
    Sie blieben einen Augenblick so stehen, beide in dem Bewußtsein, daß etwas von großer, von übermächtiger Bedeutung erreicht war. Dann sagte Harriet nüchtern:
    »Auf jeden Fall hattest du recht und ich unrecht. Es muß sein. Es muß auf jeden Fall sein, solange wir der Sache nur auf den Grund kommen. Das ist deine Aufgabe, und sie ist es wert.«
    »Immer vorausgesetzt, daß ich sie erfüllen kann. Im Augenblick fühle ich mich nicht besonders weise.«
    »Du wirst es schon noch schaffen. Es ist ja alles gut, Peter.«
    Er lachte – und Bunter kam mit der Suppe herein.
    »Ich bedaure, daß das Essen ein wenig spät kommt, Mylady.«
    Harriet sah auf die Uhr. Es kam ihr vor, als ob sie Unendlichkeiten an Emotionen durchlebt hätte. Aber die Zeiger standen auf Viertel nach acht. Erst eineinhalb Stunden waren vergangen, seit sie ins Haus gekommen waren.

18
Stroh im Haar
    Dem Schelm setzt nach und nehmt die Metze fort!
    WILLIAM SHAKESPEARE: 2. KÖNIG HEINRICH VI
     
    »Das wirklich Wichtige hier«, sagte Peter, indem er mit seinem Löffelstiel eine Skizze auf das Tischtuch malte, »ist der Einbau einer funktionierenden Warmwasserversorgung und eines Bads über der Spülküche. Den Heizraum können wir hier einrichten, damit das Wasser direkt hier vom Kessel herunterkommt. Damit bekommen wir dann auch einen direkten Abfluß vom Bad zur Kanalisation – wenn ich das Ding mit diesem Namen beehren darf. Ich denke, es müßte dann noch Platz für ein weiteres Schlafzimmer neben dem Bad sein; und falls wir mehr Platz brauchen, können wir das Dachgeschoß ausbauen. Der Elektrogenerator darf im Stall wohnen.«
    Harriet stimmte zu und leistete noch einen eigenen Beitrag:
    »Bunter spricht nicht sehr freundlich vom Küchenherd. Er sagt, es sei ein altes Stück, Mylady, aber wenn ich ihm die Bemerkung gestatte, aus einer nicht sehr guten Zeit. Ich halte ihn für mittviktorianisch.«
    »Wir versetzen ihn noch ein paar Perioden weiter zurück und einigen uns auf Tudor. Ich schlage vor, einen offenen Kamin mit Bratspieß einzubauen und so recht feudal zu leben.«
    »Mit einem Küchenjungen, der den Spieß dreht? Oder nehmen wir dafür so ein krummbeiniges antikes Hündchen?«
    »Hm – nein; da bin ich kompromißbereit und will den Spieß elektrisch drehen lassen. Dazu einen Elektroherd für die Zeiten, da uns weniger antik zumute ist. Ich will aus beiden Welten das Beste – gegen Romantik habe ich wirklich nichts, aber bei

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