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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Zimmer, wie Sie sehen können, und gleich bezugsfertig, bis auf die paar Sachen, die noch herumliegen, aber die hab ich im Handumdrehen weggeräumt.«
    »Er scheint alles hiergelassen zu haben«, bemerkte Harriet mit Blick auf das altmodische Nachthemd, das gebrauchsfertig auf dem Bett lag, sowie das Rasierzeug und den Schwamm auf dem Waschständer.
    »O ja, Mylady, er hat alles noch mal in doppelter Ausfertigung in Broxford, damit er nur noch in den Bus zu steigen braucht. Er ist ja mehr in Broxford als hier und kümmert sich um sein Geschäft. Aber das hab ich im Nu alles in Ordnung – muß nur schnell das Bettzeug wechseln und mal eben mit dem Staubtuch über alles gehen. Möchten Sie vielleicht, daß ich Ihnen einen Kessel Wasser auf dem Petroleumofen heiß mache, Mylady? Und –«
    Mrs. Ruddles Ton ließ erkennen, daß dies schon oft die Entscheidungsfreudigkeit wankelmütiger Sommergäste beeinflußt hatte – »hier unten, diese eine Treppe runter – passen Sie auf Ihren Kopf auf, Mylady – alles modern, alles von Mr. Noakes eingebaut, als wir anfingen, Sommergäste zu nehmen.«
    »Ein Badezimmer?« fragte Harriet hoffnungsvoll.
    »Nun, Mylady, ein Badezimmer nicht gerade«, antwortete Mrs. Ruddle, als ob das nun wirklich zuviel verlangt wäre, »aber sonst ist alles so modern, wie Sie es sich nur wünschen können – man muß nur morgens und abends das Wasser aus der Spülküche heraufpumpen.«
    »Aha, verstehe«, sagte Harriet. »Wie schön.« Sie schaute durchs Gitter. »Ob die Koffer wohl schon ins Haus gebracht worden sind?«
    »Ich kümmere mich gleich darum«, sagte Mrs. Ruddle, indem sie Mr. Noakes’ Toilettenartikel geschickt in ihrer Schürze einsammelte, als sie an der Kommode vorbeikam, und das Nachthemd gleich folgen ließ. »Und bevor Sie sich umgesehen haben, ist schon alles fertig.«
    Es war dann aber Bunter, der das Gepäck brachte. Harriet fand, er sah ein bißchen erschöpft aus, und lächelte ihn abbittend an.
    »Danke, Bunter. Ich fürchte, das macht Ihnen alles eine Menge Arbeit. Ist Seine Lordschaft –«
    »Seine Lordschaft ist mit dem jungen Mann, der auf den Namen Bert hört, in den Holzschuppen gegangen, um ihn leerzuräumen und den Wagen hineinzustellen, Mylady.« Er sah sie an, und sein Herz schmolz dahin. »Er singt Lieder in französischer Sprache, Mylady, und ich habe die Beobachtung gemacht, daß dies ein Zeichen von guter Stimmung bei Seiner Lordschaft ist. Ich habe mir gedacht, Mylady, daß dieses Zimmer hier nebenan, falls Sie und Seine Lordschaft freundlicherweise einige vorübergehende Mängel in dieser Regelung übersehen wollten, sich am besten als Ankleidezimmer für Seine Lordschaft eignen könnte, so daß hier mehr Platz für Eure Ladyschaft bleibt. Gestatten Sie.«
    Er öffnete die Tür des Kleiderschranks, inspizierte Mr. Noakes’ darin hängende Kleider, schüttelte bei ihrem Anblick den Kopf, nahm sie von den Bügeln und trug sie über dem Arm hinaus. Fünf Minuten später hatte er die Kommode von ihrem gesamten Inhalt geleert, und noch einmal fünf Minuten später hatte er alle Schubladen mit Blättern der Morning Post ausgelegt, die er aus der Jackentasche geholt hatte. Aus der anderen Tasche nahm er zwei frische Kerzen, die er auf die beiden Halter rechts und links des Spiegels steckte. Er trug Mr. Noakes’ gelbe Seife, Handtücher und Wasserkanne hinaus und kehrte kurz darauf mit frischen Handtüchern und Wasser, einem jungfräulichen, in Zellophan gewickelten Stück Seife, einem kleinen Kessel und einem Spirituskocher zurück, und während er ein Zündholz an den Spiritus hielt, bemerkte er, Mrs. Ruddle habe einen Fünfliterkessel Wasser auf den Petroleumofen gestellt, der seines Erachtens eine halbe Stunde brauchen werde, um dieses Wasser zu wärmen, und ob sie im Moment noch Wünsche habe, denn es scheine unten ein paar kleine Schwierigkeiten mit dem Feuer im Wohnzimmer zu geben und er möchte noch gern den Koffer Seiner Lordschaft auspacken, ehe er hinuntergehe und sich darum kümmere.
    Unter den gegebenen Umständen machte Harriet gar nicht erst den Versuch, sich umzuziehen. Das Zimmer war zwar geräumig und in seinem Fachwerkstil sogar hübsch, aber kalt. Sie fragte sich, ob Peter sich, alles in allem gesehen, nicht doch im Hotel Gigantic irgendwo auf dem europäischen Kontinent wohler gefühlt hätte. Sie hoffte, er werde nach der Schlacht im Holzschuppen wenigstens ein großes, brüllendes Feuer zur Begrüßung vorfinden und endlich in

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