Hochzeit kommt vor dem Fall
bringen, so daß man Zeit zum Leben hatte und sich nicht immerzu den Kopf zu zerbrechen brauchte. Man hoffte flüchtig, daß Bunter nicht die ganze Nacht auf Küchenschabenjagd gewesen war, aber im Augenblick konzentrierten sich alle Gedanken, die man noch hatte, auf Peter – man wollte ihn nach Möglichkeit nicht wecken, hoffte vielmehr, er werde bald von selbst aufwachen, und versuchte sich auszumalen, was er dann wohl sagen würde. Wenn seine ersten Worte französisch waren, durfte man wenigstens sicher sein, daß er von den Vorgängen der Nacht einen angenehmen Eindruck zurückbehalten hatte; im ganzen gesehen wäre Englisch aber doch vorzuziehen, weil es zeigte, daß er sich noch genau erinnerte, wer man war.
Als ob dieser beunruhigende Gedanke seinen Schlaf gestört hätte, regte er sich in diesem Augenblick; ohne die Augen zu öffnen, tastete er mit der Hand nach ihr und zog sie zu sich. Und sein erstes Wort war weder französisch noch englisch, sondern nur ein langgezogenes, fragendes: »Hmmmm?«
»Hm!« machte auch Harriet, sich ergebend. » Mais quel tact, mon dieu! Sais-tu enfin qui je suis? «
»Ja, meine Sulamith, ich weiß es, du brauchst meiner Zunge also keine Fallen zu stellen. Im Laufe meines vertanen Lebens habe ich gelernt, daß es die erste Pflicht eines Gentleman ist, sich am Morgen zu erinnern, wen er am Abend mit ins Bett genommen hat. Du bist Harriet und schwarz, doch anmutig. Ganz nebenbei bist du auch meine Frau, und falls du das vergessen hast, wirst du es noch einmal lernen müssen.«
»Aha!« sagte der Bäcker. »Hab ich mir doch gedacht, daß Gäste hier sind. Denn daß der alte Noakes oder Martha Ruddle ein » Bitte« auf die Brotbestellung schreibt, das war noch nie da. Wieviel darf’s denn sein? Ich komme jeden Tag vorbei. Richtig! Ein schwarzes und ein weißes.
Und noch ein kleines braunes. Alles klar, Chef. Hier, bitte. «
»Wenn Sie so freundlich wären«, antwortete Bunter, indem er in den Flur zurücktrat, »kurz hereinzukommen und sie auf den Küchentisch zu legen, wäre ich Ihnen sehr dankbar, denn meine Hände sind ganz voll Petroleum.«
»Ist gut«, antwortete der Bäcker gefällig. »Ärger mit dem Ofen?«
»Ein wenig«, räumte Bunter ein. »Ich war genötigt, den Brenner auseinanderzunehmen und wieder zusammenzusetzen, aber jetzt darf ich hoffen, daß er richtig funktioniert. Angenehmer wäre uns allerdings, wenn wir Feuer im Kamin machen könnten. Wir haben schon den Milchmann nach einem gewissen Puffett geschickt, von dem ich hörte, er biete seine Dienste als Schornsteinfeger an.«
»Das geht klar«, bestätigte der Bäcker. »Eigentlich ist Tom Puffett ja Maurer, aber er ist sich nicht zu schade, auch mal einen Kamin zu fegen. Bleiben Sie lange hier? Einen Monat? Dann wollen Sie das Brot vielleicht anschreiben lassen? Wo ist der alte Noakes denn hin?«
»Nach Broxford, soviel ich gehört habe«, sagte Mr. Bunter, »und wir wüßten gern, was er sich dabei gedacht hat. Nichts vorbereitet und die Kamine verstopft, und das, nachdem er genaue schriftliche Anweisungen erhalten und die entsprechenden Zusagen gemacht hatte, an die er sich aber nicht gehalten hat.«
»Ah, ja!« sagte der Bäcker. »Versprechen geht leicht, wie?« Er kniff ein Auge zu. »Versprechen kosten nichts, aber ein Schornstein kostet anderthalb Shilling, und der Ruß ist gratis. So, aber ich muß jetzt weiter. Kann ich im Dorf noch was für Sie erledigen?«
»Wenn Sie so freundlich wären«, antwortete Mr. Bunter, »könnten Sie den Lehrjungen aus dem Lebensmittelgeschäft mit ein paar Scheiben durchwachsenem Speck und ein paar Eiern schicken, damit wir den Mängeln des Frühstücksangebots abhelfen können.«
»Wird gemacht«, sagte der Bäcker. »Das haben wir gleich. Ich sage Willis, er soll seinen Jimmy herschicken.«
»Aber«, bemerkte Mrs. Ruddle, die plötzlich in blaugewürfelter Schürze und aufgekrempelten Ärmeln aus dem Wohnzimmer kam, »deswegen braucht George Willis sich nicht einbilden, er kann Seine Lordschaft von jetzt an immer beliefern, denn im Kolonial kostet der Speck einen Penny weniger das Pfund, und besser und magerer ist er auch, und ich kann ihn leicht abfangen, wenn er hier vorbeikommt.«
»Aber heute werden Sie mit Willis vorliebnehmen müssen«, erwiderte der Bäcker, »wenn Sie mit dem Frühstück nicht bis mittags warten wollen, denn die vom Kolonial kommen erst um elf oder zwölf hier vorbei. Ist das alles für heute? Gut. Morgen, Martha. Bis
Weitere Kostenlose Bücher