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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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sie so frisch und ordentlich wie für die Königin von England.«
    »Das hilft uns sehr viel weiter«, sagte Kirk. »Wenn Noakes um halb acht zu Abend gegessen hat, war er da vermutlich noch am Leben.« Er sah zu Peter, aber der machte diesmal keine verwirrenden Andeutungen über Mörder, die für ihre Opfer zu Abend aßen, und das ermutigte den Polizeidirektor, fortzufahren: »Er ist nicht zu Bett gegangen, und das gibt uns – Wann ging er denn für gewöhnlich zu Bett, Mrs. Ruddle, wissen Sie das?«
    »Um elf, Mr. Kirk, pünktlich wie die Uhr. Da hat er sein Radio ausgeschaltet, und ich hab ihn mit der Kerze nach oben gehen sehen. Ich kann nämlich bei mir hinten raus sein Schlafzimmer ganz genau sehen.«
    »Aha! Nun denken Sie mal an vorigen Mittwochabend zurück, Mrs. Ruddle. Können Sie sich erinnern, ob Sie ihn da mit der Kerze haben hinaufgehen sehen?«
    »Na so was!« rief Mrs. Ruddle. »Jetzt wo Sie fragen, Mr. Kirk, fällt mir ein, daß ich ihn nicht gesehen hab. Und ich hab noch anderntags zu meinem Bert gesagt: ›Sieh mal‹, sag ich, ›wenn ich doch nur wach geblieben wäre, hätte ich gewußt, daß er fort ist, denn dann hätte ich gesehen, daß kein Licht in seinem Schlafzimmerfenster war. Aber bitte‹, sag ich, ›ich war ja so erschöpft, daß ich gleich eingeschlafen bin, wie ich den Kopf auf dem Kissen hatte.‹«
    »Hm«, machte Kirk enttäuscht. »Na ja, so wichtig ist das ja nicht. Da in dem Bett nicht geschlafen wurde, war er wahrscheinlich noch unten, als –«
    (Gott sei Dank! dachte Peter. Nicht in meiner Herrin Zimmer.)
    Mrs. Ruddle unterbrach ihn mit einem schrillen Ausruf.
    »Meine Güte, Mr. Kirk! Na so was!«
    »Ist Ihnen etwas eingefallen?«
    Mrs. Ruddle war etwas eingefallen, und die Miene, mit der sie von Kirk zu Sellon und dann weiter zu Peter schaute, ließ ahnen, daß es nicht nur wichtig, sondern alarmierend war.
    »Aber natürlich! Ich weiß gar nicht, warum mir das nicht früher in den Kopf gekommen ist, aber ich war so durcheinander von all den schrecklichen Sachen, die passiert sind. Na klar, jetzt wo ich dran denke – wenn er nicht mit dem Bus um zehn gefahren ist, dann muß er schon vor halb zehn tot gewesen sein.«
    Die Hand des Konstablers stockte beim Schreiben. Kirk fragte schneidend:
    »Warum nehmen Sie das an?«
    »Na, weil sein Radio nicht an war, und ich hab noch zu Bert gesagt –«
    »Einen Moment. Was ist mit dem Radio los?«
    »Also, Mr. Kirk, wenn Mr. Noakes noch am Leben gewesen wäre, hätte er die Nachrichten um halb zehn nicht verpaßt, um keinen Preis. Er war immer ganz wild auf die Spätnachrichten, der arme Kerl – obwohl ich ja nicht weiß, was es ihm genützt hat. Und ich weiß noch genau, wie ich vorigen Mittwochabend zu Bert gesagt habe: ›Komisch‹, sag ich, ›Mr. Noakes hat heute gar nicht sein Radio an. Sieht ihm gar nicht ähnlich‹, sag ich.«
    »Aber Sie konnten doch von Ihrem Cottage aus das Radio gar nicht hören, wenn alle Türen und Fenster zu waren.«
    Mrs. Ruddle leckte sich über die Lippen.
    »Also, ich will Ihnen nichts vormachen, Mr. Kirk.« Sie schluckte, dann fuhr sie redselig wie eh und je fort; dabei mied ihr Blick den des Polizeidirektors und heftete sich statt dessen auf Joe Sellons Bleistift. »Ich war nur mal eben kurz nach halb zehn rübergelaufen, um mir einen Tropfen Öl aus seinem Schuppen auszuborgen, und wenn da sein Radio angewesen wäre, hätte ich es auf jeden Fall gehört, denn nach hinten sind die Wände ja nur aus Gips, und er hatte es immer mächtig laut an, weil er doch ein bißchen schlecht hörte.«
    »Ach so«, sagte Mr. Kirk.
    »Ist ja schließlich nichts Schlimmes«, sagte Mrs. Ruddle, indem sie einen Schritt vom Tisch zurückwich, »wenn man sich ’nen Tropfen Öl ausleiht.«
    »Nun ja«, antwortete Mr. Kirk vorsichtig, »das spielt jetzt hier keine Rolle. Die Nachrichten um halb zehn. Die kommen im nationalen Programm.«
    »Stimmt. Um die Sechsuhrnachrichten hat er sich nie gekümmert.«
    Peter warf Kirk einen fragenden Blick zu, dann ging er zur Radiotruhe und hob den Deckel.
    »Der Zeiger«, sagte er, »steht auf dem Regionalprogramm.«
    »Nun, falls Sie inzwischen nicht daran gedreht haben –« Peter schüttelte den Kopf, und Kirk fuhr fort.
    »Scheint so, als ob er es nicht eingeschaltet hätte – jedenfalls nicht für die Nachrichten um halb zehn. Hm. Wir kommen der Sache näher, nicht? Engen die Zeit immer mehr ein. Hier ein wenig, da ein wenig –«
    »Jesaja«,

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