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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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fand dieses Zitat verwirrend und weigerte sich, ihm nachzuspüren.
    »Haben Sie nicht daran gedacht, nach Miss Twitterton zu schicken? Sie kam doch gewöhnlich her, wenn Mr. Noakes fort war. Sie müssen sich gewundert haben, sie nicht zu Gesicht zu bekommen.«
    »Ist doch nicht meine Sache, nach Leuten zu schicken, wenn sie nicht von selbst kommen«, sagte Mrs. Ruddle.
    »Wenn Mr. Noakes gewollt hätte, daß Miss Twitterton kommt, hätte er es ihr ja sagen können. So hab ich das wenigstens gesehen. Aber wo er jetzt tot ist, weiß ich natürlich, daß er’s ihr nicht sagen konnte, aber das konnte ich da ja nicht wissen, oder? Und ich hab schon Scherereien genug gehabt – nicht mal mein Geld gekriegt – und Sie erwarten doch nicht von mir, daß ich zwei Meilen weit nach Leuten schicke, als wenn ich nicht so schon genug zu tun hätte. Oder daß ich teure Briefmarken verschwende. Und außerdem«, fuhr Mrs. Ruddle energisch fort, »hab ich mir gesagt, wenn er mir nichts davon gesagt hat, daß er weggeht, hat er Aggie Twitterton vielleicht auch nichts gesagt – und ich misch mich doch nicht in andrer Leute Sachen ein, das brauchen Sie nicht denken.«
    »Oh!« sagte Kirk. »Soll das heißen, Sie haben sich gedacht, daß er vielleicht einen Grund haben könnte, ohne großes Aufsehen von hier zu verschwinden?«
    »Könnte vielleicht sein, vielleicht auch nicht. So hab ich das jedenfalls angesehen, nicht? Sicher, da war noch mein Wochengeld, aber so eilig war das auch wieder nicht. Aggie Twitterton hätte mir das schon gegeben, wenn ich danach gefragt hätte.«
    »Natürlich«, sagte Kirk. »Sie haben wohl am Sonntag nicht daran gedacht, sie zu fragen, als sie hier war, um die Orgel zu spielen?«
    »Ich?« rief Mrs. Ruddle richtig beleidigt. »In die Kirche gehe ich nicht, ich bin protestantisch. Bis wir fertig sind, haben die sich doch schon längst wieder verdrückt. Sicher, ab und zu geh ich auch mal zu denen in die Kirche, aber lohnen tut sich das nicht. Auf und nieder und auf und nieder, als wenn die Knie nicht vom Putzen am Wochentag schon genug durchgescheuert wären, und dann nur so ein bißchen Predigt, ohne Schwung. Mr. Goodacre ist ja ein sehr netter Herr und zu allen freundlich, da will ich kein Wort gegen sagen, aber ich war und bin protestantisch, und unsere Kapelle ist am andern Ende vom Dorf, und bis ich von da wieder zurück war, waren die schon alle nach Hause, Aggie Twitterton mit ihrem Fahrrad auch. Also, Sie sehen, ich konnte sie gar nicht abfangen, und wenn ich’s noch so sehr gewollt hätte.«
    »Natürlich nicht«, sagte Kirk. »Na schön. Sie haben also nicht versucht, Miss Twitterton Bescheid zu geben. Ich nehme aber an, Sie haben im Dorf erwähnt, daß Mr. Noakes fort war?«
    »Das hab ich bestimmt«, räumte Mrs. Ruddle ein. »War ja nichts dabei.«
    »Sie haben uns gesagt«, mischte Peter sich ein, »er sei abends mit dem Zehnuhrbus gefahren.«
    »Das hab ich eben gedacht«, sagte Mrs. Ruddle.
    »Und da das völlig natürlich schien, hat niemand Fragen gestellt. Hat im Laufe der Woche mal jemand nach Mr. Noakes gefragt?«
    »Nur Mr. Goodacre. Den hab ich am Donnerstagmorgen gesehen, wie er am Haus herumsucht, und wie er mich sieht, fragt er: ›Ist Mr. Noakes fort?‹ – ›Ja‹, sag ich, ›rüber nach Broxford.‹ Darauf sagt er nur: ›Dann komme ich ein andermal vorbei.‹ Ich wüßte nicht, daß danach noch jemand gekommen wäre.«
    »Und gestern abend«, fuhr Mr. Kirk fort, »als Sie die Herrschaften einließen, war alles wie gewöhnlich?«
    »Stimmt. Bis auf die Sachen vom Abendessen auf dem Tisch, wo er sie stehengelassen hat. Er hat immer um halb acht zu Abend gegessen, ganz regelmäßig. Dann ist er mit der Zeitung in der Küche sitzen geblieben bis halb zehn, wenn die Nachrichten kamen. Bei ihm ging immer alles auf die Minute, jeden Tag.«
    Kirk strahlte. Das waren die Informationen, die er haben wollte.
    »Er hatte also zu Abend gegessen. Aber in seinem Bett war nicht geschlafen worden?«
    »Nein. Aber ich hab natürlich für die Herrschaften saubere Laken aufgelegt. Ich weiß hoffentlich, was sich gehört. Das waren die Laken von der Woche davor«, erklärte Mrs. Ruddle weiter, damit nur ja alles klar war, »die waren schon am Mittwoch gewaschen und getrocknet, ich konnte sie bloß nicht ins Haus bringen, weil das ja abgeschlossen war. Da hab ich sie also bei mir in die Küche gelegt, und so brauchte ich sie nur noch ein Minütchen vors Feuer zu hängen, da waren

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