Hochzeit nach Plan B (German Edition)
Mareike mitfühlend. Dann kicherte sie wieder. »Aber trotzdem herzlichen Glückwunsch. Wessen Entscheidung es auch war, sie war auf jeden Fall richtig.« Überschwänglich nahm sie mich in den Arm.
Vor Erleichterung seufzte ich laut auf. So war eben Mareike. Laut, direkt und unangepasst, aber durch und durch gutmütig und überhaupt nicht nachtragend. Ich war so froh, dass sie mir nicht böse war.
»Komm erstmal rein«, forderte sie mich auf, »dann trinken wir ein Glas Orangensaft zusammen und du kannst mir alles in Ruhe erzählen.«
»Orangensaft? Ohne Wodka?«, gab ich erstaunt zurück. »Was ist denn mit dir los? Du bist doch nicht etwa krank?«
Erst als Mareike mich ein Stück von sich wegschob und mich mit hochgezogenen Augenbrauen ansah, fiel es mir auf. Sie war ja schon immer ein bisschen pummelig gewesen, aber jetzt zeichnete sich eine deutliche Kugel unter ihrer Latzhose ab.
»Oh!«, bemerkte ich ungeheuer einfallsreich. »Da ist wohl was unterwegs. Von Christoph?«
Mareike nickte missmutig. »Leider. Ich hab den einen kleinen Jungen anscheinend gegen den anderen eingetauscht. Jedenfalls hat Christoph sofort das Weite gesucht, als er erfahren hat, dass ich schwanger bin. Dieser elende Versager!«
Seufzend legte sie den Arm um meine Schultern und führte mich in ihr Wohnzimmer. Der Raum war gemütlich eingerichtet, aber kaum größer als ein Schuhkarton. Das wunderte mich allerdings nicht, denn Mareikes ganzes Haus war nicht größer als eine normale Garage. Aber immerhin hatte sie ihr eigenes Reich und sogar einen kleinen Garten. Damit war sie mindestens zweitausend Prozent besser gestellt als ich.
»Na, dann sind wir jetzt wohl beide wieder Singles, was?«, grinste sie.
Ich verzog verlegen das Gesicht. »Äh, nicht so ganz«, widersprach ich zögernd.
Mareike sah mich entsetzt an. »Setz dich!«, meinte sie in einem Ton, der ganz klar machte, wer hier das Sagen hatte. »Ich hole Getränke und Schokolade. Ich glaube, wir haben uns wirklich eine Menge zu erzählen.«
Eine Viertelstunde später, als ich ihr alles detailgenau berichtet hatte, schüttelte sie fassungslos den Kopf.
»Oh Mann, da steckst du echt bis zur Halskrause in der Scheiße«, sagte sie in ihrer unnachahmlich charmanten Art. »Sieh bloß zu, dass du da so schnell wie möglich wieder rauskommst. Das kann nur schiefgehen.«
»Das weiß ich doch selber«, gab ich unglücklich zu. »Aber das Problem ist, dass ich Ben nicht wehtun möchte. Weder ihm noch seiner Familie. Ich mag die Baumgartners wirklich – und Ben besonders.«
Mareike sah mich prüfend an. »Jetzt sag nicht, du hast dich in ihn verliebt?«
Ich holte einmal tief Luft. »Naja, vielleicht ein kleines bisschen«, gestand ich kleinlaut.
»Dann ist es umso wichtiger, dass du ehrlich bist. Sobald sich Ben daran erinnert, was wirklich passiert ist, siehst du ihn sonst nicht wieder«, warnte Mareike eindringlich.
Natürlich wusste ich, dass sie recht hatte. Aber ich hatte nun mal Angst, alles kaputt zu machen. Und das sagte ich ihr auch.
Mareike schüttelte energisch den Kopf. »Ich lass dich hier nicht eher raus, bis du mir versprochen hast, ihm endlich die Wahrheit zu sagen. Ich mache dir ein Angebot: Du sprichst mit deinem Ben, und wenn du daraufhin bei seiner Familie rausfliegst – was ich für sehr wahrscheinlich halte, nachdem du sie jetzt schon so lange verarscht hast – kannst du für eine Weile bei mir unterkommen.«
Ich sah sie trotzig an. »Immerhin habe ich ihm ja das Leben gerettet«, brachte ich zu meiner Verteidigung vor, doch auch diesen Einwand ließ Mareike nicht gelten.
»Das war doch nur aus Versehen. Das zählt nicht«, bemerkte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung.
Irgendwann willigte ich ein. Als ich mich von ihr verabschiedete, hatte ich ihr zwei Versprechen gegeben: Das erste war, Ben noch am gleichen Tag die Wahrheit zu sagen. Das zweite betraf unsere Freundschaft. Wir hatten uns gegenseitig geschworen, dass nie wieder ein Mann zwischen uns stehen sollte.
Und als ich mich in mein Auto setzte, um zu Ben ins Krankenhaus zu fahren, war ich fest entschlossen, beide einzuhalten.
Kapitel 15
Es war mein erster Besuch bei Ben im Krankenhaus, bei dem wir völlig in Ruhe reden konnten.
Herbert hatte ein paar Kumpels zu Besuch, mit denen er herumzog. Ich vermutete, dass sie den Krankenhauskiosk belagerten und das eine oder andere Bierchen verschwinden ließen, damit die Zigaretten ihre Kehlen nicht völlig austrockneten. Evelyn und
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