Hochzeit zu verschenken
wäre doch was!« Sie blättert weiter. »Guck mal, eineiige Zwillinge als Brautjungfern! Sind die nicht hübsch? Kennst du irgendjemanden, der Zwillinge hat, Schatz?«
»Nein«, bedauere ich. »Ich glaube nicht. Oh, guck doch mal, da gibt es Uhren mit Hochzeitscountdown! Und einen Hochzeits-Terminplaner! Und ein dazu passendes Brauttagebuch, in dem man diese einmalige, aufregende Zeit en detail festhalten kann. Was meinst du, ob ich mir so was kaufen soll?«
»Auf jeden Fall«, sagt Mum. »Wenn du es nämlich nicht machst, ärgerst du dich hinterher bloß.« Sie legt ihre Zeitschrift zur Seite. »Weißt du was, Becky? Was ich dir wirklich mit auf den Weg geben möchte: Mach keine halben Sachen. Denk dran, du heiratest nur einmal -«
»Halloooooo?« Wir sehen auf, als jemand an die Hintertür klopft. »Ich bin‘s nur!« Janices strahlende Augen blicken durch die Glasscheibe, und sie winkt uns zu. Janice ist unsere Nachbarin, ich kenne sie schon seit Urzeiten. Sie trägt ein geblümtes Hemdblusenkleid in einem grellen Türkis, dazu passenden Lidschatten und einen Ordner unter dem Arm.
»Janice!«, ruft Mum. »Komm rein! Möchtest du einen Kaffee?«
»Sehr gerne! Habe meinen Süßstoff schon dabei.« Sie kommt herein und nimmt mich in den Arm. »Da ist ja die Glückliche! Becky, Liebes, herzlichen Glückwunsch!«
»Danke«, sage ich und lächele schüchtern.
»Der Ring ist ja einmalig!«
»Zwei Karat«, informiert Mum sie prompt. »Eine Antiquität. Ein Familienerbstück.«
»Ein Familienerbstück!«, wiederholt Janice ehrfürchtig. »Ach, Becky!« Sie nimmt eine Ausgabe der Modern Bride zur Hand und seufzt. »Wie willst du das eigentlich hinkriegen, die Hochzeit von New York aus zu organisieren?«
»Becky braucht sich um überhaupt nichts zu kümmern« schaltet Mum sich ein. »Ich mache das. Das war immer schon die Aufgabe einer Brautmutter.«
»Na, und du weißt ja, wo du mich finden kannst, falls du Hilfe brauchst«, sagt Janice. »Habt ihr schon einen Termin?«
»22. Juni.« Mum schafft es gerade so, den Lärm der Kaffeemühle zu übertönen. »Fünfzehn Uhr in St. Mary‘s.«
»Fünfzehn Uhr!«, freut Janice sich. »Toll!« Sie legt die Zeitschrift wieder hin und sieht mich auf einmal sehr ernst an. »Becky, es gibt da etwas, das ich dir sagen möchte. Das ich euch beiden sagen möchte.«
»Ach, ja?«, sage ich mit einem Anflug von Besorgnis, und Mum stellt den Kaffeebereiter ab. Janice atmet tief ein.
»Es würde mich wahnsinnig freuen, wenn ich euch für die Hochzeit schminken dürfte. Euch beide und die Brautjungfern auch.«
»Janice!« Meine Mum klingt entzückt. »Das ist ja ein netter Vorschlag! Stell dir vor, Becky! Professionelles Makeup!«
»Äh... super.«
»Ich habe bei diesem Kurs so wahnsinnig viel gelernt -sämtliche Tricks und Kniffe der Profis! Ich habe ein ganzes Buch mit Fotos, das ihr euch angucken könnt. Ihr könnt dann überlegen, welchen Stil ihr wollt. Ich habe es sogar zufällig dabei - guckt mal!« Janice klappt den Ordner auf und blättert durch einen Stapel laminierter Fotos von Frauen, die aussehen, als hätten sie sich in den 70er Jahren schminken lassen. »Dieser Look hier zum Beispiel heißt Pop-Prinzessin - für das junge Gesicht«, erklärt sie atemlos. »Und das hier ist die Strahlende Frühlingsbraut, das ist mit extra wasserfester Wimperntusche... Oder Kleopatra, wenn man‘s gern ein bisschen dramatischer mag.«
»Toll!«, sage ich wenig überzeugend. »Das gucke ich mir dann vielleicht an, wenn sich der große Tag nähert...«
Janice will mich für meine Hochzeit schminken? Nur über meine Leiche!
»Und die Torte lasst ihr doch sicher von Wendy machen, oder?«, fragt Janice, als Mum eine Tasse Kaffee vor ihr abstellt.
»Ja, ja, keine Frage«, antwortet Mum. »Wendy Prince, die wohnt in der Maybury Avenue«, erklärt sie mir. »Die, die auch die Torte zu Dads Pensionierung gemacht hat. Die mit dem Rasenmäher drauf. Unglaublich, was diese Frau mit einer Spritztülle alles machen kann!«
Ich kann mich sehr gut an diese Torte erinnern. Der Zuckerguss war giftgrün, und den Rasenmäher hatte sie aus einer Streichholzschachtel gebastelt. Man konnte sogar durch den giftgrünen Zuckerguss noch die Aufschrift lesen.
»Also, hier sind ja ein paar wirklich abgefahrene Hochzeitstorten drin«, sage ich und halte den beiden eine Ausgabe von Brides hin. »Die gibt es bei dieser berühmten Konditorei in London. Vielleicht könnten wir uns da mal umsehen.«
»Ach,
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