Hochzeitsfieber bei den MacGregors
rein.«
»Zu spät.« Als sie seinen blumigen Fluch hörte, musste sie kichern.
»Entschuldige«, sagte sie schnell. »Aber in diesem Zusammenhang habe ich diese Worte noch nie gehört.« Sie öffnete ein Auge und bekam sofort ein schlechtes Gewissen. »Oje, Royce, du blutest ja.«
»An mehreren Stellen. Es war nur ein Wasserglas. Ich hole einen Besen.«
»Und ich versorge anschließend deine Wunden«, sagte sie mit einem Lächeln, das einen verträumten Zug annahm, während sie ihm nachschaute, wie er zur Tür ging. »Meine Güte, hast du einen Körper.«
Er blieb stehen und warf einen Blick über die Schulter. Sie saß auf dem Bett, mit langen, schlanken Gliedern und zerzaustem Haar. »Danke, gleichfalls, Slim«, murmelte er und schlüpfte hinaus.
Sie beugte sich aus dem Bett und hatte die Glasscherben bereits aus dem Laken geschüttelt, als er mit Schaufel und Besen zurückkehrte. »Du wirst es waschen müssen. Es könnten immer noch Glasscherben drin sein.«
»Schmeiß es einfach in die Ecke. Ich räume es dann später weg.«
Sie hob eine Augenbraue und schaute sich in dem Zimmer um. Es gab ein Bett, einen Schrank, einen Stuhl. Oder zumindest war anzunehmen, dass sich unter dem Kleiderhaufen ein Stuhl befand. Außerdem gab es noch einen halb blinden Spiegel und einen Tisch, auf dem ein Computer und ein Drucker standen.
»Ein behagliches Zuhause.«
»Ich habe dir gesagt, dass ich nicht viel Zeit hier verbringe.« Er warf die Glasscherben in einen Abfalleimer, dann lehnte er Besen und Schaufel gegen die Wand.
»Wäschst du wirklich ab und zu?«, fragte sie ihn.
»Nur wenn mir absolut nichts anderes übrig bleibt. Das ist sicher bald wieder der Fall.«
Sie lächelte und klopfte neben sich aufs Bett. »Komm her zu mir. Lass mich diesen Schnitt anschauen.« Sie betrachtete die Schnittverletzung genau, dann berührte sie mit ihren Lippen seine Schulter. »Es ist nur ein Kratzer.«
»Wenn wir ein bisschen anders gefallen wären, würdest du mir jetzt den Allerwertesten küssen.«
Lachend lehnte sie ihre Wange an seinen Rücken. »Was ist mit dem Fuß?«
»Nichts weiter. Ich hatte schon Schlimmeres.«
»Hm.« Sie fuhr mit dem Finger über die Narbe an seiner Schulter. »Wie das zum Beispiel.«
»Ich war zu voreilig. Habe nicht gewartet, bis die Verstärkung da war. Ein Grünschnabelfehler. Er ist mir kein zweites Mal unterlaufen.«
»Und das hier?« Sie berührte die kleine Narbe an seinem Kinn.
»Eine Schlägerei in einer Bar. Ich war glücklicherweise zu betrunken, um etwas zu spüren, und idiotisch genug, um sie herauszufordern. Auch ein Fehler, den ich kein zweites Mal gemacht habe.«
»Dann bist du also von allen Irrtümern geheilt, ja?« Sie beugte sich vor und streifte mit den Lippen sein Kinn.
»Mehr oder weniger.«
»Gott sei Dank nur mehr oder weniger.« Ermutigt von dem Begehren, das seine Augen verdunkelte, kniete sie sich vor ihn hin und schlang ihre Arme um seinen Nacken. »Ich fände es nämlich ziemlich scheußlich, wenn du ein durch und durch braver Bürger wärst.«
»Bist du das denn nicht?«
Sie lachte und biss ihn in die Unterlippe. »Mehr oder weniger.«
»Ich würde sagen, mehr. Laura MacGregor, aus dem Bostoner Zweig der MacGregors.« Er fuhr ihr mit der Hand über die Brust. »Was tust du in meinem Bett?«
»Ich bin hier, weil mir irgendwann klar geworden ist, dass ich genau hier sein will.« Sie knabberte an seinem Mund. »Ich bin nämlich sehr zielstrebig, musst du wissen. Es liegt in der Familie.« Ihre Lippen wanderten über seinen Hals. »Und ich wollte dich. Ich will dich. Nimm mich, Royce.« Ihr Mund legte sich auf den seinen und zerstörte Royces stille Hoffnung, vielleicht doch irgendwann in nächster Zukunft wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. »Bring mich wieder an den Ort, an den du mich schon einmal gebracht hast.«
Er zog sie an sich und brachte sie zurück. Zurück ins Paradies.
8. K APITEL
Schnee begrub die Ostküste unter sich und veranlasste die Schulkinder zu einem Freudentanz. Von Kanada her blies ein schneidender Wind und brachte bittere Kälte. Rohre platzten, Autos streikten, und Straßen verwandelten sich in Schlittschuhbahnen.
Die Mutigen oder Entschlossenen bevölkerten die Einkaufszentren und Fußgängerzonen, um Weihnachtsgeschenken nachzujagen und sich die Köpfe über buntes Geschenkpapier und Seidenbänder zu zerbrechen. In der Post waren Weihnachtskarten, und in den Küchen duftete es nach Plätzchen.
Ganz Boston fror,
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