Hochzeitsfieber bei den MacGregors
seinem Namen auf den Lippen auf.
Die Dudelsackpfeifer spielten immer noch.
Sie setzte sich auf und rieb sich die Augen. Dudelsäcke, dachte sie verwirrt. Und das gleichmäßige Schlagen von Trommeln. Sie gähnte, lachte und schwang ihre Beine über die Bettkante. Grandpa hatte sich wahrscheinlich für den Weihnachtsmorgen wieder einmal etwas ganz Besonderes ausgedacht. Für den frühen Weihnachtsmorgen, registrierte sie mit einem Blick auf die Uhr.
Es war kaum acht.
Sie wollte eben nach ihrem Bademantel greifen, als die Tür aufflog. Julias Haare waren zerzaust, ihre Füße nackt und ihre Augen riesengroß. »Schau mal aus dem Fenster. Du wirst es nicht glauben, bis du es siehst.«
»Ich höre es«, sagte Gwen, als Stimmen in der Halle erklangen. Türen wurden aufgerissen und ins Schloss geworfen, Schritte trappelten über den Flur. »Klingt, als wären noch mehr auf den Beinen. Was hat Grandpa angestellt?«
»Nicht Grandpa.« Julia packte Gwen kurz entschlossen am Arm und zog sie zum Fenster. »Es ist Bran.«
Wie betäubt schaute Gwen nach draußen. Dort auf dem weiten Rasen standen zehn stämmige Männer in Kilts und führten einen schottischen Volkstanz auf. »Zehn Lords«, brachte sie mühsam heraus.
»Schottische Gutsherren«, korrigierte Julia und grinste wie ein Idiot. »Und dazu elf Dudelsackpfeifer und zwölf Trommler. Ich würde sagen, das übertrifft alles Vorausgegangene. Deine große Liebe lässt wirklich nichts unversucht.«
»Er …« Gwen schaute auf Branson hinunter. Er stand inmitten des Gewühls, seine Haare wehten im Wind. »Das hat er alles für mich getan.«
»Er ist verrückt«, stellte Julia fest. »Er ist verliebt. Er ist erstaunlich.«
»Ja. Ja.« Lachend hielt Gwen sich eine Hand vor den Mund. Meine große Liebe, dachte sie. Ihre große Liebe hatte den Verstand verloren. Und war das nicht wundervoll? »Das alles ist er. Er liebt mich. Er liebt mich wirklich. Es ist kein Fehler, es geht nicht zu schnell, es ist kein Strohfeuer. Es ist perfekt. Er ist perfekt.«
»Und was tust du dann noch hier oben, wenn er da unten ist?«
»Ich bin schon weg.« Sie schlüpfte in ihre Stiefel und rannte mit flatternden Bademantelschößen nach unten. Ihre Familie war schon dabei, sich in Wintermäntel einzupacken oder Stiefel anzuziehen oder in ihren Bademänteln aus dem Haus in den Garten zu strömen. Sie sah ihre Großeltern an der Tür, wo Anna seelenruhig Daniels Mantel zuknöpfte.
»Ich brauche keinen Mantel.«
»Natürlich brauchst du einen. Es weht ein kalter Wind. Ich will nicht, dass du dir einen Schnupfen holst. Die Dudelsackpfeifer sind einen Moment später auch noch da.«
»Und was sie für tolle Pfeifer sind.« Er sah Gwen die Treppe nach unten rennen und warf ihr ein selbstgefälliges Grinsen zu. »Na, ist das jetzt ein Prachtbursche oder nicht?«
»Ja. Ja, das ist er.« Sie umrahmte sein bärtiges Gesicht mit den Händen und gab ihm einen Kuss. »Aber es dauert bestimmt noch eine Woche, bis ich mich bei dir bedanke.« Mit diesen Worten rannte sie nach draußen in die Kälte und bahnte sich ihren Weg, bis sie alles genau sehen konnte.
»Seid doch mal ruhig«, verlangte sie von ihrer Familie, die lautstarke Kommentare abgab. »Ich kann ja überhaupt nichts hören.« Aber sie hätte genauso gut mit dem Wind reden können.
Und dann spielte es ohnehin keine Rolle mehr, sie konnten reden und lachen und schwatzen, so viel sie wollten. Gwen hörte sie nicht mehr. Sie hörte nur die Dudelsackpfeifer und die Trommler, als Branson durch den tiefen Schnee auf sie zustapfte.
Sie merkte nicht, dass ihre Familie doch noch mucksmäuschenstill geworden war. Sie merkte nicht, dass ihr heiße Tränen über die kalten Wangen strömten. Sie sah nur Bransons Gesicht, und sein Herz lag in seinen Augen.
»Fröhliche Weihnachten, Gwendolyn.«
»Branson …«
»Ich liebe dich«, sagte er und hob eine Hand, um ihr die Tränen aus den Wimpern zu wischen. »Du bist alles, was ich will. Ich bewundere deine Stärke, deine Aufrichtigkeit, dein Mitgefühl und deinen Verstand. Ich brauche dich in meinem Leben. Ich bin hier, um dir vor den Menschen, die dir am meisten bedeuten, zu versprechen, dass ich dich nie im Stich lassen werde.«
»Das ist ein Bursche!«, brüllte Daniel mit vor Rührung bebender Stimme. »Bei Gott, ich habe es dir gleich gesagt, das ist ein Prachtbursche!«
Als Branson lächelte, spürte Gwen, wie ihre Mutter ihre Hand nahm und drückte. Unterstützend, beifällig, liebevoll.
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