Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe
höchstwahrscheinlich würde bald ein Paar aus ihnen. Chloe würde ganz gewiss annehmen, wenn Mr. Beverley ihr einen Antrag machte, nur – wollte er? Jo konnte höchstens raten, was in seinem Kopf vorging. Er war ein charmanter Gesellschafter, sie mochte ihn, doch sie kannte ihn zu wenig, als dass sie sich schon eine Meinung über seinen Charakter gebildet hätte.
Da gerade in ihrem Kopf eine heillose Verwirrung herrschte, war es nur gut, dass sie nicht die mindeste Ahnung hatte, was Hal dachte. Zweifellos wäre sie erschrocken gewesen, wenn sie gewusst hätte, dass er nicht minder aufgestört war und seine Zukunftspläne völlig auf den Kopf gestellt sah.
Hal war eigentlich aus zwei Gründen nach Bath gekommen; erstens, um Ellen zu finden, und wenn das entsprechend erledigt war – was hieß, ihr ein geeignetes Haus mieten und sie mit genügend Geldmitteln versehen, um ihr ein anständiges Leben zu ermöglichen – wollte er Chloe Marsham die Ehe antragen. Nach Ellens Niederkunft hoffte er zudem, dass seinen Vater die freudige Mitteilung, einen Enkel zu haben, dazu bewegen würde, das Kind anzuerkennen und Ellen in die ihr gebührende Stellung einzusetzen. Beide Pläne waren leider inzwischen nichtig: Ellen lehnte seine finanzielle Hilfe hartnäckig ab, und was Chloe anging, so hegte er inzwischen Zweifel, ob er sie heiraten wollte.
Er war sich nicht einmal sicher, warum er seine Meinung geändert hatte, oder ob er sie tatsächlich geändert hatte. Chloe war außerordentlich hübsch, und sie war nett, eben ganz die junge Dame, die sein Vater gutheißen würde. Ursprünglich hatte Hal gemeint, dass er sich im Vergleich zu den anderen Mädchen, die er seit seinem Austritt aus der Armee in der Gesellschaft getroffen hatte, mit ihr am wohlsten fühlen würde, doch nun schwankte er, ohne genau zu wissen, wieso.
Es konnte wohl kaum mit Chloes Freundin zu tun haben … oder? Nachdenklich runzelte er die Stirn. Er musste an seinen alten Freund Drew Marlbeck denken, den er lange nicht mehr gesehen hatte. Leider hatte er dessen Trauung nicht beiwohnen können, da er zu seinem Vater eilen musste, der zu eben dem Zeitpunkt einen schweren Herzanfall erlitten hatte.
Ob Drew wohl noch an die alten Zeiten dachte? Damals in Spanien hatte ein besonderes Band zwischen ihnen bestanden, geknüpft durch geteilten Schmerz und das Bewusstsein, ständig dem Tod ins Auge zu sehen.
Hal seufzte. Was nützte es, nach getroffener Entscheidung mit dem Schicksal zu hadern? Er hatte die Armee nun einmal verlassen, weil der Gesundheitszustand seines Vaters nicht der beste war. Aus dem gleichen Grund verheimlichte er ihm, dass er nach Ellen suchte, und war bereit, seinen Vorstellungen bezüglich einer Schwiegertochter zu folgen, um für einen Erben zu sorgen. Er hielt es sogar für seine Pflicht, doch nun erwies sich das irgendwie als nicht so einfach, wie er geglaubt hatte.
Nur warum? Das wusste er selbst nicht. Doch gewiss nicht wegen Miss Horne, oder? Sie hatte bemerkenswerte Augen, und ihm gefiel ihre freimütige Art zu sprechen, aber schön war sie nicht … zumindest nicht im üblichen Sinne, obwohl da dieses gewisse Etwas war. Josephine Horne stammte aus gutem Hause, trotzdem hatte er das Gefühl, dass sie seinem Vater nicht genehm sein würde. Der erwartete von ihm, dass er eine Erbin aus vornehmer Familie heimführte, und es würde großer Überredungskunst bedürfen, ehe er sich mit der Tochter eines Pfarrers abfände.
Aber wollte er selbst das überhaupt? Verwünscht, was für Gedanken! Hal lächelte reuig. Er kannte das Mädchen kaum, wohingegen er Chloe, wenn auch nur flüchtig, so doch schon mehrere Jahre kannte. Da er zu den unterschiedlichsten Anlässen mit ihr zusammengetroffen war, glaubte er, sie werde ihm eine angenehme Gattin sein. Und schön war sie nun wirklich, warum also zögerte er plötzlich? Bestimmt würde sie seinen Antrag annehmen, und wenn er seinem Vater diese gute Nachricht überbrachte, könnte er ihm vielleicht im gleichen Atemzug die Sache mit Ellen und dem zukünftigen Enkelkind beibringen.
Es wäre das Vernünftigste, letztlich schuldete er seinem Vater einen Erben. Zu lange durfte er auf jeden Fall nicht zögern, denn mit ihrer Mitgift würde Chloe sicher nicht lange auf Anträge warten müssen.
„Hölle und Verdammnis!“, fluchte er leise vor sich hin. Er würde nicht ruhig schlafen können, solange er das Problem nicht gelöst hatte.
Ihre Hilfe im Gemeindehaus bescherte Jo am nächsten Vormittag
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