Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe
tanzen.“
„Ich … Nein, natürlich nicht.“ Sie war sich ein wenig unsicher, denn der Walzer wurde noch nicht in jeder Gesellschaft gebilligt, obwohl sie gehört hatte, dass man ihn nicht mehr generell verurteilte, und auf einem privaten Tanzvergnügen war er doch sicherlich erlaubt. „Ja, Mr. Beverley, ich möchte gern mit Ihnen Walzer tanzen.“
Als er ihr die Hand um die Taille legte, setzte ihr Herz einen Schlag aus; sie sah zu ihm auf und bemerkte erstaunt die Herausforderung in seinem Blick.
„Warum sehen Sie mich so an, Sir?“
„Nun, ich warte. Die meisten jungen Damen wären sofort damit herausgerückt, doch Sie sind, wie mir schon zuvor aufgefallen ist, anders als die Damen meiner Bekanntschaft.“
„Sprechen Sie von Ellen?“, fragte sie.
Oh, er tanzte göttlich! Sie hatte nicht gewusst, dass ein Walzer ein solches Vergnügen sein konnte. Während sie sich seiner Führung überließ und sie in vollkommener Harmonie dahinglitten, fühlte sie sich, als schwebte sie auf einem Klangmeer dahin.
„Ellen erzählte mir, dass Sie Freundinnen geworden sind.“
Seine Worte brachten sie auf den Boden zurück. „Ja, ich glaube wirklich, wir sind Freundinnen. Sie sagte mir, dass Sie so gütig waren, ihr Hilfe anzubieten.“
„Wenn sie es zuließe, würde ich mehr tun, als es nur anbieten.“
„Ja, ich weiß …“ Jo lächelte. Sie erlebte gerade einen Augenblick voller Glück und Zufriedenheit. „Ellen ist stolz, sie wünscht keine Unterstützung. Doch sie arbeitet sehr viel, und ich bin mir nicht sicher, ob ihr das in ihrem Zustand guttut.“
„Nein, da gebe ich Ihnen sehr recht. Ich werde für sie tun, was ich kann.“
„Sie würde alles ablehnen, was nach Almosen aussieht.“
„Von Almosen kann keine Rede sein. Sie und das Kind meines Bruders haben ein Recht darauf, gebührend versorgt zu werden, und ich wünschte, sie würde mir erlauben, einen Teil ihres Unterhalts zu übernehmen.“
„Wenn Sie ihr helfen wollen, müssen Sie geschickt vorgehen.“
„Ja, ich muss mir etwas einfallen lassen, denn im Moment will sie nichts von Hilfe hören.“
Als die Musik verklang, erwischte Jo sich dabei, zu wünschen, dass der Tanz nie enden werde. Doch sie musste sich wohl mit diesem einen Mal zufriedengeben, da Mr. Beverley sie kaum ein weiteres Mal auffordern würde.
„Vielleicht wendet sie sich an Sie, wenn sie ernstlich Hilfe braucht“, sagte sie. „Oh, ich glaube, es ist Zeit für das Dinner, Sir. Ja, sehen Sie, alles geht schon zum Buffet.“
„Sind Sie hungrig?“, fragte Hal. Jo verneinte. „Dann begleiten Sie mich für einen Augenblick in den Wintergarten. Ich möchte diese Angelegenheit kurz mit Ihnen besprechen.“
„Ich …“ Jo hatte sagen wollen, dass sie nicht recht wusste, ob sie dem Vorschlag folgen dürfe, als sie Chloe nahen sah. „Vielleicht ein anderes Mal. Ich werde Ellen morgen um die Mittagszeit aufsuchen.“
„Oh, da bist du, Jo“, rief Chloe, doch ihr Blick haftete an Hal. „Willst du mit mir zu Tisch gehen?“
„Ja, ich wollte dich gerade suchen“, sagte Jo. An Hal gewandt, fügte sie hinzu: „Möchten Sie uns begleiten, Sir?“
„Ja, sicher, gern. Es wird mir ein Vergnügen sein, Ihnen beiden aufzuwarten – den beiden hübschesten Damen hier. Wenn ich nicht ein Glückskind bin!“
Lächelnd schüttelte Jo den Kopf, während Chloe sich wie selbstverständlich bei ihm einhakte. Jo wusste und hieß es auch gut, dass er nur höflich war und sein Kompliment eigentlich für Chloe gedacht. Immerhin verdankte sie selbst es Chloes Bemühungen, den Abend nicht als Mauerblümchen verbringen zu müssen, denn die jungen Männer waren alle nur zu froh, Chloe gefällig sein zu dürfen. Die leise Stimme, die ihr zuwisperte, dass sie von der jungen Dame nur zur Freundin erwählt worden war, weil sie keine Konkurrenz für sie bedeutete, überhörte sie.
„Sie flirten zu gern, Mr. Beverley“, tadelte Chloe ihn mit funkelnden Augen. „Ich glaube, Sie verdienen uns gar nicht, doch zum Beweis, dass Sie uns nicht nur verspotten, dürfen Sie uns ein paar Leckereien besorgen.“
„Wie können Sie nur so von mir denken?“, entgegnete Hal, und wandte sich mit unschuldig bittender Miene an Jo. „Miss Horne weiß, dass ich jedes Wort ernst meine – nicht wahr, Miss Horne? Wollen Sie mich nicht gegen diese despotische junge Dame unterstützen?“
Jo schüttelte nur den Kopf; sie sah sehr wohl, dass die beiden in sichtlich gutem Verhältnis zueinander standen;
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