Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe
er vorerst verschweigen – zumindest, solange das Baby noch nicht da ist. Er meint, ein Enkelkind würde den alten Herrn erweichen. Und wenn Hal dann noch ein Mädchen heiratet, das seinem Vater genehm ist …“
„Ich verstehe. Vermutlich erwartet Lord Beverley, dass sein Sohn eine Erbin heiratet oder ein Mädchen aus dem Adel.“
„Ja, ich denke schon. Mein Großvater machte sein Vermögen im Handel; mein Vater erwarb dann Landbesitz und wurde in der ländlichen Gesellschaft empfangen. Doch damit war Lord Beverley ja nicht zufrieden. Ich weiß, Matt schmerzte es sehr, dass sie sich deswegen überworfen hatten, doch letztlich lag die Schuld bei seinem Vater.“
„Ja, das denke ich auch“, sagte Jo. „Hoffen wir, dass er doch noch einlenkt, denn es wäre doch viel angenehmer für Sie, ein hübsches Heim und eigene Mittel zu haben.“
„Hal bot es mir ja an, doch ich habe abgelehnt – zumindest für den Augenblick. Erst wenn ich nicht mehr zurechtkäme, würde ich um Hilfe bitten. Ich weiß nicht, ob ich noch so viel arbeiten kann, wenn das Kind da ist.“
„Möglicherweise nicht“, stimmte Jo den Bedenken zu, dann erzählte sie Ellen von ihrer vormittäglichen Arbeit für den Basar und erwähnte, dass ihr Vater es seinen Töchtern stets nahegelegt hatte, sich wohltätiger Arbeit zu widmen, damit sie sähen, in welch unglücklichen Umstände viele Menschen lebten. „Nur glaube ich fast, Tante Wainwright vertritt nicht den gleichen Standpunkt. Möglicherweise missbilligt sie es, wenn ich mich zu sehr damit beschäftige.“
„Sie müssen sie um Erlaubnis bitten – Jo, weiß sie, dass Sie mich besuchen?“
„Oh ja“, sagte Jo leichthin. „Ich muss nun gehen, aber ich werde Sie wieder aufsuchen, sobald …“ In diesem Augenblick wurde der Klingelzug betätigt, und Ellen ging, um zu öffnen. Jo machte sich zum Gehen bereit, zögerte jedoch, und ihr Herz begann wie wild zu schlagen, als sie die Stimme erkannte. Dann öffnete sich die Tür zum Flur, und Ellen führte einen Herrn ins Zimmer – einen Herrn, der Jo mit seinem typischen neckenden Blick anschaute, sodass sie nicht anders als lächeln konnte.
„Ich wollte gerade gehen, Sir“, sagte sie. „Meine Tante wird sich sorgen, wenn ich zu spät komme.“
„Oh, müssen Sie wirklich fort? Hoffentlich nicht meinetwegen. Mir war noch etwas eingefallen, das ich Ellen sagen möchte, doch ich kann auch später noch einmal kommen, wenn Sie beide Ihr Schwätzchen beendet haben.“
„Wir haben kein Schwätzchen gehalten“, widersprach Jo, die das Gefühl hatte, er gebrauchte eine Ausrede, um sie zu sehen, sagte sich dann jedoch, dass sie albern war. Er war mit Chloe so gut wie verlobt! Außerdem würde er sie gewiss niemals in diesem Licht sehen! „Wir sprachen über den Gemeindebasar am kommenden Wochenende. Ich half nämlich heute früh bei den Vorbereitungen dazu.“
„In der Tat? Wie emsig Sie sind!“, sagte Hal, Lachen im Blick. „In Bath finden die jungen Damen gewöhnlich amüsantere Beschäftigungen, um ihre Zeit hinzubringen.“
„Oh, ich habe Zeit genug, all das, wozu ich Lust habe, zu tun“, erklärte Jo ein wenig herausfordernd. „Ich beschäftige mich lieber, als träge herumzusitzen – außerdem trifft man Bekannte.“
„Ja, das wohl unbestreitbar“, entgegnete Hal ein wenig boshaft. „Sagen Sie, Miss Horne, sind Sie der Wohltätigkeit ergeben?“
„Papa lehrte uns Mädchen, das Wohl anderer zu bedenken. Zum Beispiel fielen daheim oft Stoffreste ab, und daraus nähten wir Kleider für die armen Kinder im Dorf. Im Pfarrhaus gab es für alles eine Verwendung.“
„Das Pfarrhaus – ah, ja, Ihr Vater war Pfarrer, nicht wahr?“ Hal runzelte überlegend die Stirn. Ihr Name war ihm irgendwie bekannt vorgekommen, doch erst jetzt kam ihm die Erinnerung. „Drew hat ein Mädchen namens Marianne Horne geheiratet; ihr Vater war Pfarrer …“, murmelte er halb zu sich selbst. Er sah sie ungläubig an. „Kann das denn sein? Sie erwähnten, dass Ihre Schwester kürzlich geheiratet hat … sollte Drew Marlbeck ihr Gemahl sein?“
„Ja, wieso?“ Jo starrte ihn verwirrt an.
„Drew ist mein Freund. Ich hätte an seiner Hochzeit teilgenommen, wenn mein Vater nicht erkrankt wäre.“
„Oh …“ Jo nickte. „Wie seltsam, dass wir uns nun hier in Bath treffen! Aber man sagt ja immer, die Welt ist klein. Ich hoffe, Ihrem Vater geht es inzwischen besser?“
„Er hat sich ein wenig erholt, doch seine Gesundheit schwankt sehr –
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