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Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Titel: Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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zwingt mich, mit ihm zu gehen.“
    „Wäre das gar so schrecklich?“, fragte Jo mitfühlend.
    „Ja, denn mein Vater ist fürchterlich streng, Jo. Sie können sich nicht vorstellen, wie gemein er sein kann!“ Ellen war bleich, die Angst stand ihr in den Augen geschrieben. „Mama ist lieb, aber sie wagt nicht, ihm zu trotzen. Für ihn bin ich ja vor Gott nicht verheiratet, habe mit Matt in Sünde gelebt, und unser Kind ist ein Bastard! Ich weiß genau, er würde es mir fortnehmen, weil es ihm Schande bereitet. Er würde mich irgendwo im Verborgenen unterbringen, bis das Kind geboren ist, und es dann weggeben! Ich würde mein Baby nie wiedersehen! Wie im Gefängnis würde er mich halten! Mit Matt war ich ein völlig anderes Leben gewohnt! Wie glücklich ich damals war! Ich könnte es nicht ertragen, wieder unter der Fuchtel meines Vaters zu leben!“
    „Ach, Ellen, kann das denn wahr sein? Ist er wirklich so herzlos?“, rief Jo und umarmte die Freundin tröstend.
    „Wirklich! Deshalb bin ich doch nach Matts Tod nicht wieder zu meinen Eltern zurückgekehrt. Lieber würde ich Fußböden schrubben, als je wieder unter seinem Dach zu leben.“
    „Dann sollst du das auch nicht“, sagte Jo. „Du musst irgendwo hingehen, wo er dich nicht finden kann. – Oh, ich habe ‚du‘ gesagt …“
    „Das wollte ich schon die ganze Zeit, Jo! Du bist doch meine Freundin und Vertraute und unterstützt mich so sehr.“
    „Danke, Ellen.“ Sie drückte der jungen Frau herzlich die Hand. „Ach, es tut mir so leid! Nie hätte ich dich überreden sollen, deiner Mutter zu schreiben. Ich hätte niemals geglaubt, dass man dich aufspüren kann.“
    „Genauso wenig wie ich – aber ich hätte es mir denken können.“ Ängstlich fügte sie hinzu: „Ich muss fort von hier, aber wohin nur? Das ist alles so kompliziert; ich habe bis Montag eine Arbeit fertigzustellen, sonst geht mir der Lohn dafür verloren, und darauf kann ich in dieser Situation nicht verzichten. Hier ging es mir gut, aber wer weiß, ob ich an einem anderen Ort Arbeit finde. Ob ich mit Hal spreche? Vielleicht weiß er eine Zuflucht für mich? Vielleicht könnte er mich sogar in seiner Karriole hinbringen, denn eigentlich kann ich mir Reisekosten nicht erlauben.“
    „Ja, so wäre es am besten“, stimmte Jo zu. „Weißt du, ich werde ihn wahrscheinlich heute Abend sehen. Ich gehe heute zu einem Tanzabend, und soweit ich weiß, wird er auch da sein. Chloe Marsham ist eingeladen, und er scheint fast alle Gesellschaften zu besuchen, zu denen auch sie kommt. Ich will hören, was er von dieser Geschichte hält.“ Sie sah Ellen entschuldigend an. „Ich fühle mich so schuldig, weil ich dich ermutigte, deiner Mama zu schreiben.“
    „Nicht doch, wenn es nicht schon lange mein Wunsch gewesen wäre, hätte ich nicht auf dich gehört. Außerdem habe ich nicht geglaubt, dass sie den Brief meinem Vater zeigen würde. Aber vielleicht hat er ihn in die Finger bekommen und geöffnet, ehe er sie überhaupt lesen ließ.“
    „Wie abscheulich Männer doch sind!“, rief Jo. „Ich habe schon immer gesagt, dass ich nicht heiraten will, und was du gerade sagtest, bestärkt mich nur darin!“
    „Aber bei Matt und mir war es anders“, widersprach Ellen. „Man muss eben in der Wahl seines Mannes sehr vorsichtig sein.“
    „Ja, das stimmt. Ach, Ellen ich muss eilen, wegen dieser Einladung heute Abend. Doch ich werde versuchen, mit Hal zu reden, und wenn möglich, komme ich morgen wieder, spätestens jedoch Samstag. Ich werde mir eine Ausrede einfallen lassen, um den Basar früher zu verlassen.“
    „Du bist eine gute Freundin. Danke, dass du für mich da bist. Es hilft mir so sehr, mit jemandem sprechen zu können, der einen versteht.“ Ellen drückte Jo die Hand, und sie umarmten einander herzlich.
    Tief in Gedanken wanderte Jo zurück zum Queen Square. Ellen war sehr tapfer, doch sie schwebte in Gefahr. Sie durfte auf keinen Fall in ihr früheres Heim zurückkehren, denn dieser grausame Vater würde seine Tochter nicht schonen.
    Schon wieder kam ihr Mr. Beverley in den Sinn! Wo sie ging und stand, hatte sie ihn in den letzten Tagen getroffen, was sicher daran lag, dass sie ständig in Chloes Gesellschaft war und er zu deren kleinem Hofstaat gehörte. Bisher schien er sich noch nicht erklärt zu haben, war jedoch anscheinend nicht weit davon entfernt. Trotzdem wird er wohl alles tun, um Ellen zu helfen, nahm Jo an.
    Was sie selbst dazu beitragen konnte, wusste sie nicht so

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