Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Titel: Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
Vom Netzwerk:
recht. So sehr sie wünschte, sie könnte der Freundin beistehen, war ihr doch klar, dass sie ja nur noch wenige Tage in Bath weilen würde, ehe die Tante sie wieder heimbrachte.
    Jo grübelte angestrengt. Dann kam ihr ein Gedanke. Es wäre ein kühner Plan, und anstößig dazu – aber ihr Gefühl sagte ihr, dass ihr Papa ihn sicher gebilligt hätte.
    So versunken war sie, dass sie den Mann nicht bemerkte, der sie von der anderen Straßenseite her interessiert beobachtete, noch fiel ihr auf, dass er ihr folgte.
    Carstairs beobachtete die ‚kleine Hexe‘, wie er sie bei sich nannte, mit einem unangenehmen Lächeln auf den Lippen. Er hatte nicht erwartet, sie je wiederzusehen, aber ihm schien das Glück hold, denn hier war sie ja nun, allein unterwegs. Falls sie ständig unbegleitet ausging, würde er sie eines Tages abfangen, und dann würde man ja sehen.
    In jenem Gasthof hatte sich leider Hal Beverley eingemischt, doch beim nächsten Mal würde er schon sehen, dass er sie allein erwischte. Zwar war sie nicht das schönste Mädchen, das er je zu Gesicht bekommen hatte, doch sie besaß dieses gewisse Etwas, das ihn einfach nicht losließ.
    Zweifellos stammte sie aus besserer Familie, was allerdings ihn jedoch völlig kalt ließ. Natürlich müsste er behutsam vorgehen, da er sich keinen Skandal leisten konnte. Seit er aus der Armee ausgeschieden war, stiegen seine Schulden von Jahr zu Jahr, denn er trank und spielte ganz unbedacht. Ha, wenn die Kleine vermögend war, könnte er sogar an Heirat denken – wenn nicht …
    Er grinste hässlich bei der Vorstellung, wie lustvoll er sich ihrer bedienen würde, ob sie wollte oder nicht. Für ihn war die Jagd das eigentliche Vergnügen, der Augenblick der Unterwerfung – danach mochte die Beute seinetwegen zum Teufel gehen …
    „Ah, da bist du ja“, sagte Lady Wainwright mit kalter, missbilligender Miene, als Jo in den Salon trat. „Mir kam etwas Irritierendes zu Ohren, Josephine!“
    „Das tut mir leid, Tante“, antwortete Jo, der schon der Mut sank. „Um was geht es denn?“
    „Nun, es betrifft dich. Wen auch sonst! Ich hörte, dass du eine Dame aufzusuchen pflegst – eine Witwe unbestimmten Rufes.“
    „Meinen Sie Ellen, Tante? Ich versichere Ihnen, sie ist ganz seriös. Ihr Gatte, ein Offizier, fiel im Krieg, sodass sie gezwungen ist, ihren Lebensunterhalt selbst zu bestreiten.“
    „Dass sie Witwe ist, behauptet sie “, sagte Lady Wainwright giftig, „du hast wohl nur ihr Wort dafür – man sah Herrn aus ihrer Wohnung kommen. Meiner Ansicht nach ist sie nicht ehrbar und kein Umgang für dich. Ja, ich verbiete dir weitere Besuche bei ihr.“
    „Das dürfen Sie nicht, Tante!“, rief Jo mit nur mühsam gedämpfter Erregung. „Ellen ist meine Freundin, sie ist wirklich eine ehrbare Frau, was auch immer man Ihnen zutrug. Der einzige Herr, der sie besucht, ist meines Wissens der Bruder ihres Ehemannes.“
    „Ach so? Wie kannst du das wissen? Weißt du denn, was sie treibt, wenn du ihr den Rücken kehrst? Mir ist aus sicherer Quelle bekannt, dass sie Herrenbesuch empfängt! Tu, was ich sage, und streich sie aus der Liste deiner Bekanntschaften. Wenn du dich weigerst, werde ich deinen Aufenthalt hier beenden und dich in Schande zurück zu deiner Mutter schicken. Ich weiß, dass sie große Erwartungen in dich gesetzt hat, Josephine. Willst du sie enttäuschen?“
    „Nein, Tante, natürlich nicht.“ Jo zögerte weiterzusprechen. Ihr lag auf der Zunge, Ellen vor dem üblen Klatsch zu verteidigen, doch das ging natürlich nicht, denn Hal Beverley war ja aus guten Gründen darauf bedacht, seine Verwandtschaft mit Ellen noch geheim zu halten. Wer konnte die Folgen absehen, wenn sein Vater von derartigen Gerüchten erfuhr?
    „Nun gut, dann magst du bleiben, solange du mir versprichst, dass du diese elende Frau nicht mehr siehst.“
    „Tante, Sie wissen doch, dass ich Mama niemals absichtlich betrüben würde, also werde ich mich Ihnen fügen, doch weigere ich mich, Ellen zu schneiden, wenn ich ihr auf der Straße begegne.“
    „Nun, das will ich dir zugestehen; ihre Wohnung wirst du jedoch auf keinen Fall mehr betreten.“
    „Ja, Tante.“ Jo entzog sich weiteren Worten und lief hinauf in ihr Zimmer, um sich für den Abend umzukleiden. Genaugenommen hatte sie nicht versprochen, Ellen nicht mehr zu besuchen, wenn ihre Tante es auch sicherlich so verstanden hatte. Trotzdem wollte sie Ellen vorerst nicht mehr aufsuchen, würde ihr allerdings schreiben und ein

Weitere Kostenlose Bücher