Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe
nutzen können, die von Lady Helena Beverley stammte. Zwei Hüte lagen schon vor ihr, und sie saß über dem dritten, als Hal in den Kleinen Salon trat und erstaunt die um sie verstreuten Nähutensilien betrachtete.
Er nahm eines der kunstvollen Erzeugnisse prüfend auf. „Das haben Sie gemacht, Jo? Es ist außerordentlich schick.“
„Danke, Hal. Übrigens haben mir die Sachen Ihrer Großmutter dabei gute Dienste geleistet. Ich muss Ihnen noch einmal danken.“
„Sie haben einen ausgezeichneten Geschmack“, sagte er, dann wandte er sich lächelnd an Ellen, die eben zum Tee hinunterkam: „Wie geht es dir? Du siehst viel besser aus.“
„Ich fühle mich sehr gut erholt.“
„Das freut mich, Ellen, denn ich muss für eine Weile verreisen – ich habe in London einiges zu erledigen – und wollte euch bitten, zuvor noch bei mir zu speisen – wenn morgen Abend recht wäre.“
„Nur zu gern“, entgegnete Ellen, und auch Jo stimmte zu.
„Ich finde Ihr Haus sehr schön“, ergänzte sie, „als ich spazieren ging, sah ich es aus der Nähe und dachte, wie schön es im Innern sein müsste.“
„Wie ich erwähnte, hortete meine Großmutter alles Mögliche, deshalb, fürchte ich, ist es ein wenig vollgestopft“, sagte er mit entwaffnendem Grinsen. „Sie haben einen so guten Geschmack, Jo …“, er warf einen sprechenden Blick auf ihre Arbeiten, „… vielleicht könnten Sie mir raten, was ich mit all dem Krimskrams und den Möbeln anfangen soll. Ich weiß nicht, ob es so, wie es ist, einer jungen Frau zusagen würde.“
„Nun wenn ich helfen kann … falls es Ihnen recht ist, könnte ich morgen Vormittag kurz hinüberkommen?“
„Das nehme ich dankbar an, doch halte ich Sie nicht von der Arbeit ab? Verglichen mit Beverley House ist Bellington Park natürlich klein, trotzdem ziehe ich es meinem Vaterhaus vor. Ich habe es schon in meiner Kindheit liebgewonnen, als ich oft meine Großmutter dort besuchte. – Ellen, wirst du Jo morgen früh begleiten?“
„Nein, danke, Hal. Aber ich freue mich auf das Dinner bei dir. Weißt du, Mattie zu versorgen ist recht anstrengend, deshalb komme ich im Moment immer erst zur Mittagszeit hinunter. Möchtest du sie übrigens sehen? Sie schläft zwar gerade …“
„Dann lieber ein anderes Mal“, meinte Hal lächelnd. „Nun, dann sehe ich dich morgen Abend. Und Sie, Jo, darf ich schon am Vormittag begrüßen, nicht wahr?“
„Ja, ich freue mich, Ihr Haus sehen zu dürfen.“
Schon früh am nächsten Tag war Jo auf, um ihrem neuen Kleid den letzten Schliff zu geben. Nach dem Frühstück wanderte sie dann, in den herrlichen pelzverbrämten Umhang gehüllt, durch den frostigen Herbstmorgen hinauf zum Herrenhaus.
Hal stand auf dem Vorplatz, in eine Unterredung mit seinem Stallmeister verwickelt, als er sie kommen sah. Der Wind hatte ihre Frisur zerzaust und die strenge Haartracht gelöst, sodass rotgoldene Strähnen sanft ihr Gesicht umspielten. Sie ist wahrhaft schön, dachte er und fragte sich, wieso ihm das nicht bei ihrer ersten Begegnung aufgefallen war. Vielleicht lag es daran, dass er erst hier ihr Wesen richtig kennengelernt hatte, vielleicht war es aber auch der Umhang, der ihr eine nahezu königliche Aura verlieh.
Lächelnd ging er ihr entgegen. „Haben Sie also trotz des frostigen Wetters Wort gehalten? Kommen Sie herein, trinken Sie ein Glas mit mir zum Aufwärmen.“
„Gern, danke“, entgegnete sie scheu und erbebte innerlich, als er ihr zur Begrüßung die Wange küsste, bevor er sie bei der Hand ins Haus führte. „Oh, wie entzückend“, rief sie, „es strahlt Herzlichkeit und Wärme aus, so, als wäre es froh, einen Gast zu empfangen.“ Sie lachte verhalten. „Das klingt bestimmt ein bisschen seltsam.“
„Nein, auch ich habe beim Heimkommen stets dieses Gefühl – als würde ich von weichen Armen umfangen“, gestand er. Er führte sie in einen gemütlichen Salon, wo schon Erfrischungen bereitstanden.
„Ja, eben so meine ich es“, sagte Jo eifrig. Sie fühlte sich sofort wohl hier und nahm dankend das Glas entgegen, das er ihr bot. „Ich muss Ihnen für die Truhen danken, die Sie mir bringen ließen. Sie enthalten wirklich die herrlichsten Dinge, von Seidenbändern, Borten und Schmuckfedern bis hin zu Abendroben mit allem Zubehör, aber auch kostbare Spitze und ganze Ballen edelster Stoffe. Sowohl Ellen als auch ich können vieles davon verwerten.“
„Es freut mich, wenn die Sachen von Nutzen sind. Ihr Umhang gehört auch
Weitere Kostenlose Bücher