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Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Titel: Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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dazu, nicht wahr?“ Hal lächelte weich. „Es mag seltsam klingen, doch ich konnte nicht umhin zu denken, wie gut er Ihnen steht. Allerdings kann ich mich nicht erinnern, ob ich meine Großmutter je darin sah. Ich habe sie sehr geliebt. Selbst in hohem Alter war sie noch schön.“
    „Vielleicht gab Ihnen diese Gedankenverbindung die Vorstellung ein, dass ich gut darin aussehe“, meinte Jo. „Sie muss sehr elegant gewesen sein, ihren Kleidern nach zu urteilen.“
    „Ja, sie wurde viel bewundert, bis in ihre letzten Jahre.“ In Hals Augen blitzte der Schalk auf. „Aber ich muss Sie darauf aufmerksam machen, dass sie, bevor mein Großvater sie heiratete, eine Kurtisane war und mehrere ‚Beschützer‘ hatte. Doch dann traf sie meinen Großvater, sie verliebten sich unsterblich ineinander, und soweit ich weiß, war sie ihm treu bis ans Ende. Natürlich beging er mit dieser Ehe einen gesellschaftlichen Fauxpas, doch sie war so charmant, dass das Gerede in der Nachbarschaft bald verstummte.“
    „Nein, wahrhaftig! Was für eine märchenhafte Geschichte!“
    „Nicht wahr? Meine Mutter starb, als ich sieben war, seitdem verbrachte ich viel Zeit bei meiner Großmutter.“
    „Es muss schrecklich sein, seine Mutter so jung zu verlieren“, sagte Jo mitleidig. „Meine Schwestern und ich hatten das Glück, von beiden Eltern großgezogen zu werden, Papa starb erst vor einem Jahr. Er war ein so guter Mensch, ich wünschte, Sie hätten ihn gekannt, Hal.“
    „Doch Ihnen bleiben ja Ihre Mutter und Ihre Schwestern. Ich hoffe, Sie erlauben mir, sie einmal kennenzulernen.“
    „Selbstverständlich.“ Sie unterdrückte einen Seufzer. „Wenn ich Ellen nicht hätte, würde ich sie alle sehr vermissen … doch ich bin gern mit Ellen zusammen.“
    „Jo, wenn Sie ihre Familie besuchen möchten, werde ich das arrangieren; vielleicht in einigen Wochen, wenn Ellens Zukunft geklärt ist?“
    „Sie sind sehr gütig, mir diese Hilfe anzubieten, obwohl es Ihnen Ungelegenheiten machte, dass ich Ellen begleitete. Sie hatten es anders geplant, nicht wahr?“
    „Ja“, sagte Hal mit einem merkwürdigen Ausdruck in den Augen, „ich hatte etwas völlig anderes vorgesehen, doch das Leben bringt einen manchmal zur Änderung seiner Pläne. Inzwischen danke ich dem Schicksal für seine Einmischung, denn es hat mich vielleicht vor einem großen Fehler bewahrt.“ Als Jo fragend die Brauen hob, schüttelte er den Kopf. „Nein, mehr darf ich nicht sagen. Es ist alles noch unklar. Darf ich Ihnen nachschenken?“, fügte er ablenkend hinzu.
    „Nein, danke.“ Offensichtlich wollte er das Thema wechseln, denn sie hatte gerade erst einen Schluck getrunken. „Vielleicht kann Ihre Haushälterin mir nun das Haus zeigen?“
    Hal läutete und schaute Jo nachdenklich hinterher, als sie, von Mrs. Baker geleitet, hinausging. Natürlich war er davon ausgegangen, dass nur Ellen mit ihm reisen würde, doch Jos unvorhergesehene Begleitung hatte sich als glückliche Fügung erwiesen, denn Ellen wäre ohne ihre Hilfe vielleicht bei der Geburt gestorben. Fragte sich, ob es recht war, Jo weiterhin ihrer Familie zu entziehen.
    Augenblicklich kannte er sich selbst nicht recht. Sein Herz sprach sehr eindeutig zu ihm, doch sein Verstand sagte etwas anderes. Er hatte Angst, seinen Vater möglicherweise vorzeitig ins Grab zu bringen. Lord Beverley begann gerade, den Tod seines Erstgeborenen zu verkraften, und wünschte nun, dass sein jüngerer Sohn eine passende Ehe einging – bis Weihnachten möglichst. Wäre er mit der Tochter eines unbegüterten Pfarrers zufrieden? Noch dazu, da Jo Bath unter ungewöhnlichen Umständen verlassen hat und, während Ellen das Bett hütete, von mir fast täglich besucht worden ist, sodass selbst Mrs. Stowe mich einer Liaison verdächtigt. Vielleicht ist es ganz gut, dass ich für ein paar Tage verreise. Auch weil ich mir klar werden muss, was ich wirklich will.
    Mrs. Baker war eine nette, rundliche, redefreudige Frau, und während sie Jo durch alle Zimmer führte, sprudelte sie die ganze Geschichte des Hauses hervor. Vor allem konnte sie die frühere Herrin nicht genug rühmen. „Natürlich war ich damals noch ein Kind, doch meine Mutter war Köchin hier, und hin und wieder, wenn ich bei ihr in der Küche saß, kam Lady Beverley herein und bedankte sich etwa für ein besonders gut gelungenes Gericht. Manchmal nahm sie mich dann sogar auf den Schoß. Sie hatte sich nämlich immer eine Tochter gewünscht. Einmal schenkte sie mir

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