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Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Titel: Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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sie anzuhalten. Doch Lord Beverley würde gelassen zusehen, wenn er sich eine Mätresse genommen hätte? Und würde es entschuldigen, solange Diskretion gewahrt und die Heirat mit einem ihm zusagenden Mädchen nicht gefährdet wurde?
    Bei dem Gedanken stiegen ihr Tränen in die Augen, doch sie blinzelte sie fort. Sie würde nicht weinen! Hal hatte sie geküsst, doch immerhin war er ehrlich genug gewesen, ihr zu erklären, dass an Heirat nicht zu denken war. Wenn sie sich törichte Hoffnung gestattet hatte, war das ganz allein ihr Fehler.

7. KAPITEL

    Auf dem Heimweg konnte Jo die Tränen schließlich nicht mehr zurückhalten, deshalb suchte sie auf schnellstem Wege ihr Zimmer auf, um sich das Gesicht zu waschen und zur Ruhe zu kommen, ehe sie Ellen oder gar Mrs. Stowe gegenübertreten musste.
    Anschließend erst ging sie gefasst, als wäre nichts geschehen, hinunter in den Salon, wo sie von Ellen gleich mit Fragen bestürmt wurde.
    Als sie ihre Eindrücke geschildert hatte, sagte Ellen neckend: „Du klingst, als hättest du dich in das Haus verliebt. Oder sollte es etwa der Hausherr sein?“
    „Ellen!“, rief Jo betroffen. „Wie kannst du! Natürlich bin ich nicht in Hal verliebt. Es wäre ganz unpassend! Und gerade du müsstest wissen, dass ich töricht wäre, überhaupt Hoffnung zu hegen.“
    „Ja, du hast recht. Verzeih mir – nur weiß ich ja, dass du ihn sehr magst, und er mag dich auch.“
    „Mögen ist das eine.“ Jos Stimme schwankte unmerklich. „Doch selbst wenn da mehr wäre – du weißt, dass sein Vater mich ablehnen würde, weil Hal sein Erbe ist. Vielleicht sähe er das anders, wenn du einen Jungen bekommen hättest, doch so …“
    „Lord Beverley hätte die Rechte meines Sohnes nicht anerkannt“, sagte Ellen ein wenig bitter. „Ich bin froh, ein Mädchen zu haben; das wird er mir nicht fortnehmen wollen. Vielleicht hätte er Matts Sohn zu sich geholt, doch mich hätte er niemals akzeptiert.“
    „Nein, Ellen, den Sohn hätte er dir nicht genommen. Denk nicht zu schlecht von ihm. Wenn er ein böser Mensch wäre, könnte Hal ihn nicht so sehr lieben. Natürlich verhielt er sich euch gegenüber sehr hässlich, doch ich glaube fast, irgendwann hätte er seine Meinung geändert.“
    „Das mag sein … aber Lord Beverley will einen Erben, eine Enkeltochter zählt für ihn nicht. Deshalb soll Hal ja unbedingt heiraten. Was ist mit diesem Mädchen, das du erwähntest?“
    „Chloe Marsham? Hal sagte, er habe nicht vor, um sie anzuhalten – trotzdem erzählte er Mrs. Stowe, er werde bald heiraten. Vielleicht ist da noch eine andere.“
    „Nun, das wäre möglich“, sagte Ellen, dann fragte sie, das Thema wechselnd: „Sag, was wirst du heute Abend anziehen?“
    „Das neue Kleid. Bei dieser Kälte ist der Wollstoff gerade richtig. Heute Morgen habe ich die letzten Stiche genäht. Es ist, glaube ich, hübsch geworden.“
    „Als du es gestern anprobiert hast, fand ich es sehr elegant. Ich werde mein Blauseidenes tragen. Es passt jetzt wieder, nachdem ich die Taille etwas ausgelassen habe.“
    Äußerlich ruhig ging Jo auf die Plauderei ein, doch ihr Geist war in Aufruhr. Sie konnte Hals Kuss einfach nicht vergessen und auch nicht seine darauf folgenden Worte, die ihr jede Hoffnung genommen hatten.
    Das grüne Kleid bestach durch meisterhaft schlichte Eleganz, und Jo fand, dass nicht einmal die teuren, ihr von Tante Wainwright geschenkten Roben schöner waren. Sie legte ihr Perlencollier um und betrachtete sich im Spiegel. Ihr Haar hatte sie zu einem Knoten aufgesteckt, aus dem ihr eine dicke, geringelte Strähne über den Rücken fiel, und wie stets umgaben ein paar zarte Löckchen ihr Gesicht. Ausnahmsweise war sie mit ihrer Erscheinung sehr zufrieden, und als sie noch den blauen Umhang umlegte, überkam sie erneut das Gefühl, jemand anders zu sein. Ihr Körper vibrierte, und sie war aufgeregt wie zu einem Stelldichein mit dem Geliebten … Was war das für ein Gedanke? Hinter ihr ertönte ein leises Lachen, warm, entzückend und zauberisch. Sich umwendend glaubte sie einen Schatten zu sehen, den Umriss einer Frau.
    „Wer sind Sie?“, hauchte sie, doch da war nichts, und sie musste ob ihrer Hirngespinste lachen. Versonnen berührte sie die seidene Rose an ihrem Busen, die dem Gewand das gewisse Etwas verlieh und aus Lady Beverleys Truhe stammte. Jo bekam die Geschichten über Hals Großmutter nicht mehr aus dem Kopf und vermeinte, überall in ihrem Zimmer den schweren Duft alter Rosen zu

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