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Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Titel: Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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Gefühle sicher sein.“
    „Ja, Mama“, sagte Jo, nahm den Brief wieder an sich und ging hinauf in ihr Zimmer, wo sie das Schreiben immer und immer wieder las. Was meinte er, wenn er schrieb, dass er seinem Sohn nur das Beste wünschte … Heißt das, dass er ihn nicht unglücklich sehen will oder dass ich nicht gut genug für ihn bin? Wie sehr sie sich nun wünschte, nicht einfach davongelaufen zu sein! Ach, ihr verwünschtes hitziges Temperament!
    Sie stellte sich ans Fenster und sah in das dichte Schneetreiben hinaus. Schon war der Garten weiß verhüllt. Ihr rann ein kalter Schauer über den Rücken, als sie sich ausmalte, dass Hal im Dunkeln dort draußen unterwegs war. Er könnte nun beim warmen Feuer sitzen, wenn sie nur vernünftiger gewesen wäre.

10. KAPITEL

    Hal kauerte sich in dem dicht fallenden Schnee auf dem Kutschbock zusammen, senkte den Kopf und zog den Hut tief ins Gesicht. Es war so eisig kalt geworden, dass er bereute, nicht bei dem letzten Gasthof für die Nacht eingekehrt zu sein. Inzwischen wünschte er, er hätte seine Fahrt doch bis zum Morgen aufgeschoben, und verfluchte sich, weil er sich Jo nicht deutlicher erklärt hatte. Als Erstes hätte er ihr sagen müssen, dass er sie liebte und sie heiraten wollte, wie auch immer sich sein Vater dazu stellte. Kaum dass sie das Haus verlassen hatte, war ihm klar geworden, dass er sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen konnte, und nun fürchtete er, sie durch sein Zögern verloren zu haben.
    Dass sie zornig war, konnte er ihr nicht einmal übel nehmen, denn wie hätte er sich wohl gefühlt, wenn er in ihrer Lage gewesen wäre? Er wusste genau, dass er getobt und ihr eine Entscheidung abgetrotzt hätte – sie jedoch hatte nie versucht, ihn zu beeinflussen. Im Gegenteil glaubte er, dass sie um seinetwillen wahrscheinlich ihr geborgenes Leben aufgegeben hätte und ihm aus Liebe gefolgt wäre, denn sie war mutig und schön, und er liebte sie mehr, als Worte sagen konnten.
    Tief in Gedanken, bemerkte er nicht, dass ihm, seitdem er den Gasthof vor kurzem passiert hatte, jemand folgte. Als ein Schuss knallte und die Kugel an seinem Kopf vorbeipfiff, fuhr er erschreckt auf und riss an den Zügeln, konnte jedoch sein durchgehendes Gespann nicht mehr aufhalten. Angestrengt mühte er sich, die verängstigten Pferde zu beruhigen, doch der völlig verschneite Fahrdamm war trügerisch, die Räder seiner Karriole prallten gegen die frostharten Furchen, das Gefährt stürzte um, und er wurde im hohen Bogen herausgeschleudert. Hart schlug er am Fahrbahnrand mit dem Kopf auf und blieb bewusstlos liegen. Er bekam nicht mehr mit, dass sich ein Mann über ihn beugte, ihm den schweren Siegelring vom Finger zog, die goldene Taschenuhr samt Kette und Anhängern an sich nahm und auch die gefüllte Geldbörse einsteckte. Dann musterte er sein Opfer, über dem sich der Schnee zu häufen begann, noch einmal höhnisch, ehe er mitleidlos davonging.
    „Es ist ein Brief von Marianne gekommen“, erzählte Mrs. Horne zwei Tage später, als Jo in den Salon kam. „Sie schreibt, dass sie sehr glücklich ist und die Reise sehr genießt. Gerade sind sie auf dem Weg nach Venedig.“
    „Wann sie zurückkommen, schreibt sie nicht?“, fragte Jo. Ihr fehlte die ältere Schwester, denn mit ihr hätte sie über Dinge sprechen können, die sie weder Lucy noch Mama anvertrauen wollte.
    „Bestimmt wird es nicht vor dem Frühling sein“, meinte Mrs. Horne. „Sag, Jo, hast du über Lord Beverleys Einladung nachgedacht?“
    „Ja, Mama, ich werde sie annehmen, wenn du erlaubst.“
    „Aber ja. Kind, du musst einsehen, dass Mr. Beverley, indem er zuerst mit seinem Vater sprach, richtig handelte. Das mag nicht sehr romantisch sein, doch es gehört sich so.“
    „Ja, Mama. Ach, ich wünschte nur, dass ich endlich mit Hal reden könnte.“
    „Nun, er sprach von ein paar Tagen; versuch also, deine Ungeduld zu zügeln. Er wäre noch hier, wenn du nicht aufgebracht davongerannt wärest.“
    Jo wollte antworten, schwieg jedoch erwartungsvoll, als sie draußen Stimmen vernahm.
    Eines der Mädchen kam herein und sah fragend zu Mrs.
    Horne. „Ein Herr bittet, vorgelassen zu werden. Er sagt, er hat eine dringende Nachricht für Mr. Beverley.“
    „Bitte ihn herein.“ Mrs. Horne musterte den großen, gut aussehenden Mann, der kurz darauf hereingeführt wurde. „Sir, ich hoffe, es geht nicht um Lord Beverleys Gesundheit?“
    „Nein, dem ging es gut, als ich ihn vor drei Tagen verließ“,

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