Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe
Browne glaubte, von schlechtem Ruf – fallen lassen müsse.
Mittlerweile hatte der Schnee erneut zu fallen begonnen, dieses Mal bedeutend heftiger, sodass Jo ihre Schritte beschleunigte und bald wieder daheim angekommen war. Sie ging geradewegs in den Salon, fand dort jedoch zu ihrer Enttäuschung nur Mutter und Großtante vor.
„Oh, hat Mr. Beverley sein Zimmer aufgesucht?“, fragte sie mit kaum verhohlener Erregung. „Ich wollte ihm etwas sagen.“
„Er bedauert es, dich so aus der Fassung gebracht zu haben“, erklärte Mrs. Horne. „Da er Geschäftliches zu erledigen hat, ist er deshalb erst einmal abgereist. In ein paar Tagen wird er wieder zurück sein, doch er ließ einen Brief für dich hier – von seinem Vater.“
„Hal ist fort …“ Jo konnte es kaum glauben. „Er war doch gerade erst angekommen. Außerdem schneit es inzwischen so heftig!“
„Wir dachten, du brauchtest ein wenig Zeit, um deine Gedanken zu ordnen.“ Missbilligend fügte Mrs. Horne hinzu: „War es nicht ein wenig übereilt, derart davonzulaufen, mein Liebes? Was du auch für Mr. Beverley empfindest, du hättest ihm wenigstens ruhig zuhören können.“
„Ich dachte doch nicht …“, stammelte Jo, ein Schluchzen unterdrückend. Die Ängste und Zweifel der letzten Wochen ließen sich nicht so einfach erklären. „Ich wollte doch nur ein paar Minuten allein sein.“
„Dann tut es mir leid, dass ich ihm empfahl, dir ein wenig Zeit zu geben. Wenn du mir deine Gefühle offenbart hättest, wäre mein Rat anders ausgefallen.“
„Ich habe ihn sehr gern“, murmelte Jo, und dann drängte es aus ihr heraus: „Ich liebe ihn, Mama – aber ich bin mir nicht sicher, ob er mich liebt … genug liebt, meine ich.“
„Ich glaube, du wirst feststellen, dass er dir sehr, sehr zugetan ist“, sagte ihre Mama, fein lächelnd. „Geh, Kind, lies erst einmal, was Lord Beverley dir zu sagen hat.“
Jo nahm den Brief und öffnete ihn. In klarer, energischer Handschrift stand da:
Meine liebe Miss Horne, mein Sohn erklärte mir, dass Sie für ihn die einzige junge Dame sind, die er sich als seine Gemahlin vorstellen kann. Leider hielt er es nicht für nötig, mich schon früher davon in Kennt nis zu setzen. Wie Sie wissen, sind Sie und ich kaum miteinan der bekannt, doch hoffe ich, das wird sich in Kürze ändern. Ellen hat mir sehr viel von Ihnen erzählt, deshalb freue ich mich darauf, Sie bald auf Beverley House zu einem Besuch begrüßen zu dürfen. Was immer Sie von mir halten mögen, ich bin kein Ungeheuer, und ich wünsche meinem Sohn nur das Beste. Bitte geben Sie mir die Ehre, in nächster Zukunft mein Gast zu sein. Auch Ellen würde Sie zu gern wiedersehen.
Ergebenst, Beverley
Jo reichte ihrer Mutter den Brief, die ihn kurz überflog. „Ein sehr netter Brief, wie ich finde. Immerhin hat er dich nicht von vornherein abgelehnt, aber es ist doch nur natürlich, dass jemand von Lord Beverleys Rang erst einmal nur wenig von diesen Heiratsplänen begeistert ist. Vermutlich hatte er sich eine andere Partie vorgestellt. Wir sind weder vermögend, noch gehören wir zum Hochadel, wenn wir auch von gutem Landadelstamm sind.“
„Du gehörst zu meiner Familie! Beverley hat keinen Grund, auf meine Nichte hinabzuschauen“, sagte Tante Bertha energisch. „Und das würde ich ihm auch sagen!“
„Ach, Bertha, ich habe nie erwartet, dass meine Kinder über ihrem Stand heiraten. Ich kann an dem Brief nichts Beleidigendes finden. Natürlich bleibt es Jo überlassen, ob sie Lord Beverleys Einladung annimmt. Doch wenn sie Hal liebt …“ Sie schaute Jo an. „Hätte er die Wünsche seines Vaters missachtet und so einen gefährlichen Anfall provoziert … Bestimmt wärest du sehr unglücklich darüber.“
„Ja, natürlich“, sagte Jo schuldbewusst. „Aber wenn Lord Beverley das Gerede über mich zu Ohren kommt – du weißt, weil Ellen und ich in Hals Begleitung aus Bath abreisten …“
„Da er mittlerweile davon wissen muss, wird er daran nichts finden, denke ich. Er scheint mir ein vernünftiger Mann zu sein, Liebes. Und es gab doch nichts, was er missbilligen könnte, oder?“
„Nein …“ Sanft errötend, fügte Jo leise hinzu: „Wir haben uns geküsst.“
„Nun, wie wir alle, wenn wir jung und verliebt sind“, meinte Mrs. Horne, die sich ihrer Jugend erinnerte. „Ich kenne dich, deshalb weiß ich, du hast dir nichts vorzuwerfen, Jo. Du musst dich entscheiden, Kind, doch bis Hal wieder hier ist, solltest du dir deiner
Weitere Kostenlose Bücher