Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe
ehelichen müssen. Wie sein Bruder es mit Ellen gemacht hatte.
Und dennoch … beinahe sofort dämmerte ihr, das sie ungerecht urteilte. Dass Hal sich um seinen Vater sorgte, war nur recht und billig. Im umgekehrten Falle hätte auch sie niemals ihrer Mutter oder ihrem Vater wehgetan. Im Grunde schmerzte es sie nur, dass Hal nicht aus Liebe zu ihr alle Hindernisse im Sturm nahm.
Ihr verletzter Stolz führte sie bis an den Pfad in der Nähe der Klippen , wo ihr leider ein Herr entgegenkam. Himmel, dachte sie, Mr. Browne! So wenig ihr nach einer Unterhaltung zumute war, konnte sie ihm doch unmöglich ausweichen, denn er hatte sie schon gesehen und steuerte auf sie zu.
„Miss Horne, welch glücklicher Umstand“, sprach der Gentleman gesetzt, „ich hatte die Absicht, Sie aufzusuchen, doch dies ist eine exzellente Gelegenheit, Sie allein zu sprechen.“
Offensichtlich gibt es kein Entkommen, dachte Jo. Laut sagte sie: „Leider wollte ich gerade umkehren, denn es ist abscheulich kalt. Sie können mich begleiten. Geht es um den Basar?“
„Ah, da haben sich schon einige Helfer gemeldet“, erklärte er mit so selbstzufriedener Miene, dass Jo ganz gereizt reagierte. „Nein, um Wichtigeres … eine persönliche Angelegenheit.“
Jo sah ihn verblüfft an. „Ich kann mir nicht vorstellen, was das sein könnte, Sir?“
„Nun, das dachte ich mir, da ich schon bemerkt habe, dass Sie von bescheidener Natur sind. Vermutlich kam es Ihnen gar nicht in den Sinn, dass ich Sie bewundern oder gar meiner Hand zum Ehebunde für wert halten könnte.“
Ob seiner gespreizten Ausdrucksweise spürte sie das überwältigende Verlangen zu kichern, doch sie kämpfte gegen ihren Sinn für das Lächerliche an und antwortete ruhig: „Sie sind sehr gütig, Sir, und gehen ganz recht in der Annahme, dass ich nichts dergleichen vermutete … tatsächlich nicht einmal einen derartigen Gedanken hegte.“
Er schenkte ihr einen anerkennenden Blick. „Und doch ist es so, liebe Miss Horne. Da mir Ihre Selbstlosigkeit und Anteilnahme für die minder Glücklichen angenehm aufgefallen sind, kam ich nach einigem Bedenken – wegen Ihrer so unglückselig interpretierten Abreise aus Bath – zu dem Schluss, Ihnen ungeachtet dieser Sache meine Hand anzutragen, auf dass Sie mir bei dem guten Werk zur Seite zu stehen, das Ihnen, wie ich überzeugt bin, ebenso wichtig ist wie mir.“
Bemüht, ihre Verachtung ob der Art seines Antrags nicht zu zeigen, antwortete Jo: „Sir, ich fühle mich geehrt, doch leider muss ich Ihren Antrag ablehnen.“
„Verzeihen Sie, Miss Horne, haben Sie mich nicht richtig verstanden?“, fragte er so konsterniert, dass ihre Verachtung in Ärger umschlug. „Dies ist eine einmalige Gelegenheit für Sie, denn ihr Ruf ist betrüblich befleckt.“
Nun war Jo wirklich wütend. „Verzeihen Sie , Sir, wenn ich erkläre, dass ich nichts getan habe, das jemand mit auch nur einem Funken gesunden Menschenverstandes tadeln könn te.“ Ihr Temperament zügelnd, fügte sie hinzu: „Entschuldigung, das war unhöflich. Allerdings sollten Sie auch nicht auf Tratsch hören.“
„Ich sah Sie in Gesellschaft eines Herrn aus Bath abreisen, und Lady Wainwright sagte mir, dass Sie durchgebrannt wären.“
„Wenn Sie das glaubten, wundert es mich, dass Sie mich eines Antrags für wert hielten! Übrigens hatte meine Tante einen erklärenden Brief von mir vorliegen, und da Sie meine Abreise sahen, müssen Sie auch Mrs. Beverley gesehen haben, die die Schwiegertochter Lord Beverleys ist. Was ist ungehörig daran, eine Freundin in ihr neues Heim zu begleiten?“
„Aber Lady Wainwright äußerte sich ganz anders.“ Er sah sie durchdringend an. „Ich bin nicht der Einzige, der ihr glaubte.“
„Was meine Tante zu sagen beliebte, weiß ich nicht, doch Sie, Sir, sollten sich hüten, mit gedankenlosen Worten den Ruf anderer zu beflecken. Und nun muss ich leider heim, man wird schon auf mich warten.“ Mit stolz erhobenem Kopf wandte Jo sich ab und eilte davon. Sie war außer sich. Dass Lord Beverley ihren Besuch wünschte, um sie, wie sie es empfand, unter die Lupe zu nehmen, hatte sie verärgert, Mr. Brownes Antrag jedoch war geradezu eine Beleidigung. Dagegen erschien Hals nur natürliche Sorge um seinen Vater durchaus erträglich. In diesem Lichte gesehen, hatte Hal ihr natürlich gute Nachricht gebracht; schließlich hätte Lord Beverley genauso gut verlangen können, dass sein Sohn ein Mädchen geringeren Standes – und wenn man Mr.
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