Hochzeitsnacht in Acapulco
Ames lächelte herablassend. “Merk dir eins, Joelle: Du hast einen großen Fehler gemacht. Wenn du nicht sofort alle erforderlichen Schritte unternimmst, um dieses Durcheinander ein für alle Mal zu bereinigen, dann wirst du es eines Tages bereuen, nicht auf mich gehört zu haben.”
“Ich finde es schade, dass Sie so denken, Mr. Ames”, bemerkte Gabriel.
Verärgert verzog Sylvan Ames das Gesicht, dann wandte er sich um und verließ die Wohnung.
Joelle sah ihm betrübt nach, denn obwohl er nichts von ihr hielt, liebte sie ihn immer noch.
5. KAPITEL
N achdem Sylvan Ames das Apartment verlassen hatte, schloss Gabriel stirnrunzelnd die Tür. “Du liebe Güte, ist er immer so?”
Joelle nickte traurig. “Leider ja.”
“Und wo ist deine Mutter?”, erkundigte er sich.
“Sie ist kurz nach meiner Geburt gestorben. Zuerst bekam sie die Grippe, dann noch eine Lungenentzündung, und sie war von allem so geschwächt, dass sie gegen die Krankheit nicht ankämpfen konnte.”
“Das tut mir leid, Joelle.”
“Ja, mir auch”, stimmte sie zu.
“Meine Eltern sind auch schon tot. Meine Mutter verunglückte tödlich mit dem Auto, mein Vater starb zwei Jahre danach. An einer Atemwegsinfektion, wie der Arzt behauptete, aber ich glaube, Dad starb an gebrochenem Herzen und Einsamkeit. Er und meine Mutter waren sich immer sehr nahe gewesen. Na ja, das ist jetzt beinah sechzehn Jahre her. Damals war ich neunzehn Jahre alt.”
“Wenigstens waren sie beide für dich da, während du groß geworden bist”, bemerkte Joelle, erfreut darüber, etwas über seinen familiären Hintergrund erfahren zu haben. Das Bild, das sie sich nun von seinem Familienleben ausmalte, bewegte sie zutiefst. Ein Kind, das von liebenden Eltern betreut wurde – so wäre sie auch gern aufgewachsen. Sie hatte ihre Mutter oft schmerzlich vermisst.
“Ja, sie waren immer für mich da”, bestätigte Gabriel und lächelte zugleich liebevoll und wehmütig. Dann sah er ihr in die Augen. “Jetzt zu etwas anderem: Wie bald kannst du hier deine Zelte abbrechen und mit mir kommen?”
Bestürzt erwiderte Joelle den Blick. “Ich habe nicht zugestimmt, mit dir irgendwohin zu gehen.”
“Joelle, ob es dir zusagt oder nicht, es besteht die Möglichkeit, dass wir bereits Mann und Frau sind. Wir haben miteinander geschlafen, und du bist schwanger. Jetzt müssen wir verantwortungsbewusst handeln und tun, was das Beste für das Baby ist. Dem stimmst du doch zu, oder?”
“Ja, natürlich – wenn du es so formulierst”, antwortete Joelle.
“Ich war mit vielem nicht einverstanden, was dein Vater eben gesagt hat, Ames, aber einem stimme ich voll und ganz zu: Es ist nicht einfach, ein Kind großzuziehen, erst recht nicht allein. Irgendwann wird jemand oder etwas darunter zu leiden haben. Ich kann den Gedanken nicht aushalten, das Baby könnte der Leidtragende werden.”
“Das würde ich niemals zulassen, Lafleur.”
“Wenn zu viele Forderungen gleichzeitig an dich gestellt werden, könntest du es übersehen.”
“Ich beabsichtige, eine gute Mutter zu sein”, erklärte Joelle aufgebracht.
“Dessen bin ich mir sicher. Trotzdem: Alles in allem ist es für ein Kind immer noch am besten, beide Eltern um sich zu haben, während es aufwächst.”
Sie runzelte die Stirn. “Ist dir eigentlich bewusst, wie überholt deine Vorstellungen von Elternschaft sind?”
“Und ist dir bewusst, wie gleichgültig mir das ist?”, konterte Gabriel und stemmte die Hände in die Hüften. “Ich ziehe es vor, nach meinen Regeln zu leben, ob die nun altmodisch sind oder nicht.”
Vielleicht ist es dumm von mir, zu glauben, dass ich es allein schaffe, sagte Joelle sich. Die Mutterschaft würde eine schwierige Aufgabe für sie werden, da ihr jegliche Erfahrung fehlte.
Unvermittelt umfasste Gabriel ihr Gesicht und zwang sie, ihn anzusehen. “Und egal, was du sonst noch womöglich an Argumenten ins Feld führst, Ames, du weißt genau, dass es nur recht und billig ist, das Baby mit mir zu teilen.”
Joelle seufzte tief. Wenn er sie so ansah und so eindringlich sprach, sehnte sie sich von Herzen danach, ihn glücklich zu machen. Egal wie viel sie das kostete. Und das war, wie sie wusste, völlig verrückt.
“Ich weiß nicht, was ich tun soll”, gestand sie ihm und atmete tief durch.
“Dann sag ich es dir: Komm mit mir nach Louisiana, und wir ziehen unser Kind gemeinsam groß. Wenn dir weiterhin an einer Karriere liegt, ist meine Haushälterin bestimmt überglücklich,
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