Hochzeitsnacht in Acapulco
gefallen lassen, aber damit ist es jetzt endgültig vorbei. Vor zwei Monaten hast du den Job hingeschmissen – aus reiner Aufsässigkeit. Höchste Zeit, dass du deinen unsinnigen Zorn auf mich begräbst und an deinen Arbeitsplatz zurückkehrst.” Jetzt erst entdeckte er Gabriel, der hinter Joelle stand. “Wer sind denn Sie?”
“Gabriel Lafleur.”
“Ich habe Sie noch nie im Leben gesehen, oder?”, fragte Sylvan Ames unverblümt.
“Das ist richtig, Sir. Von jetzt an werden Sie mich allerdings häufiger treffen.”
“Ach ja? Und warum das, wenn ich fragen darf?”
“Weil Ihre Tochter und ich vor zwei Monaten in Mexiko geheiratet haben. Ich bin hier, um sie abzuholen und zu mir nach Hause zu bringen.”
Joelle sah Gabriel fassungslos an. Wie konnte er es wagen, so etwas zu sagen? Er wusste doch, dass es keinen Beweis für eine Trauung gab. Was versuchte er? Wollte er sie völlig um den Verstand bringen?
“Das ist grotesk!”, rief ihr Vater. “Joelle würde niemals etwas so Unüberlegtes tun.”
“Ich fürchte, Sie irren sich, Sir. Ihre Tochter und ich sind verheiratet. Stimmt’s, Ames?”
“Ames?”, wiederholte Sylvan Ames ungläubig. “Sie nennen sie Ames?”
“Ja, manchmal. Nur so aus Gewohnheit”, erklärte Gabriel.
Mit zusammengekniffenen Augen sah ihr Vater nun sie, Joelle, an. “Soll das ein dummer Scherz sein? Du bist noch immer wütend auf mich und willst es mir heimzahlen, stimmt’s?”
“Nein”, antwortete Gabriel, bevor Joelle auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte.
“Ich kann alles erklären”, begann sie.
“Oh ja.” Gabriel setzte eine wissende Miene auf. “Tu das. Erkläre deinem Vater alles.” Er machte eine kurze Pause und fügte hinzu: “Und ich meine, wirklich alles, wenn du verstehst, was ich sagen will.”
Das tat sie durchaus. Er wollte sie durch sein Wissen um das Baby quasi dazu erpressen, sich ihm anzuschließen.
Joelle schluckte trocken. “Es ist so: Wir sind nicht richtig verheiratet. Vielmehr wissen wir es nicht sicher.”
“Was zur Hölle soll das nun wieder heißen?” Ihr Vater wurde rot vor Zorn.
“Na ja, Gabriel und ich haben uns am letzten Abend des Urlaubs gemeinsam betrunken und …”
“Du hast hemmungslos gebechert, zusammen mit einem Mann, den du kaum kanntest? Wie dumm bist du eigentlich, Joelle?”
“Da waren wir genau genommen keine Fremden mehr”, versuchte sie zu erklären, merkte aber, dass es ihr nicht gut gelang. Ihr Vater wurde von Minute zu Minute wütender. “Jedenfalls, als wir am nächsten Morgen aufwachten, hatten wir beide einen Ehering am Finger, konnten aber keinen Trauschein finden.”
Vor Wut stockte Sylvan Ames der Atem. “Du bist mit dem Kerl einfach so ins Bett gestiegen?”
“Wir haben einen Fehler gemacht, Vater.”
Er funkelte sie an, und plötzlich schien er eine Erleuchtung zu haben. “Wenn es keinen Trauschein gibt, dann gibt es auch keine Ehe. Und nun vergiss den ganzen hässlichen Zwischenfall. Gib es zu: Es ist ja nicht das erste Mal, dass du dich in Schwierigkeiten gebracht hast, Joelle. Sogar deine Karriere wäre jetzt ein einziges Chaos, wenn es mich nicht gäbe.”
Das kränkte Joelle zutiefst. Ihr Vater wusste genau, dass sie sich den beruflichen Erfolg aus eigener Kraft erarbeitet hatte. Warum wollte er ihr das nicht zugestehen?
Tränen stiegen ihr in die Augen, aber sie unterdrückte sie. Seit jeher traute ihr Vater ihr überhaupt nichts zu. Ihr ganzes Leben lang hatte sie versucht, ihm alles recht zu machen, aber es war ihr nie gelungen.
“Es ist zu spät, um den Vorfall einfach zu vergessen. Ich bin schwanger”, verkündete Joelle unüberlegt.
“Was?”
Unerwartet legte Gabriel den Arm um sie. “Sie haben es doch gehört, Sir: Joelle erwartet ein Baby. Von mir.”
Sylvan Ames’ Gesicht lief puterrot an. “Okay, Joelle, diesmal hast du es gründlich vermasselt. Eine Karriere, auf die du ohnehin keine großen Aussichten mehr hattest, kannst du dir abschminken.”
“Oh nein!”, entgegnete sie trotzig. “Ich kann mein Baby haben und erfolgreich im Beruf sein.”
“Du bist ja so naiv! Glaubst du, es wäre einfach, ein Kind großzuziehen? Du hast ja keine Ahnung, wie viele Opfer ich deinetwegen bringen musste. Nein, du schaffst es nie und nimmer, das allein durchzustehen.”
“Das braucht sie auch nicht”, mischte Gabriel sich unvermittelt ein. “Ich werde ihr immer verantwortungsbewusst zur Seite stehen. Schließlich bin ich der Vater des Kindes.”
Sylvan
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