Hochzeitsnacht in Acapulco
Ganz so als würde er das jede Nacht machen, dabei hatte er mehr Übung darin, es ihr auszuziehen. Danach brachte er sie ins Bett und deckte sie warm zu. “Bleib schön ruhig liegen”, forderte er sie auf und küsste sie sanft auf die Stirn.
Er ging nach unten, um etwas zu essen zu machen, und kam bald darauf mit einem voll beladenen Tablett ins Schlafzimmer zurück.
Nachdem er sich versichert hatte, dass Joelle es bequem hatte, stellte er ihr das Tablett auf den Schoß und setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett. Jetzt erst bemerkte sie, dass zwei Teller mit Kartoffelsuppe auf dem Servierbrett standen.
“Ich hielt es nicht für sehr sinnvoll, allein unten in der Küche zu sitzen, während du ebenso allein hier deine Suppe isst”, erklärte Gabriel fürsorglich mit einem Augenzwinkern.
“Da hast du recht”, stimmte sie zu, erfreut darüber, dass er ihr Gesellschaft leisten wollte. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie jeden einzelnen Moment des Tages mit ihm verbringen können und sich trotzdem noch immer seelisch unausgefüllt gefühlt – weil Gabriel sich ihr als Ehemann verpflichtet fühlte, sie aber nicht liebte.
Er blickte zum Kamin und bemerkte: “Den habe ich seit Jahren nicht mehr benutzt. Ich dachte mir, es wäre nett für dich, wenn ich ihn wieder in Betrieb nehme, da du ja einige Tage hier im Zimmer verbringen musst.”
“Danke! Das ist sehr aufmerksam von dir, Gabriel.” Wie sehr seine Fürsorge sie rührte, verschwieg sie ihm.
Er lächelte neckend. “Ich würde dir ja auch einen tragbaren Fernseher besorgen, aber dann würdest du die ganze Zeit nur schlafen.”
Joelle erwiderte das Lächeln. “Da hast du vermutlich recht.” Plötzlich konnte sie sich nicht länger zurückhalten und legte ihm die Hand auf den Arm. “Gabriel, es tut mir wirklich leid, was ich heute angerichtet habe. Du hast dir bestimmt große Sorgen gemacht, dass dem Baby etwas passiert sein könnte.”
Er blickte auf ihre Hand. “Ja”, erwiderte er schroff, “ich habe Todesängste ausgestanden, als ich hörte, dass du gestürzt seist. Ich dachte wirklich an das Schlimmste.”
Und das wäre für ihn, wie sie wusste, der Verlust des Babys gewesen. “Ja, ich auch”, sagte Joelle und bemerkte, dass sie ihn noch immer festhielt. Errötend zog sie die Hand weg.
Er aß seinen Teller leer und stellte ihn aufs Tablett. Dann lehnte Gabriel sich zurück und fragte: “Wie steht es denn mit dem Kochunterricht bei Sadie?”
Ach, es war ihm tatsächlich aufgefallen, dass sie noch immer versuchte, die Geheimnisse der guten Küche zu erlernen? Das hätte sie nicht gedacht. Er schien immer mit anderen Dingen vollauf beschäftigt zu sein und nicht darauf zu achten, was sie tagsüber tat.
“Nun, es ist einfach schrecklich”, gestand Joelle ihm. Es hätte wenig Sinn gehabt, zu lügen, da ständig neues Beweismaterial in Form misslungener Speisen anfiel. “Ich bin vermutlich nicht zur Hausfrau geboren.”
Die Antwort schien ihn nicht zu überraschen. “Du hast ja noch immer deinen Beruf.”
Sie lächelte verlegen. “Richtig.”
Dann gab es nichts mehr zu sagen, und nachdem sie die Suppe aufgegessen hatte, trug Gabriel das Tablett nach unten. Kurz danach kam er wieder nach oben und ging ins Bad. Als er geduscht hatte und ins Bett kam, lag Joelle unter die Decken gekuschelt da und konnte es kaum erwarten, dass er sich neben sie legte.
“Gute Nacht”, sagte Gabriel und knipste die Lampe auf dem Nachttisch aus.
“Gute Nacht”, erwiderte Joelle.
“Ist dir kalt?”
“Ein bisschen.”
“Mir auch.” Gabriel rutschte zu ihr hinüber. “Komm für ein Weilchen in meine Arme.”
Joelle widersprach nicht, sondern schmiegte sich an ihn. Er lag wie üblich nackt im Bett. Und sie spürte deutlich, wie sehr er nach ihr verlangte. Ein erregendes Prickeln überlief sie. Die Ärztin hatte jedoch gesagt, sie müssten fürs Erste auf Sex verzichten.
“Besser so?”, fragte Gabriel. Seine Stimme klang heiser.
“Oh ja, viel besser.”
“Dann schlaf schön, Ames!”
“Du auch, Lafleur!”
In den folgenden zwei Wochen blieb es dabei: Gabriel nahm Joelle nachts in die Arme, mehr nicht. Es war beinah unerträglich, dass er ihr so nahe war und trotzdem unerreichbar, aber immer noch besser als gar nichts. Und wenigstens fror sie nachts nicht, denn Gabriel hielt sie warm.
Oft wurde ihr heiß – vor Begehren. Dagegen ließ sich nichts tun, denn sie durften nicht intim sein, und damit hatte es sich!
Die Tage
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