Hochzeitsnacht in Acapulco
werden, und sie plante, was sie ihrem Kind alles beibringen würde. Ja, darauf freute sie sich schon. Ihr Sohn – denn sie war sich sicher, einen Jungen zu bekommen –, würde viel von ihr lernen. Immer deutlicher spürte sie, wie sehr das Kind Teil von ihr war.
Seit sie schwanger war, dachte Joelle häufig über ihre Kindheit und das problematische Verhältnis zu ihrem Vater nach. Sie fragte sich, wie es ihrem Vater jetzt wohl ging und ob er sie vielleicht sogar vermisste. Seit sie San Diego verlassen hatte, hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Manchmal dachte sie daran, ihn anzurufen, denn sie war nicht länger wütend auf ihn. Sie hatte jedoch Angst, eine Abfuhr von ihm zu erhalten, und meldete sich deshalb doch nicht bei ihm.
Um ungefähr elf Uhr ging Joelle nach oben. Sie duschte und zog sich um. Bis sie ein Outfit fand, das ihr noch bequem passte, musste sie mehrere anprobieren. Erstaunlich, wie rasch das Baby in ihr wuchs! Beinah alle Sachen waren ihr um die Mitte zu eng, ja, sie bekam ein Bäuchlein, und das begeisterte sie, so seltsam das klang. Sie stand da, nur mit dem spitzenbesetzten BH und dem Slip bekleidet, und drehte und wendete sich vor dem großen Spiegel in der Schranktür, die Hände auf den Bauch gelegt. Es stimmt wirklich, mein Bauch ist nicht länger flach wie ein Bügelbrett, dachte sie lächelnd. Da sie ungestört war, blieb sie noch vor dem Spiegel stehen und betrachtete ehrfürchtig staunend die Veränderungen, die ihr Körper jetzt durchmachte.
Und so fand Gabriel sie, als er wenig später ins Zimmer kam. Sie hatte nicht gehört, wie er die Tür öffnete, sondern bemerkte ihn erst, als er sich räusperte.
Joelle wirbelte herum und sah ihn breit lächelnd dastehen, die Baseballmütze aus der Stirn geschoben.
“Gefällt dir, was du siehst?”, fragte er neckend.
Erschrocken zuckte Joelle zusammen und suchte nach einem Kleidungsstück, um es vor sich zu halten. Sie war nicht in der Stimmung für Neckereien. “Klopfst du nie an, Gabriel?”
“Jedenfalls nicht an meine eigene Zimmertür”, erwiderte er.
Sie fand eine leichte Wolldecke am Fußende des Betts und legte sie wie ein Cape um sich.
Gabriel lächelte schalkhaft. “Ohne den Umhang hast du mir besser gefallen.”
Joelle besann sich auf ihren Sinn für Humor. “Ja, eigentlich dachte ich daran, in BH und Slip zum Arztbesuch zu fahren. Was hältst du davon?”, fragte sie forsch, obwohl ihr die Knie weich geworden waren.
Er betrachtete sie von Kopf bis Fuß. “Du würdest bestimmt Aufsehen erregen, wenn nicht einen Aufruhr. Mich hast du schon in Aufruhr versetzt, wenn du weißt, was ich meine.”
Ihr Herz pochte wie wild, als sie ihn ansah. “Wir haben nicht mehr viel Zeit”, wandte sie ein, und plötzlich wurde ihr klar, dass sie das erregende Spiel zu weit getrieben hatten. “Wenn wir uns nicht beeilen, komme ich zu spät zum Arzt.”
Langsam kam Gabriel, noch immer lächelnd, auf sie zu. Und sie stand, Närrin, die sie war, reglos da und erwartete ihn. “Nein, wir sind nicht spät dran”, widersprach er ihr und streichelte ihr die Wange. Unvermittelt neigte er sich vor und küsste Joelle fordernd.
Kurz darauf fiel die Wolldecke zu Boden.
Heißes Verlangen durchflutete Joelle, während Gabriel sie an sich presste.
Er küsste sie immer leidenschaftlicher und ließ die Hände über ihren Körper gleiten, was sie unglaublich erregte. Sie war wie Wachs in Gabriels Händen, und das wusste er, zum Kuckuck noch mal!
Plötzlich ließ er sie los und lächelte breit. “In Mexiko warst du auch so leidenschaftlich! Ich wusste ja, dass dir das neue Arrangement zwischen uns gefallen würde.”
Joelle sah ihn erstaunt an, dann presste sie die Lippen zusammen. Wenn sie ehrlich war, konnte sie ihm nicht widersprechen. Das hätte gar keinen Sinn gehabt, denn er hatte recht: Sie hatte in jener Nacht keine Hemmungen gekannt.
9. KAPITEL
D ie Gynäkologin war Joelle sofort sympathisch. Sie war nicht nur jung, sondern übte ihren Beruf auch mit Begeisterung aus. Es schien ihr regelrecht Freude zu machen, die vielen Fragen zu beantworten, die Joelle und Gabriel ihr über den Verlauf der Schwangerschaft stellten. Die Ärztin sagte sogar, dass mehr werdende Väter sich so um ihre Frauen kümmern sollten, wie Gabriel es tat.
Schade, dachte Joelle, dass dieses Interesse nicht dem Baby und ihr gleichermaßen galt!
An diesem Tag machte Gabriel weiterhin einen guten Eindruck auf Frauen – andere Frauen. In dem Geschäft, in dem
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