Hochzeitsnacht in Acapulco
Irgendetwas sagte ihr, dass sie genau das beabsichtigt hatten. Die Frage war nur: Waren sie mit dem Plan erfolgreich gewesen?
Ihr Nacken war mittlerweile so verspannt, dass sie es nicht länger ertrug. Joelle ging ins Bad und duschte heiß, dann föhnte sie sich die kurzen, stufig geschnittenen Haare und zog einen weichen grünen Bademantel an. Barfuß ging sie ins Wohnzimmer zurück und legte sich aufs Sofa. Sie kuschelte sich unter eine Wolldecke und schlief schon kurz darauf tief.
Irgendwann weckte schrilles Läuten sie. Jemand war anscheinend ungeduldig geworden und hielt den Finger hartnäckig auf die Klingel gedrückt. Joelle stöhnte und stand auf. Sie ahnte, wer vor der Tür stand.
Trotzdem blickte sie sicherheitshalber durch den Türspion, bevor sie öffnete.
Ihr Vater drängte sich an ihr vorbei wie ein wütender Stier – was bei ihm nichts Ungewöhnliches war.
“Wo warst du, Joelle?”, fragte er, das Gesicht rot vor Zorn. “Seit Tagen versuche ich dich anzurufen. Hast du keine einzige Nachricht erhalten?”
“Ich war nicht in der Stadt”, antwortete sie sachlich und setzte sich wieder aufs Sofa. Müde lehnte sie den Kopf zurück, der sich anfühlte, als würde er gleich zerspringen. Die Hoffnung, dass die Schmerzen bald aufhören würden, konnte sie aufgeben.
“Das entschuldigt dich nicht, Joelle.”
Ihr Vater stand vor ihr und sah auf sie herunter wie ein Adler auf einen unbedeutenden kleinen Spatz. Seine dröhnende Stimme schien ihren schmerzenden Kopf zum Vibrieren zu bringen.
“Ich war krank vor Sorge”, fügte ihr Vater hinzu und stemmte die Hände in die Hüften.
Diese arrogante Haltung sollte Sorge ausdrücken? “Ich wünschte, ich könnte dir das glauben”, erwiderte Joelle teilnahmslos und massierte sich die Schläfen.
Noch immer war sie wütend auf ihren Vater. Und gekränkt. Sie war doch nicht nur dazu auf der Welt, damit er sie, seine Tochter, lächerlich machen konnte, wenn ihm danach zumute war! Nicht einmal der mächtige und erfolgreiche Sylvan Ames hatte dieses Recht! Das musste er endlich einsehen. Auch ihr stand Rücksicht auf ihre Gefühle zu.
“Joelle, hast du eine Ahnung, wie sehr mich dein plötzliches Verschwinden aus der Firma in Verlegenheit gebracht hat? Jeder hat nach dir gefragt, und ich musste über deinen Aufenthaltsort lügen.”
“Tatsächlich? Warum hast du ihnen nicht einfach die Wahrheit gesagt? Dass ich an dem Tag meines Verschwindens gekündigt habe und somit nicht länger Angestellte deiner Firma bin?”
“Hältst du mich für einen Dummkopf? Das würde ich meinen Untergebenen niemals erzählen. Du weißt genauso gut wie ich, dass du an dem Tag übertrieben reagiert hast. Inzwischen hast du sicher eingesehen, wie lächerlich du dich benommen hast. Bestimmt liegt dir ebenso viel wie mir daran, den hässlichen Zwischenfall zu vergessen und wie üblich weiterzumachen.” Ihr Vater ging energisch zur Tür und wandte sich dort noch einmal um. “Sei morgen um Punkt acht in deinem Büro. Wir haben einen neuen Rechnungsbericht vorgelegt bekommen, um den du dich kümmern musst.”
“Tut mir leid, aber das geht nicht”, erwiderte Joelle.
Vernichtend sah er sie an. “Jetzt reicht es mir, Joelle! Hör auf, dich wie ein verzogenes Kind zu benehmen.”
“Meinst du nicht eher, wie eine alberne Frau?”
“Das auch.”
“Zu deiner Information, Vater: Ich benehme mich weder wie das eine noch das andere. Als Beweis lehne ich dein Angebot, mich wieder einzustellen, hiermit ab. Mir ist klar geworden, dass es höchste Zeit für mich wird, auf eigenen Füßen zu stehen und Erfolg zu haben. Ohne deine Hilfe.”
“Absurd! Das schaffst du niemals”, bemerkte Sylvan Ames erbittert.
Joelle seufzte. “Das wird sich erst zeigen, wenn ich es versuche. Und das werde ich tun. Du verstehst ja sicher meine Beweggründe.”
Mit zusammengekniffenen Augen sah er sie an. “Ohne meine Hilfe wirst du es nicht schaffen.”
“Vielleicht nicht, aber darauf muss ich es ankommen lassen.”
“Du wirst auf die Nase fallen.” Ihr Vater lächelte schadenfroh. “Komm dann bloß nicht zu mir zurückgekrochen und bettle! Ich würde dir nicht zuhören. Du hattest deine Chance.” Er stürmte aus der Wohnung und warf krachend die Tür zu.
Tränen stiegen Joelle in die Augen. “Keine Sorge, Vater”, flüsterte sie. “Ich krieche nicht zu Kreuze. Unter gar keinen Umständen.”
Nachdem sie etwas Hühnersuppe aus der Dose aufgewärmt und gegessen hatte, ging sie früh
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