Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
war. Jetzt würde ich erst einmal nach Passau fahren, um mir ein hübsches Kleid zu kaufen. Jawohl! Ich schloss den Deckel und stellte das Päckchen auf meinen Schreibtisch im Büro.
Nachdem ich noch eine kleine Runde mit Fanny gegangen war, duschte ich mich und stieg in abgeschnittenen alten Jeans und einem weißen Top in den Wagen. Es war brütend heiß geworden. Auf dem Weg nach Passau fand ich es auf einmal schade, dass ich alleine unterwegs war. Wie schön wäre es gewesen, eine Freundin dabeizuhaben! Aber Daniela konnte nicht ständig zwischen München und Niederbayern hin und her pendeln. Am Freitag würde sie ohnehin herkommen, um meine Trauzeugin zu sein. Plötzlich musste ich an Lene denken. Mit ihr würde es sicherlich Spaß machen, ein Kleid zu kaufen.
Rasch fuhr ich an den Straßenrand und wählte ihre Nummer.
»Hallo, Lene, hier ist Hanna.«
»Hanna! Wie schön von dir zu hören. Alles klar bei dir?«
»Ja, danke. Du, ich weiß, es ist ziemlich kurzfristig, aber du hast nicht zufällig Lust und gerade Zeit, mit mir in Passau ein Kleid für meine Hochzeit auszusuchen?«
»Es klappt also mit der Hochzeit? Wie toll!«
Wenn sie das sagte, hörte es sich nach etwas ganz Besonderem an. Dabei war es ja nur eine Art Fake-Hochzeit.
»Ja … ist alles etwas verrückt …«, sagte ich deswegen mit eher nüchterner Stimme.
»Ich würde gerne mit dir kommen, aber eigentlich habe ich versprochen, dass ich Karl …«
»Schon gut. Das war auch nur so eine spontane Idee gerade«, unterbrach ich sie. Ich wollte ihr keine Umstände machen.
»Ach was … Warte mal kurz.«
Anscheinend hielt sie jetzt die Sprechmuschel des Hörers zu. Auch wenn ich nicht jedes Wort verstand, hörte ich dumpf, wie sie mit Karl eine kurze Diskussion führte.
»Alles klar«, meldete sie sich dann zurück. »Treffen wir uns in Passau?«
»Ich kann dich gerne auch abholen«, bot ich an. »Ich bin ganz in deiner Nähe.
»Toll. Dann zieh ich mich schnell um. Bis gleich.«
Die Hubers hatten einen sehr modernen und gleichzeitig idyllisch gelegenen Hof. Als ich aus dem Auto stieg, kam Karl mir mit einem älteren, noch sehr gut aussehenden Mann entgegen. Er stellte ihn mir als Lenes Vater Bertl Koller vor.
»Lene kommt gleich«, informierte Karl mich. »Möchtest du noch was trinken?«
»Nein danke«, lehnte ich freundlich ab.
Herr Koller verschwand in den Stall, und ich schaute mich ein wenig um.
»Bin schon da!«, rief Lene und kam eilig aus der Haustür. Sie trug ein hübsches hellblaues Kleid, und ihre vollen rotbraunen Haare hingen offen über ihren Rücken. Jetzt ärgerte ich mich, dass ich mich so leger angezogen hatte. Na toll. Ich sah aus wie Aschenputtel neben Schneewittchen.
Lene reichte ihrem Mann den Empfänger eines Babyphones.
»Maxl schläft noch tief und fest.«
»Sehr gut. Viel Spaß euch beiden!«, sagte Karl und steckte sich das Gerät an seinen Hosenbund. »Vielleicht findest du für dich ja auch was Hübsches, Schatz!«
»Mal schauen. Heute geht es um Hanna!«, sagte sie lächelnd.
Als ich den bewundernden Blick sah, den Karl seiner Frau hinterherwarf, als sie zu mir in den Wagen stieg, spürte ich einen kleinen Stich in der Magengegend.
Während der Fahrt nach Passau erklärte ich Lene kurz die Lage.
»Du heiratest nicht diesen Alex?«, fragte sie verblüfft. Natürlich war sie überhaupt nicht auf dem Laufenden.
»Nein.« Mehr sagte ich dazu nicht. Lene war taktvoll genug, um nicht nachzufragen.
»Du findest es schlimm, oder? Ich meine, dass ich nur wegen dem Erbe heirate?«, fragte ich sie plötzlich.
Sie lächelte. »Nein. Ich kann das schon verstehen. Schlimm finde ich, dass deine Oma dir das aufgebürdet hat …«
Puh, es tat gut, das zu hören. »Danke!«
»… und dass du nicht rechtzeitig den Mann gefunden hast, den du aus Liebe heiraten willst.«
Ich schluckte. Eigentlich hatte ich ja gedacht, dass ich ihn gefunden hätte. Aber das war reines Wunschdenken gewesen.
»Ach, was soll’s.« Ich zuckte mit den Schultern. »Heutzutage werden so viele Ehen geschieden, da kommt es auf die eine mehr auch nicht an. Und Stefan ist sicher kein Unmensch.«
Die Marseillaise erklang. Ich warf kurz einen Blick auf das Display. Frank Cornelius. Dafür hatte ich jetzt keinen Nerv.
»Soll ich für dich rangehen?«, fragte Lene hilfsbereit. Ich schüttelte den Kopf.
»Nein danke. Das ist jetzt nicht wichtig«, sagte ich und schaltete das Handy ab.
Etwas später schlenderten wir durch die belebte
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