heute hier in unserem Zelt ist und die dringend einen Bauern zum Heiraten sucht …«
Bei seinen Worten gaben mir fast die Beine nach. Wie bitte? Was war das denn jetzt?
»… wer Interesse an einer hübschen Blondine mit stattlichem Vermögen und Hof hat, kann sich die E-Mail-Adresse bei mir abholen. Sie lautet:
[email protected].«
Die Leute lachten amüsiert. In meinen Ohren rauschte es, und ich war kurz davor, ohnmächtig zu werden. Ich musste raus aus dem Zelt. Sofort! Ich verfluchte das Wasser in meinem Wein. Ein etwas weniger klarer Kopf wäre jetzt sicher besser gewesen.
»… schade, dass ich schon verheiratet bin, sonst würde ich mich glatt selber bei der geheimnisvollen Dame melden. So, aber jetzt genug mit der Heiraterei. Es geht weiter mit dem Lied D’Liab kimmt von selba …«
Endlich war ich draußen und schnappte nach Luft.
»Hanna!« Max kam mir hinterher. Dieser Pharisäer!
»Jetzt weiß ich, warum du mich unbedingt hierherschleifen wolltest. Du gemeiner Kerl!« Noch nie in meinem Leben hatte mich ein Mensch so erniedrigt.
»Hanna, hör zu. Damit habe ich nichts zu tun!«
»Ach! Und das soll ich dir glauben?«, schrie ich. Inzwischen war es mir egal, dass einige Leute um uns herum neugierig schauten. Darauf kam es heute auch nicht mehr an.
»Natürlich sollst du mir glauben! So etwas würde ich nie machen. Du kennst mich doch!«
»Eben! Dir ist doch jedes Mittel recht, mich von hier zu vertreiben! Aber lass dir eines gesagt sein: Jetzt werde ich mir erst recht einen Mann suchen und ihn vom Fleck weg heiraten. Hauptsache, du kommst an keinen Cent dieses Erbes!«
Während ich sprach, schossen mir Tränen in die Augen. Tränen der Wut, aber auch Tränen der Enttäuschung.
»Wenn du ernsthaft glaubst, dass ich hinter diesem Aufruf stecke, dann kann ich dir nicht helfen!« Er schaute mich wütend an.
Er hatte erkannt, dass sein Spiel nicht aufgegangen war. Natürlich war er deshalb wütend.
»Deine Hilfe brauche ich als Allerletztes!«, fauchte ich, aber plötzlich brach meine Stimme, und ich hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten.
»Komm, ich fahre dich nach Hause«, sagte Lene leise, die jetzt neben mir stand. Sie führte mich auf den Parkplatz zu ihrem Wagen.
Im Auto flossen meine Tränen ungehindert, was mir schrecklich peinlich war.
»Die wenigstens Leute wissen, dass du damit gemeint warst, Hanna«, versuchte sie mich aufzumuntern. »Ich hätte es ja auch nicht gewusst, wenn Max nicht plötzlich erschrocken aufgesprungen und dir nachgerannt wäre.«
Ich antwortete nichts darauf. Als wir auf dem Hof ankamen, sagte Lene: »Ich kenne zwar die Hintergründe für das alles nicht, aber ich bezweifle, dass Max so etwas tun würde.«
Ich putzte mir die Nase.
»Natürlich war er’s. Sonst hat ja niemand einen Grund dafür.«
Ich stieg aus.
»Danke, dass du mich nach Hause gebracht hast, Lene.«
»Du kannst mich jederzeit anrufen, wenn du magst. Okay?«
»Danke.«
Und dann verschwand ich schnell ins Haus.
Pauline war vor dem Fernseher eingeschlafen. Ich versuchte vergeblich, sie zu wecken. Im Halbschlaf bugsierte ich sie nach oben ins Bett, wo sie sofort weiterschlief.
Ich ging zurück ins Wohnzimmer, setzte mich erschöpft aufs Sofa und schloss die Augen. Das war einer der peinlichsten Abende meines Lebens gewesen. Aber vor allem war ich enttäuscht von Max. Bisher hatte ich immer noch einen Funken der Freundschaft, die uns in der Kindheit verbunden hatte, spüren können. Jetzt hatte er diesen Funken ausgetreten. Am liebsten hätte ich meine Sachen gepackt und wäre nach Hause gefahren.
Plötzlich spürte ich etwas Warmes an meinem Oberschenkel. Fanny saß vor mir und hatte ihren Kopf auf mein Bein gelegt. Es war das erste Mal, dass sie sich mir freiwillig näherte.
»Na du …«, sagte ich unglücklich.
Sie hob den Kopf und schaute mich an.
»Denkst du, es ist besser, wenn ich zurück nach München gehe?«
Sie legte den Kopf schief.
»Oder meinst du, ich soll das hier durchziehen?«
Fanny bellte und wedelte mit dem Schwanz.
Wollte sie, dass ich hierblieb? Sie konnte doch nicht verstehen, was ich gesagt hatte. Oder? Natürlich konnte sie das nicht. Ich musste plötzlich lachen über meine verrückten Gedanken.
In diesem Moment löste sich die ganze Anspannung und Wut in mir, und ich konnte wieder einigermaßen klar denken. Der Abend war nicht sonderlich gut verlaufen. Aber was war denn eigentlich schon Schlimmes passiert?
Dass ich einen Mann suchte, würde