Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
wachgerüttelt. Ich brauchte einen Moment, um mich zu fassen. Ich räusperte mich.
»Freilich.« Rasch stand ich auf und schlüpfte ohne ein weiteres Wort in die Lederjacke. Dann setzte ich schnell meinen Helm auf, froh, meinen hochroten Kopf darunter verstecken zu können.
Alex tat so, als ob nichts gewesen wäre. Auch er zog sich an, dann stiegen wir auf und brausten davon.
Seine wenigen Berührungen hatten mich total aufgewühlt. Dieser Mann hatte etwas Besonderes. Er war etwas Besonderes. Und ich musste mir eingestehen, dass ich mich womöglich in Alex verliebt hatte.
In diesem Moment fasste ich einen Entschluss. Wenn ich einen Mann heiraten würde, dann Alex. Und wenn er mehr Zeit brauchte, um mich kennenzulernen, dann würde ich ihm die Zeit geben und auf das Erbe verzichten!
Kapitel 19
Doch Alex die Gelegenheit zu geben, mich besser kennenzulernen, war gar nicht so einfach. Oder mir die Gelegenheit zu geben, ihn besser kennenzulernen. Denn als wir zurück waren, erklärte er mir bedauernd, dass er überraschend nach Hause zu seinem Hof musste. Noch immer wollte er mir nicht sagen, wo der sich befand. Aber ich war in einem seltsamen Zustand, wie auf Wolken, und wunderte mich nicht weiter darüber. Er versprach, dass er sich am Wochenende bei mir melden würde. Zum Abschied umarmte er mich. Und schon diese kurze Berührung reichte aus, um mich wieder auf Wolke Sieben zu befördern. Ich winkte ihm hinterher, als er aus dem Hof fuhr.
»Hannerl! Komm! Schnell!«
Jäh wurde ich aus meiner Glückseligkeit gerissen.
»Hannerl, los!«, rief Willy mir aufgeregt zu. Fanny lief neben ihm und bellte wild.
»Was ist denn los?«, fragte ich besorgt, denn Willy war normalerweise der ausgeglichenste Mensch, den ich kannte, und nur schwer aus der Ruhe zu bringen.
»Mit den Rindern stimmt etwas nicht!«
»Wieso, was haben sie denn?«
»Keine Ahnung!«
»Hast du den Tierarzt schon benachrichtigt?«
»Ja. Der ist unterwegs … Fanny, du gehst ins Haus!«, befahl er und hielt ihr die Haustür auf. Fanny folgte anstandslos.
Wir sprangen in meinen Wagen und rasten den Feldweg entlang zu den Weiden.
»Dort hinten!« Willy deutete nach links. »Schnell!«
Wir stiegen aus und eilten zu den Tieren. In der Nähe des Baches, der durch die Weiden floss und die Tiere stets mit frischem Wasser versorgte, lag Zeus, einer unserer besten Zuchtbullen, und sein Körper zuckte wie in einem Krampf. Neben im lag eine Kuh.
Ein weiteres Jungtier schwankte und brach zusammen.
»Um Himmels willen. Was ist denn da los?«, rief ich aufgeregt.
Willy nahm einen Eimer, tauchte ihn ins Wasser und schüttete es vorsichtig über den Stier.
»Ich weiß es nicht. Kümmere du dich um Lotte.« Er hielt mir den Eimer hin. Ich holte noch mehr Wasser und goss es über die Kuh. Ob es den Tieren zu heiß war?
Gott sei Dank kam endlich Doktor Fröschl. Mit einer Tasche in der Hand rannte er auf uns zu, schlüpfte unter dem Zaun durch und kniete sich als Erstes zu Zeus.
»Was haben die Tiere denn bloß?«, schrie ich hysterisch.
»Das werden wir bald wissen.« Fröschl öffnete die Tasche und zog dann eine Spritze auf, die er Zeus verabreichte.
»Ich versuche erst einmal, den Kreislauf zu stabilisieren.«
Er behandelte nacheinander die drei am Boden liegenden Patienten. Bis jetzt schienen keine weiteren Tiere betroffen zu sein. Hoffentlich blieb das so. Willy sah sich inzwischen um.
»Himme Herrgott Sakrament!«, hörte ich ihn plötzlich wild fluchen. So außer Fassung hatte ich ihn noch nie erlebt. Er kniete neben dem Zaun am Boden.
»Was ist denn?«, rief ich.
»Die Tiere wurden vergiftet!«
»Verdammt!«, sagte Max.
Wo war denn Max plötzlich hergekommen? Egal. Ich war froh, dass er da war.
»Eibe!« Willy und Max sahen sich an und nickten sich zu. Vor ihnen auf dem Boden lag ein Rest Heu, vermischt mit kleinen Zweigen, die wie Tannenzweige aussahen.
Da ich überhaupt nichts verstand, erklärte mir Willy, dass die Zweige von der Eibe stammten und bei Mensch und Tier zu tödlichen Vergiftungen führen konnten. Dafür reichten schon relativ geringe Mengen aus.
»Wo kommen die Eibenzweige denn her? Sind hier in der Nähe Eiben?«
»Nein. Hier nicht. Darauf wurde immer streng geachtet. Jemand muss sie mit dem Heu vermischt und den Tieren zum Fressen hingelegt haben«, brummte Max wütend.
»Wieso sollte denn jemand meine Rinder vergiften wollen?«, fragte ich völlig aufgelöst.
Keiner der Männer konnte mir diese Frage beantworten.
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