Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
eingespannt. Willy und ich waren ein gutes Team, und ich hatte den Eindruck, dass es auch ihm Spaß machte. Trotzdem musste ich bald jemanden finden, der zuverlässig mitarbeitete und sich auskannte. Die Polizei hatte wegen des Giftes nichts herausgefunden, und da nichts weiter passiert war, verdrängte ich die ganze Sache einfach.
Cornelius hatte die Fotos inzwischen bekommen, sich aber noch nicht dazu geäußert, was ich vorsichtig als gutes Zeichen wertete.
Alex hatte sich zweimal per SMS gemeldet, aber nichts darüber verlauten lassen, wann wir uns wieder sehen würden. Das gefiel mir gar nicht. Ob ich mich hier in etwas verrannte? Trotzdem – wenn ich an ihn dachte – und das passierte ziemlich oft am Tag und auch in der Nacht –, dann flatterten stets Schmetterlinge in meinem Bauch. Außerdem hatte es mir meinen Appetit verschlagen. Ein eindeutiges Zeichen, dass ich mich verliebt hatte.
Als ich wieder mal eine Nacht schlaflos im Bett lag, schnappte ich mir Lenes Buch, um mich abzulenken. Es war sehr amüsant geschrieben und mit lustigen Karikaturen von Lene versehen. Ich musste mehr als einmal laut lachen, als sie beschrieb, wie verliebte Frauen manchmal aus Unsicherheit oder aus Angst vor Zurückweisung von einem Fettnäpfchen ins nächste stolperten. Irgendwie machte das Buch mir Mut, dass diese ganze verrückte Sache mit dem Erbe und der Hochzeit für mich doch noch gut ausgehen könnte.
Kapitel 21
Das Landleben – und natürlich auch Fanny – trieben mich immer sehr zeitig aus den Federn. Es war Freitag. Heute Mittag hatte ich den Termin mit dem neuen Kunden in München. Als Treffpunkt war Mikes Bar vereinbart. Ich freute mich riesig darauf, bei dieser Gelegenheit auch meinen besten Freund endlich wiederzusehen. Die Plauderstunden mit ihm fehlten mir inzwischen sehr.
Bevor ich losfuhr, machte ich noch schnell eines der Fremdenzimmer im Haus fertig. Daniela und ihr Sohn Benny würden das Wochenende über mit mir nach Halling kommen, zusammen mit Pauline. Daniela hatte sich sofort bereit erklärt, sich um meinen Bürokram auf dem Hof zu kümmern.
Als ich die Wagentür öffnete, kam Fanny angerannt und wollte einsteigen. Ich hatte immer noch keine Transportbox besorgt.
»Süße, heute geht das nicht. Du musst hierbleiben.«
Sie winselte. Und zwar herzerweichend. Aber ich blieb stark.
»Nein, Fanny.«
»Wuff!«
»Neihein!«
Sie legte den Kopf schief und wedelte mit dem Schwanz.
»Na gut, du lästiges Wimmerl*. Steig ein!«
Verflixt nochmal! Wieder einmal war ich zu spät dran. Und das obwohl ich wirklich rechtzeitig losgefahren war. Aber auf der Autobahn hatte es einen Stau gegeben. Und natürlich war wie immer weit und breit kein Parkplatz in der Nähe von Mikes Bar zu finden.
Zusammen mit Fanny, die ich nicht alleine im Wagen lassen wollte, betrat ich endlich abgehetzt das Lokal.
Mike stand an der Theke und bereitete einen Espresso zu. Als er mich sah, kam er strahlend auf mich zu und gab mir zur Begrüßung einen schmatzenden Kuss auf die Wange.
»Hanna, Darling. Schön, dich endlich wiederzusehen. Gut schaust du aus! Das Landleben steht dir.«
»Danke, Mike! Du hast mir auch gefehlt … Aber jetzt …«
»Du bist busy. Ich weiß. Wir reden später.«
Ich warf ihm ein Bussi zu und arbeitete mich dann mit Fanny im Schlepptau zum letzten Tisch rechts am Fenster vor, der für die Verabredung reserviert worden war. Ich sah den Mann nur von hinten. Er war hellblond mit silbern gefärbten Strähnen und trug einen dunkelblauen Anzug. Gerade als mir durch den Kopf ging, dass mir die Haltung des Mannes seltsam vertraut vorkam, drehte er sich um. Ich blieb abrupt stehen.
»Simon!«, hauchte ich.
Dr. Simon Schober saß leibhaftig vor mir. Er war es zweifellos, auch wenn er mit dem Simon meiner Vergangenheit nicht mehr allzu viel Ähnlichkeit hatte. Das schöne Dunkelbraun seiner Haare war verschwunden. Die neue Nase hatte ich schon gesehen, allerdings in anderen Gesichtern. Sie schien ein beliebtes Modell zu sein. Und seine Kinnpartie hatte ich auch weit weniger markant in Erinnerung. Anscheinend war er selbst ein guter Kunde in der Schönheitsklinik seines Schwiegervaters. Und ein guter Kunde in Beautysalons. Seine Augenbrauen waren akkurat zurechtgezupft und passend zur Haarfarbe aufgehellt.
»Hanna!« Er stand auf und umarmte mich flüchtig. Sein reichlich aufgetragenes Rasierwasser zog mir in die Nase. Selbstverständlich hatte sich auch das verändert.
Fanny knurrte. Sofort trat er
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