Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
Auch nicht die beiden Polizisten, die Doktor Fröschl gerufen hatte und die kurz darauf den Tatort am Weidezaun nach Spuren absuchten.
»Und wenn es Kinder waren? Vielleicht wollten sie die Tiere nur füttern und wussten nicht, dass die Eibe giftig ist«, sagte ich in der schwachen Hoffnung, dass es sich nicht um einen vorsätzlichen Giftanschlag handelte. Der Gedanke daran war einfach zu schrecklich.
»Warum sollten sie Heu und Eibe mischen? Nein. Das waren keine Kinder.« Willy ballte wütend die Fäuste. »Den Kerl wenn ich erwische! Dem dreh ich die Gurgel um! Und zwar dreimal!«
»Na, na!«, mahnte einer der beiden Polizisten. »Das lassen Sie mal schön bleiben.«
Während der Tierarzt, Willy und Max sich weiter um die Tiere kümmerten und sie zum Unterstand schafften, stellten mir die Polizisten einige Fragen.
»Hatten Sie in letzter Zeit mit jemandem Ärger, Frau Gruber?«, wollte der jüngere der beiden wissen. Er hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit Bully Herbig, was ihn mir sofort sympathisch machte, obwohl seine Fragen nicht besonders erfreulich waren.
»Ärger direkt hatte ich keinen …«, begann ich. Dabei fiel mein Blick auf Max, der versuchte, zusammen mit Willy das Jungtier auf die Beine zu bringen. Max war der personifizierte Ärger. Aber egal, wie er sich mir gegenüber verhielt, einem Tier würde er niemals etwas zuleide tun. Im Gegenteil. Solange ich mich erinnern konnte, kümmerte er sich um verletzte Tiere, egal ob es sich um aus dem Nest gefallene Vögel, angefahrene Katzen oder um sonstiges hilfsbedürftiges Getier handelte. Als kleiner Junge hatte er sich sogar einmal geweigert, einen Regenwurm auseinanderzuschneiden, als ich herausfinden wollte, ob der Wurm tatsächlich zwei Köpfe hatte, die einzeln weiterleben konnten. Max hatte mir angedroht, nie wieder mit mir Monopoli zu spielen, falls ich es alleine versuchen würde. Ich muss gestehen, es war mir schwer gefallen, darauf zu verzichten, denn ich war schon immer sehr neugierig. Trotzdem hatte ich mich damals für Max und Monopoli entschieden und den Regenwurm an einem Stück von dannen ziehen lassen.
Max kam als Übeltäter sicher nicht in Frage. Und Willy selbstverständlich auch nicht.
»Und Ärger indirekt?«, fragte der Polizist weiter, da ich meinen Satz nicht beendet hatte.
»Naja. Ich habe einen Mann entlassen, der seit Jahren auf dem Hof gearbeitet hat. Pit heißt er. Der war schon etwas sauer«, gestand ich.
»Und sein Nachname?«
Ich überlegte.
»Tut mir leid, den weiß ich gar nicht … Willy!«, rief ich, »Weißt du, wie Pit mit Familiennamen heißt?«
Willy kam zu uns.
»Sigler! … Aber du denkst doch nicht, dass er es war, Hanna?«
»Eigentlich nicht. Aber ehrlich gesagt, weiß ich gerade überhaupt nicht, was ich denken soll.«
Der Polizist notierte den Namen.
»Sonst noch Leute, die sich über Sie geärgert haben?«
»Vielleicht einer der Heiratskandidaten, die du abgewimmelt hast in den letzten Tagen«, spekulierte Willy.
Die Polizisten sahen mich neugierig an. Ich merkte, dass ich rot wurde.
»Ich habe doch keinem von denen Hoffnungen gemacht«, warf ich schwach ein. »Außerdem war ich immer sehr freundlich!«
»Oder dieser Motorrad-Alex?« Natürlich musste auch Max seinen Senf dazu geben.
»Alex wer?«, wollte der Polizist sofort wissen.
»Äh … tut mir leid, den Familiennamen kenne ich auch nicht. Aber Alex kann es nicht gewesen sein. Wir waren ja zusammen unterwegs.«
Doktor Fröschl kam zu uns herüber.
»Anscheinend haben Lotte und der kleine Stier nur ganz wenig von der Eibe abbekommen. Den beiden geht es schon wieder deutlich besser. Der Zustand von Zeus ist etwas kritischer. Aber auch bei ihm habe ich ein gutes Gefühl. Er wird es sicher überstehen. Ich vermute, dass dem Heu nur sehr wenig Eibe beigemischt war. Wenn es ein Giftanschlag war, dann wollte der Täter die Tiere nicht töten, sondern Ihnen einen Schrecken einjagen, Frau Gruber.«
»Aber warum denn nur?«, fragte ich erschüttert.
»Jetzt machen Sie sich mal nicht allzu viele Gedanken«, beruhigte mich der ältere Polizist, der bisher nur wenig gesagt hatte. »Es gibt auch schwachsinnige Deppen, die einfach nur einen Spaß daran haben, Lebewesen zu quälen. Das muss gar nichts mit Ihnen persönlich zu tun haben.«
Daran wollte ich gerne glauben, aber instinktiv wusste ich, dass die gemeine Giftattacke mir gelten sollte.
Es war ein langer, ereignisreicher Tag für mich gewesen, und eigentlich hätte ich todmüde sein
Weitere Kostenlose Bücher