Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2
verwirrte mich nur noch mehr, aber sein Geständnis verlieh seinen Worten eine größere Glaubwürdigkeit. Es wäre viel einfacher für ihn gewesen, mich anzulügen und mir zu sagen, er und Sara seien meine Eltern. So hätte er mich leichter dazu bringen können, zu bleiben und mich auf seine Seite zu schlagen.
Aber er hatte mir gestanden, dass Elora meine Mutter war. Diese Verbindung konnte ihm keinesfalls nützen.
»W arum erzählst du mir das?«, fragte ich.
»D u musst die Wahrheit erfahren. Ich weiß, wie gerne Elora Spielchen spielt.« Wenn Oren ihren Namen nannte, bekam seine Stimme einen bitteren Klang, als schmerze es ihn, das Wort auszusprechen. »W enn du alle Tatsachen kennst, wird es dir viel leichter fallen, eine Entscheidung zu treffen.«
»U nd welche Entscheidung sollte das sein?«, fragte ich, aber ich hatte da so eine Ahnung.
»D ie einzig wichtige Entscheidung natürlich.« Ein seltsames Lächeln umspielte seinen Mund. »D ie, über welches Königreich du herrschen wirst.«
»U m ehrlich zu sein, will ich eigentlich über gar nichts herrschen.« Ich zwirbelte eine Haarsträhne um den Finger, die sich aus meiner Frisur gelöst hatte.
»S etz dich doch erst mal.« Sara deutete auf den Sessel neben mir. Als ich saß, nahm sie neben dem König Platz.
»D u bist also meine… Stiefmutter?«, fragte ich und sie sah mich traurig lächelnd an.
»J a.«
»O h.« Ich schwieg einen Moment lang und versuchte, das Gehörte zu verarbeiten. »I ch verstehe das nicht. Elora sagte, mein Vater sei tot.«
»N atürlich hat sie das gesagt.« Oren lachte düster. »W enn sie dir von mir erzählt hätte, müsste sie dir überlassen, für wen du dich entscheidest. Sie wusste, dass du niemals sie wählen würdest.«
»W ie habt ihr…« Ich suchte nach den richtigen Worten. »W ie genau seid ihr beide… zusammengekommen, um… mich zu zeugen?«
»W ir waren verheiratet«, sagte Oren. »E s war nur eine sehr kurze Ehe. Jahre später habe ich Sara geheiratet.«
»D u warst mit Elora verheiratet?«, fragte ich und Wut stieg in mir auf.
Als er mir gesagt hatte, er sei mein Vater, hatte ich vermutet, Elora habe eine heimliche Affäre mit ihm gehabt, genau wie mit Finns Vater. Ich hätte niemals gedacht, dass es sich bei ihrer Beziehung um eine allgemein bekannte Tatsache handelte, von der außer mir alle Leute wussten, denen ich in Förening begegnet war.
Darunter auch Finn. Als er mir einen Crashkurs in Tryll-Geschichte und den Pflichten einer Prinzessin gegeben hatte, musste er irgendwie vergessen haben, zu erwähnen, dass meine Mutter mit dem König der Vittra verheiratet gewesen war.
»J a, kurz«, nickte Oren. »W ir vermählten uns, weil wir es für eine gute Idee hielten, die Königreiche der Vittra und der Tryll zu vereinen. Unsere beiden Stämme liegen schon lange in Konflikt miteinander, und wir wollten dauerhaften Frieden schaffen. Leider ist deine Mutter die unmöglichste, irrationalste, schrecklichste Frau des Planeten.« Er lächelte mich an. »A ber das weißt du ja. Du hast sie ja bereits kennengelernt.«
»J a, ich weiß, dass sie ziemlich unmöglich sein kann.« Ich spürte den merkwürdigen Drang, sie zu verteidigen, aber ich biss mir auf die Zunge.
Elora war kalt und manchmal beinahe grausam zu mir gewesen, aber aus irgendeinem Grund passte es mir ganz und gar nicht, dass Oren so abfällig von ihr sprach. Aber ich nickte und lächelte, als stimme ich ihm voll und ganz zu.
»E s grenzt an ein Wunder, dass ich es überhaupt geschafft habe, ein Kind mit ihr zu zeugen«, sagte er mehr zu sich selbst, und ich erschauderte bei der Vorstellung. Ich hatte wirklich nicht das Bedürfnis, Details über meinen Zeugungsakt zu erfahren.
»D ie Ehe war schon vor deiner Geburt am Ende. Elora entführte und versteckte dich, und seitdem suche ich nach dir.«
»D as hast du aber nicht besonders gut gemacht«, sagte ich und sein Gesicht wurde hart. »I st dir klar, dass deine Tracker mich dreimal zusammengeschlagen haben? Deine Frau musste mich heute heilen, sonst wäre ich gestorben.«
»D as tut mir schrecklich leid, und Kyra wird angemessen bestraft werden«, sagte Oren, aber er klang nicht so, als bedauere er es wirklich. Seine Stimme klang hart und wütend, aber ich hoffte, dass das nicht mir, sondern Kyra galt. »A ber du wärst nicht gestorben.«
»W oher weißt du das?«, fragte ich scharf.
»K önigliche Intuition«, antwortete Oren ausweichend. Ich wollte nachhaken, aber er fuhr fort. »I
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