Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2
Sorgen, aber im Augenblick wollte ich nur einen Moment lang mit ihm allein sein. Ich wollte richtig mit ihm reden und vielleicht konnte ich ja… ach, keine Ahnung. Aber ich musste ihn sehen.
Statt Finn sah ich Duncan im Flur auf mich warten. Er hatte sich an die Wand gelehnt und spielte mit seinem Handy, aber als ich aus dem Salon kam, richtete er sich auf und lächelte mich verlegen an. Als er hastig versuchte, sein Handy in die Hosentasche zu schieben, fiel es ihm aus der Hand.
»S orry.« Er bückte sich schnell danach, als ich auf ihn zukam. »I ch wollte Euch bei Eurem Gespräch nicht stören.«
»D anke.« Ich ging den Flur entlang und er folgte mir. »W arum hast du auf mich gewartet? Brauchst du irgendwas?«
»N ein. Ich bin doch jetzt Euer Tracker, wisst Ihr noch?« Er schaute mich peinlich berührt an. »U nd weil die Vittra jetzt richtig hinter Euch her sind, muss ich Euch rund um die Uhr bewachen.«
»R ichtig.« Ich hatte gehofft, Finn wäre wieder als mein Tracker engagiert worden, da er mir– wieder einmal– das Leben gerettet hatte. »W o ist Finn? Ich muss mit ihm reden.«
»F inn?« Duncan geriet ins Stolpern. »Ä h, er ist nicht mehr Euer Tracker.«
»J a, das weiß ich. Und ich wollte damit nicht sagen, dass du deinen Job nicht gut machst.« Ich zwang mich zu lächeln. »I ch wollte nur kurz mit Finn reden.«
»J a, äh…« Er schüttelte den Kopf. »E s ist nur so, dass…« Ich blieb stehen. Warum war er denn so durcheinander? »I ch meine, er ist nicht mehr Euer Tracker, also ist er gegangen.«
»E r ist gegangen?« Ich spürte wieder den Stich im Herz, den ich inzwischen so gut kannte. Sein Verschwinden hätte mich nicht überraschen und erst recht nicht mehr verletzen dürfen, aber die Wunde riss jedes Mal wieder neu auf, wenn er mich verließ.
»J a.« Duncan starrte auf seine Füße und fummelte an dem Reißverschluss seiner Jacke herum. »E r hat Euch in Sicherheit gebracht. Damit ist seine Aufgabe erledigt, stimmt’s?«
»R ichtig«, sagte ich wie betäubt.
Ich hätte fragen können, wohin Finn gegangen war, und vielleicht hätte ich das auch tun sollen. Weit konnte er in der kurzen Zeit nicht gekommen sein. Ich bin sicher, er würde mir wieder vorbeten, er sei gegangen, um meine Ehre zu schützen oder so. Aber das war mir egal.
Im Moment interessierten mich seine Gründe nicht im Geringsten. Ich wusste nur eines: Ich hatte genug davon, dass er mir immer wieder das Herz brach.
9
Unterschätzt
T ove konnte Rhys nicht helfen, weil das nicht in seiner Macht stand. Als ich nach meinem Gespräch mit Elora nach oben ging, schickte ich Rhys deshalb zu ihr. Sie würde ihn schon wieder hinkriegen. Ich hätte ihn zwar gerne begleitet, aber wahrscheinlich hatte Elora für heute mehr als genug von mir.
Tove wollte nach Hause gehen, um ein bisschen zu schlafen, und ich dankte ihm für alles, was er getan hatte. Ohne ihn wären wir wahrscheinlich nicht so ohne Weiteres entkommen. Oren hatte zwar nur sehr laxe Sicherheitsvorkehrungen getroffen, aber Tove hatte immerhin die Trolle in Schach gehalten, die uns bewachten.
Rhys hatte Matt ein unbewohntes Zimmer gleich neben meinem gegeben und half ihm, sich einzurichten. Ich ging zu ihnen, weil ich wissen wollte, wie sich Matt fühlte, und Duncan folgte mir ein bisschen zu übereifrig. Ich musste lange auf ihn einreden, bis ich ihn so weit hatte, vor der Tür auf mich zu warten. Duncan misstraute Matt, weil er ein Mensch war, aber wenn er mein Tracker sein wollte, würde er lernen müssen, seine Vorurteile zu überwinden.
Matt stand mitten im Zimmer und wirkte verloren, und so hatte ich ihn noch nie zuvor gesehen. Die Trainingshose, die er inzwischen trug, passte ganz gut, aber sein T-Shirt war zu eng. Wahrscheinlich hatte Rhys ihm die Sachen geborgt.
»W ie kommst du mit allem hier zurecht?«, fragte ich und schloss die Schlafzimmertür leise hinter mir.
Ich wusste, dass Duncan vor der Tür Wache hielt, und ich wollte nicht, dass er unser Gespräch belauschte. Ich hatte zwar nicht vor, Matt irgendwelche Geheimnisse zu verraten, wollte aber endlich mal einen Moment lang mit meinem Bruder alleine sein.
»H m… super?« Er lächelte mich traurig an und schüttelte den Kopf. »K eine Ahnung. Wie sollte ich denn damit zurechtkommen?«
»U ngefähr so, wie du es tust.«
»A lles wirkt so surreal, weißt du?« Matt setzte sich aufs Bett und seufzte. »I ch habe die ganze Zeit das Gefühl, dass ich gleich aus einem sehr merkwürdigen
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