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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hoeps/Toes
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rausgeschmuggelt.«
    Vielleicht bekam er zum ersten Mal die Aufmerksamkeit, nach der er sich sehnte, oder er sah sich in der Hauptrolle in einem Jahrhundertprozess, vielleicht hatte er auch eine Gehirnerschütterung und war nicht ganz bei sich – was immer auch der Grund für seine Redseligkeit sein mochte, er würde jahrelang Zeit haben, in Ruhe darüber nachzudenken. Jedenfalls verschaffte sein Geständnis ihm den Mut, endlich die Frage zu stellen, die er aus schlechtem Gewissen die ganze Zeit über vermieden hatte: »Wie geht es Heino?«
    Eine halbe Stunde später gingen Micky und Katja gemeinsam in die Kantine des Krankenhauses.
    Katja lud belegte Brötchen und Orangensaft auf ein Tablett. »Volltreffer«, berichtete sie. »Molendorp hat sofort zwei Kollegen nach De Gulper geschickt. Sie haben die randvolle Frittierpfanne aufs Gas gestellt und tatsächlich den Schlüssel darin gefunden. Damit haben sie das Schließfach am Aache ner Bahnhof geöffnet. Gerade rechtzeitig, denn heute Abend hätte es das Serviceteam der Deutschen Bahn wegen Gebührenüberziehung geräumt.«
    »Und?«
    »Sie entdeckten einen Stapel DVDs und einen USB-Stick. Ich habe alles zu Holger bringen lassen. Er hat zwei Primzahlen sowie eine Menge verschlüsselter Dokumente gefunden, darunter den Bauplan eines bionischen Laufapparates, der offenbar nur minimal Energie verbraucht. Holger bleibt dran und meldet sich wieder. Das waren die guten Nachrichten.«
    »Und die schlechten?«
    »Man hat mich wegen meiner Recherche in Sachen Limbs angerufen. Bei euch war Molendorp doch gegen diesen USI-Code gelaufen. Bei uns läuft es etwas subtiler, aber genauso effektiv. Ich soll eine hochoffizielle Anfrage in x-facher Ausführung einreichen, die von mehreren Ämtern und Kommissionen begutachtet wird. Das wird Jahre dauern. Und wenn dann überhaupt Informationen fließen, werden die veraltet und nutzlos sein.«
    » Limbs wird nur so sorgsam abgeschirmt, weil sie Kriegsmaterial produzieren«, nickte Micky. »Ich wünschte mir, die Geheimdienste würden mit Friedensinitiativen ebenso nachsichtig umgehen.«
    Katja wies auf das Tablett. »Iss besser etwas, solange noch Zeit dazu ist. Hat Heidfeld etwas Wichtiges verraten?«
    »Nein, es ist nur noch deutlicher geworden, dass er als Sybilles Handlanger fungierte. Man braucht keine Psychologin zu sein, um zu erkennen, dass sie für ihn wie eine Mutter war. Ich glaube, sie hat ihn übel manipuliert und er hat seiner Ersatzmutter blindlings gehorcht. Patrick wiederum brauchte Sascha, um sich von seiner eigenen dominanten Mutter zu lösen. Sybille war von Rachsucht gegenüber Carsten erfüllt und Ingrid wollte um jeden Preis ihren Bruder überflügeln. Sie waren alle gleichermaßen von einer ziemlich freudianischen Dynamik getrieben.«
    Katja wollte eine spöttische Bemerkung machen, aber erneut hielt sie ein Anruf davon ab.
    Sie fing sich ein paar böse Blicke von ruhebedürftigen Patienten ein und verließ den Raum, kehrte aber bald darauf wieder zurück.
    »Holger?«, fragte Micky.
    »Nein«, antwortete Katja. »Das Aachener Polizeipräsidium. Sybilles Auto wurde gefunden. Es stand auf einem Parkplatz in einer kleinen Seitenstraße in der Nähe von Roeder West . Der Schlüssel lag unter der Fußmatte. Die Spurensicherung ist schon wieder abgezogen. Sie hat Fingerabdrücke von Lenkrad und Schalthebel genommen. Und vom Schlüssel natürlich auch.«
    »Und, sind sie auf alte Bekannte getroffen?«
    »Sie arbeiten noch dran, aber es steht bereits fest, dass sie nicht von Sybille stammen.«
    »Wer hat den Wagen dort abgestellt?«
    »Auf dem Beifahrersitz lag ein herausgerissenes Kalenderblatt, und darauf stand: Dringend: Montag geliehenen Kugelschreiber meines Vaters zurückgeben, J. H . So etwas legt nur einer dahin, der aussteigt und will, dass der, der mit dem Wagen später wegfährt, ihn auch findet.«
    »Dann kann derjenige nicht gewusst haben, welches Schicksal Sybille bei Roeder erwartete. J. H. wird ja wohl unser Jens Hinrichs sein.«
    »Das werden wir herausfinden. Wenn ja, reicht das, um ihn im Morgengrauen aus dem Bett zu holen. Seine Fingerabdrücke haben wir bei den Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen. Wenn die im Auto von ihm stammen, ist er reif. Und für uns wäre es der Durchbruch.«
    »Durchbruch wohin?«
    »Hinrichs wird uns schon zeigen, wohin.«
    Eine Stunde später traf das Ergebnis ein: Jens Hinrichs musste der letzte Fahrer von Sybilles Wagen gewesen sein. In der Wohnung von Sybille fand

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