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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hoeps/Toes
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sagte Micky. »Wir haben es eilig.«
    Um Viertel vor fünf passierten sie die Skulptur vor dem Haupteingang des Präsidiums. Micky hatte absichtlich diesen Eingang gewählt, um Jens Hinrichs weiterhin die Illusion zu lassen, er sei ein Besucher, zwar zu einem ungewohnten Zeitpunkt, aber frei, zu kommen und zu gehen, wann er wollte.
    Im Vernehmungszimmer fragte Micky, ob er schon gefrühstückt habe. Das hätte er ausführlich getan, sagte er, so wie immer. Dann versuchte er, die Gesprächsführung zu übernehmen, und erkundigte sich, was er für die Damen tun könne.
    »Es gibt einige ungeklärte Fragen, bei deren Beantwortung Sie uns möglicherweise helfen könnten«, begann Micky.
    »Wenn Sie das glauben«, antwortete er abwartend.
    »Wir haben das Auto von Sybille Wenger in der Halifaxstraße gefunden«, sagte Micky. »Aber wir können uns einfach nicht vorstellen, wie und warum der Wagen ausgerechnet dort abgestellt wurde.«
    Hinrichs zuckte sofort mit den Achseln.
    »Manchmal ist in West einfach kein Platz mehr frei«, antwortete er.
    »Tja, das wundert uns ein bisschen«, sagte Micky. »Auf dem Gelände der Firma gibt es doch Parkplätze genug. Und ganz bestimmt an dem Sonntagabend des Brandes, denn dort war ja sonst kaum jemand.«
    »Sybille können wir nicht mehr fragen«, sagte Katja.
    »Jeder hat seine Geheimnisse«, parierte Hinrichs.
    »Haben Sie den Wagen dort hingestellt?«, fragte Micky.
    Hinrichs schüttelte entschieden den Kopf.
    »Aber Sie sind ihn doch schon einmal gefahren?«
    »Nein.«
    Micky sah Katja an.
    »Wir haben Ihre Fingerabdrücke auf dem Lenkrad, auf dem Schlüssel unter der Fußmatte, auf dem Türgriff und dem Schalthebel gefunden«, zählte Katja auf.
    »Und auf dieser Notiz«, fügte Micky hinzu. »Aber erst möchte ich Ihnen Ihren Stift zurückgeben.« Sie überreichte Hinrichs den Kugelschreiber seines Vaters.
    Erfreut betrachtete er das gute Stück. »Es ist sehr ärger lich, wenn Leute geliehene Gegenstände nicht zurückgeben«, sagte Hinrichs und steckte den Kugelschreiber in die Tasche seiner Hausjacke. »Vielen Dank, sehr freundlich, dass Sie mir geholfen haben.«
    »Würden Sie uns dann dafür beim Rätsel um Sybille Wengers Wagen weiterhelfen?«, fragte Micky. »Wir haben uns schon bei Frau Roeder erkundigt, aber sie hat uns an Sie verwiesen.« Mit dieser Lüge wollte sie eine erste Bresche in das Vertrauensbollwerk schlagen, hinter dem Ingrid Roeder Jens Hinrichs unter Kontrolle hielt. Der verfiel jedoch in mürrisches Schweigen. Ein Angriff auf seine Schutzpatronin war noch zu gewagt.
    »Aber sie hat Ihnen doch dieses Problem aufgehalst?«, fuhr Micky fort. »Sie sind jetzt auf sich gestellt und müssen sich selbst helfen.«
    »Was soll ich tun?«
    Micky forderte ihn mit einer Geste auf, vor allem weiterzureden. Eine lange Stille trat ein.
    »Ich habe den Wagen dort abgestellt«, gestand Hinrichs endlich.
    »Wann?«, fragte Micky.
    »Am Sonntag gegen Mitternacht. Nach der Auktion.«
    »Warum haben Sie das getan?«
    »Weil Frau Roeder mich darum gebeten hat.«
    »Und warum hat sie Sie darum gebeten?«
    Hinrichs erwiderte: »Ich finde dieses Gespräch unerfreulich. Ich möchte jetzt gerne meine Pinsel ausspülen gehen und danach zur Arbeit fahren.«
    Er stand auf und knöpfte seine Strickjacke zu. Der Druck wurde ihm offensichtlich zu hoch. Katja sprang auf, um Hinrichs zurückzuhalten, aber Micky legte ihr die Hand auf den Arm. Hinrichs würde ja nicht weit kommen und Micky wusste, dass er sich verschließen würde, wenn sie ihn nun weiter in die Ecke trieb.
    »Na schön, dann zu einem anderen Thema«, sagte Micky. »Ihre Schwester ist Tierärztin, nicht wahr? Haben Sie viel Kontakt zu ihr?«
    Hinrichs setzte sich wieder hin. »Ab und zu«, sagte er.
    »Neulich haben Sie sie ja in ihrer Praxis in Emden besucht«, fuhr Micky fort. »Ich soll Sie übrigens herzlich von ihr grüßen. Aber nun zum Wesentlichen: Sie haben sie gefragt, ob Sie zweihundert Milliliter Pentobarbital mitnehmen dürften.«
    Wieder schüttelte Hinrichs den Kopf und wedelte sogar mit den Händen, um anzudeuten, dass sie Unsinn redete, aber Micky fuhr unbeirrt vor. »Ihre Schwester glaubte sich zu erinnern, dass das Mittel für Ingrid Roeder sein sollte. Uns gegenüber hat Frau Roeder jedoch ausgesagt, sie wüsste von nichts und wir sollten mit Ihnen darüber reden.«
    »Es war aber Frau Roeder, die mich um das Mittel gebeten hat«, erwiderte Hinrichs. »Sie hat eine alte Katze und wollte das Tier selbst

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