Höchstgebot
aneinanderklebten, klingelte sein Handy. Er nahm ab und verließ wie unabsichtlich beim Umherlaufen den Raum. Anouk musste nicht alles wissen.
Nachdem sie eine Weile die Diskussion des Vormittags wiederholt hatten, beendete Robert die Debatte sanft, aber bestimmt. »Katja, wir kennen uns jetzt lange genug. Ich will, dass es in der Bücherkirche geschieht. Es gibt keinen besseren Platz dafür. Und es bleibt bei halb sechs. Ich muss jetzt zurück, Anouk wird sonst noch eifersüchtig.« Er beendete das Gespräch und drehte sich um.
Da stand Anouk. Mit verschränkten Armen und spöttischem Blick. O Gott, wie musste sich dieses Gespräch für sie angehört haben. Wie eine Verabredung zu öffentlichem Sex?
Sie löste sich vom Türrahmen und ging ohne ein Wort stolz und aufrecht auf ihren hohen schwarzen Schuhen den Flur entlang zum Ausgang. Jeder Schritt ein scharfer Schuss. Seitdem hatte Robert nichts von ihr gehört außer der knappen Begrüßungsformel auf ihrer Mailbox. Dann würde er eben direkt nach der Aktion zu ihr gehen. Er musste ihr erklären, dass er für Katja noch nie mehr als Freundschaft und Sorge empfunden hatte. Aber warum musste er das eigentlich? Mit welchem Recht durfte Anouk so eifersüchtig sein?
Katja legte den Finger in ihre Ohrmuschel. Offenbar erhielt sie eine Nachricht über den kleinen drahtlosen Funkempfänger. Alle Einsatzkräfte waren über solch einen Ohrknopf und ein Mikro miteinander verbunden. Nur Robert musste darauf verzichten, weil Debriek ihm zu nahe kommen und die Technik bemerken würde.
»Er ist jetzt in der Servatiusbasilika und soll schlecht ge launt sein«, gab Katja die neuen Informationen an ihn weiter.
»Lassen wir ihn noch etwas zappeln«, meinte Robert. Die Idee, Debriek erst eine kleine Rundreise durch die Innenstadt machen zu lassen, verdankte sich dem Romantikvorwurf Mickys. Debriek sollte ihn für das halten, was er als echter Erpresser ja auch tatsächlich gewesen wäre – ein Dilettant.
An der ersten Station, dem Museumskeller des Hotels Derlon , hatte Robert Debriek angerufen und überheblich erklärt, dass er natürlich niemals so verrückt sein würde, die Übergabe in einer Mausefalle wie dieser durchzuführen. Dann hatte er ihn weiter in die Servatiusbasilika geschickt. »Und glauben Sie nicht, ich würde nicht checken, wenn in Ihrem Rücken plötzlich Ihre Leute auftauchten.« Das war hart am Rande der Parodie gewesen und Katja hatte ihre Augen hinter der Hand verborgen. Aber die Fassungslosigkeit Debrieks, solch einem Trottel ausgeliefert zu sein, war förmlich mit Händen zu greifen gewesen und ließ hoffentlich keinen Platz mehr für die Sorge, es könnte sich um eine Falle handeln.
»Lass ihn nicht zu wütend werden. Es darf nicht außer Kontrolle geraten«, warnte Katja.
Robert drückte die Wahlwiederholung. Gleich nach dem ersten Rufton meldete sich Debriek mit kaum unterdrücktem Zorn. »Wo sind Sie?«
»Okay, ich habe mich davon überzeugt, dass Sie alleine sind«, sagte Robert selbstgefällig. »Es sind nur noch ein paar Meter. Treffpunkt ist die Buchhandlung in der Dominikanerkirche. Zweite Etage. Sie nehmen den Lift. Und zwar ohne Mitfahrer.«
»Ich renne nicht mit einer halben Million durch die ganze Stadt, Patati. Wenn Sie wieder nicht da sind, breche ich ab.«
»Reden Sie keinen Unsinn. Sie brauchen den Code und ich will das Geld. Ich werde da sein.« Robert beendete das Gespräch.
»Sie sind auf dieselbe Weise vorgegangen«, fasste Katja zusammen, was sie im Funknetz gehört hatte. »Der eine der beiden Killer, de Man, folgt Debriek mit ein paar Metern Abstand, sein Spezi Baars wartet vor dem Eingang. Die beiden scheinen ihr Handwerk zu beherrschen. Ohne vorherige Identifikation wären sie kaum zu entdecken, sagen die Kollegen.«
»Klingt super«, brummte Robert.
»Sobald einer von ihnen in deine Nähe kommt, sind wir da«, versicherte Katja.
»Wenn ihr zu früh eingreift, wird alles umsonst gewesen sein.«
»Und wenn wir zu spät eingreifen, wird der Preis viel zu hoch sein.«
»Alle auf ihre Positionen und vergesst nicht, euch wie Buchkäufer zu verhalten«, ordnete Molendorp über die Miniempfänger an. Micky spürte, wie ihre Sinne von einem kleinen Adrenalinstoß geschärft wurden. Sie beobachtete, wie Katja, um deren Hals ein Schlüsselanhänger der Buchhandlung baumelte, von der Brüstung zurücktrat und zu einem Bücherwagen im hinteren Bereich der Etage ging, während Robert sich in der Nähe des Lifts bereithielt.
Im
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