Höchstgebot
Handy herauszuholen, während sie ihm weiterhin leise die Melodie ins Ohr summte. Patrick blinzelte und ein zweites Zucken bewies, dass er versuchte zu lächeln. Plötzlich kehrte das Leben in seine Augen zurück und er drehte sie in Richtung der Geräuschquelle.
Katja nickte Micky zu, die ihm rasch das Handydisplay mit dem Foto von Bart Baars und Michiel de Man vorhielt.
»Sind die das gewesen, Patrick?«, fragte Katja.
Patricks Augen wanderten zum Display und dann wieder zurück zu Katjas Gesicht. Er stieß einen tiefen Seufzer aus.
»Du brauchst keine Angst zu haben, Patrick«, beruhigte ihn Katja.
Die Kurven auf dem Monitor zuckten. Patrick öffnete den Mund und stieß einen leisen Schrei aus, gefolgt von einem Chor alarmierender Piepstöne aus den Apparaten neben seinem Bett.
»Patrick, du bist hier in Sicherheit!«, wiederholte Katja.
Ein Ruck durchfuhr seinen Körper und zugleich kehrte sich sein Blick wieder nach innen.
»Das ist zu viel für ihn«, stellte Micky fest und klappte ihr Handy zu.
»Als juristischer Beweis unzureichend«, sagte Katja. »Aber für mich überzeugend.«
Der Pfleger erschien, forderte sie mit aufgehaltener Tür zum Gehen auf und schaute besorgt nach seinem Patienten.
»Wir sind schon weg«, sagte Katja.
Im Aufzug fragte Micky: »Was hast du da eben eigentlich gesungen?«
» Ich hatt’ einen Kameraden «, antwortete Katja. »Ein deutsches Soldatenlied. Hat der echte Heino gecovert.«
»Francien bringt Pieter Sticht nicht zum Reden«, sagte Molendorp. »Er reagiert nicht, egal, was wir ihn fragen. Als redeten wir mit einem Komapatienten.«
Er war nach Maastricht zurückgekehrt und hatte Micky und Katja zum Mittagessen ins Präsidium eingeladen.
»Bei Heino war es genau dasselbe«, sagte Micky. »Aber Katja hat ihm ein Lied vorgesungen und da wurde er wach und hat die beiden sofort erkannt.«
»Oh, unser Mann ist auch anfangs aufgelebt«, berichtete Molendorp. »Er hat uns von einer Auszeichnung erzählt, die er in Afghanistan erhalten hat, und die Überzeugung geäußert, jemand, der dort sein Leben aufs Spiel gesetzt habe, hätte eine bessere Behandlung verdient. Wieder so ein Hans wurst, der seine Abenteuerlust mit Vaterlandsliebe verwechselt. Dabei sind es Söldner, nicht mehr und nicht weniger. Wie auch immer. Als wir ihn nach seinen Kontakten zu seinen Kameraden und Debriek befragten, machte er sofort dicht.«
»Was kannst du jetzt noch tun?«
»Francien hält ihn noch ein paar Stunden fest, aber danach steht er wieder draußen auf der Straße.«
Katja legte geräuschvoll ihr Besteck nieder. »Damit er schnell seine alten Kameraden warnt! Und die uns endgültig entkommen!«
Molendorp winkte ab. »Wir leben nun einmal in einem Rechtsstaat.«
»Hast du schon einen internationalen Haftbefehl für die beiden rausgegeben?«
Molendorp schüttelte den Kopf. »Wir haben keinen konkreten Verdacht.«
»Können wir sie nicht ausräuchern?«, fragte Micky.
»Das muss dann aber schnell passieren«, antwortete Molendorp. »Und dann haben wir trotzdem erst die Hälfte der Hälfte, denn wir müssen sie noch mit Debriek in Verbindung bringen und Debriek als Auftraggeber entlarven.«
Mickys Handy klingelte. Sie stand auf und ging hinaus.
Als sie sich nach fast einer Viertelstunde wieder zu Molendorp und Katja gesellte, blieb es so lange still, dass Katja sie fragte, ob sie vielleicht auch noch ins Koma gefallen wäre.
»Das war Robert«, antwortete Micky. »Er hat ’nen Knall. Er glaubt, er hätte die Lösung für unsere Probleme. Und er ist auf dem Weg zu uns.«
»Debriek hat es ernst gemeint«, sagte Robert. »Er bot uns Hunderttausend!«
Katja sagte: »Wir wissen ja inzwischen, warum ihm dieser angebliche Farbsplitter so viel wert ist. Aber warum sollten wir ihn erpressen?«
»Weil er sich dann in die Karten gucken lässt«, antwortete Robert. »Und er wird seine Leibwächter mitbringen, nach denen ihr so verzweifelt auf der Suche seid.«
»Kein schlechter Plan«, meinte Molendorp. »Vorausgesetzt, er wird von Profis begleitet.«
»Nicht nur begleitet«, wand Katja ein. »Es dürfen überhaupt nur Profis eingesetzt werden. Keine Amateure.«
»Das wäre ideal«, erwiderte Robert. »Nur wird Debriek dann nicht aufkreuzen. Er wird kein Risiko eingehen und sich nur auf einen Deal mit mir einlassen. Gerade weil ich ein Amateurerpresser bin.«
»Und wo in Gottes Namen willst du die fingierte Übergabe stattfinden lassen?«, fragte Molendorp.
»Irgendwo, wo es ein
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