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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hoeps/Toes
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sich. Auch Michiel de Man hatte mitbekommen, dass da jemand deutlich schneller und zielstrebiger als alle anderen die Halle durchquerte. Er machte unwillkürlich einen Schritt nach vorn, stoppte aber wieder, offenbar genauso unsicher wie Micky selbst, ob ein Eingriff die Übergabe gefährden würde.
    Robert und Debriek hatten noch nichts von der Unruhe ihrer Leute im Erdgeschoss bemerkt. Der Limbs – Chef nahm gerade das Okular aus dem Auge und nickte zufrieden.
    »Sie ist jetzt fast an der mittleren Treppe. Was sollen wir tun?«, hörte Micky, aber ehe Molendorp antworten konnte, schaltete sich die hektische Stimme eines anderen Teammitglieds ein. »Sie hat eine Schusswaffe!«
    »Robert, zur Seite!«
    Instinktiv befolgten sowohl Robert als auch Debriek Katjas scharf gerufenen Befehl. Der Aufschrei einer Kundin lenkte ihren Blick zum Fuß der Treppe, an dem Anouk einen Augenblick innegehalten hatte. Sehr langsam, in eigenartig geschmeidigen, fast katzenhaften Bewegungen stieg sie ihnen nun entgegen. In ihrer Hand hielt sie einen Revolver, den Lauf zum Deckengewölbe gerichtet. Robert und Debriek, der halb versteckt im Außengang an der Wandseite hockte, starrten einander an. In beiden Gesichtern war die Überraschung echt.
    »Die Waffe weg!«, rief Katja und richtete ihre Pistole auf Anouk. Doch die ging unbeeindruckt weiter.
    Robert entdeckte ein feines weißes Kabel, das von einer kleinen Tasche an einem Gürtel seitlich an Anouks Kleid emporlief und in einen einzelnen Kopfhörer in ihrem Ohr mündete. Ihre Gespräche im Atelier schossen ihm durch den Kopf. Der Killer in Diva! Der Revolver von Breton! Zog Anouk hier nur eine große Show ab? Oder setzte sie gerade aus Eifersucht zu einem undurchschaubaren surrealistischen Amoklauf an? Er schaute verzweifelt zu Katja, die ein paar Stufen über ihnen auf der Treppe stand und Anouk mit ihrer Walther anvisierte. Sie zögerte. Vielleicht, weil auch sie unsicher war, ob Anouk diesen theatralischen Auftritt ernst meinte. Vielleicht aber auch nur, weil Anouk mit ihrem Revolver immer noch auf niemand zielte.
    Molendorp hatte sofort neue Anweisungen gegeben. Katja und der Kollege im ersten Stock sollten Anouk van Berg ausschalten, die Polizisten am Ausgang die Kunden von der Treppe wegdrängen, während die beiden an den Notausgängen de Man und die Kollegen draußen Bart Baars übernehmen sollten.
    Die Einsatzkräfte gaben ihre Tarnung auf und de Man checkte die Situation sofort. Micky verfluchte jetzt den Tag, an dem sie den Polizeidienst quittiert hatte. Ohne Waffe konnte sie nichts tun, obwohl sie es war, die am nächsten bei de Man stand.
    Mit ein paar schnellen Schritten erreichte er den Regalblock. Das Publikum stob auseinander wie eine angegriffene Herde und er riss eine Frau, die nicht schnell genug gewesen war, als Schutzschild zu sich. Hilflos musste Micky zusehen, wie er den Arm um den Hals seiner Geisel legte und den Pistolenlauf hart gegen ihre Schläfe drückte. Dann steuerte er in kreiselnden Bewegungen auf die mittlere Treppe zu, um den Polizisten kein Ziel in seinem Rücken zu bieten.
    Das Team draußen meldete exakt die gleiche Situation. Noch bevor jemand bei ihm sein konnte, hatte Baars sich ein Mädchen gegriffen, das gerade auf dem Weg in die Buchhandlung gewesen war.
    Anouk hatte die Etage beinahe erreicht. Sie war bisher so sehr auf Katja und ihn fixiert gewesen, dass sie erst jetzt auch Debriek registrierte. An ihrem Gesicht konnte Robert ablesen, dass diese Konstellation absolut nicht in ihre Inszenierung passte und viel zu viele Fragen aufwarf. In ihrer Verwirrung ließ sie den Revolver sinken. Sie würde aufgeben, ganz bestimmt. Robert schöpfte Hoffnung.
    Auch Katja entspannte sich etwas, bis am untersten Treppenabsatz Debrieks Bodyguard auftauchte. Mit ihrer gezückten Walther war Katja natürlich eine Gefahr für ihn. Und sie bot, frei auf der Treppe stehend, ein leichtes Ziel. Sie spürte, wie er sie in einer Hundertstelsekunde abcheckte, ehe er sich entschied, die Waffe an der Schläfe der Frau zu lassen.
    »Jean, Rückzug! Vordere Treppe!«, brüllte er herauf und zog sich gleich wieder aus Katjas Schussfeld zurück in Richtung Ausgang. Und dann überschlugen sich die Ereignisse.
    Robert hörte jemanden von unten Debrieks Namen brüllen und sah, wie Anouk davon heftigst erschreckt herumwirbelte und in der Bewegung unwillkürlich ihre Waffe hochriss. Im selben Moment trat ein Polizist auf dem vorderen Seitensteg aus der Deckung hervor. Die

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