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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hoeps/Toes
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Straße.
    Der Sprinter hatte einen immensen Vorsprung und hätte leicht in einer der kleinen Seitenstraßen verschwinden können. Aber Robert blieb auf der Vorfahrtstraße. Mit einem 43-Millionen- Magritte würde man keine Zeit in einem Wohngebiet verlieren wollen.
    Die Tachonadel kratzte an der Hundert. Robert betete, dass gerade alle Kinder hinter Schloss und Riegel von Schule oder Kindergarten saßen. Als hinter einer Kurve ein Discounter auftauchte, begriff er, dass er besser für die mündigen Konsumenten gebetet hätte. Humpelnd schob da eine Frau ihren Einkaufswagen quer über die Kreuzung. Robert hupte, die Frau blieb erschreckt stehen und starrte auf den herandröhnenden Renault. Halb schleudernd gelang es Robert, sie zu umfahren, aber er touchierte ihren Einkaufswagen so, dass der sich wie ein Geschoss in ein parkendes Auto hineinbohrte. Im Rückspiegel sah er, wie sich die Frau ans Herz fasste.
    Nach einer lang gezogenen Kurve kam weit hinten am Ende der Straße der Sprinter wieder in Sicht. Irgendwo dort musste es zur Autobahn gehen. Robert drückte das Pedal durch, ließ es zurückspringen, um krachend den nächsten Gang einzulegen, pumpte wieder Sprit durch die Leitung. Doch kurz vor der Abbiegung zwang ihn ein Rudel Radfahrer, das er in letzter Sekunde in dem gewölbten Verkehrsspiegel vor sich entdeckt hatte, zu einer Vollbremsung.
    »Fuck! Fuck! Fuck!«, schrie Robert und schlug auf das Lenkrad, während er wieder losfuhr. Vom Sprinter keine Spur! Rechts wieder Wohnhäuser, zwei Stichstraßen führten tiefer in das Viertel hinein. Links unterhalb der Böschung dehnte sich eine riesige Autowaschanlage aus, dahinter verrieten Oberleitungen eine Bahnlinie. Weiter vorne ging es Richtung Schnellstraße und Autobahnauffahrt. Dort hätte er den Transporter sehen müssen. War er doch in eine der Seitenstraßen abgebogen?
    Robert wollte gerade anhalten, als er das grau lackierte Auto auf einem Park-&-Ride-Platz hinter der Waschstraße entdeckte. Im selben Moment schoss ein metallicgrüner Nissan Patrol aus der Ausfahrt. Zwei Männer saßen darin. Einer gestikulierte heftig und zeigte in seine Richtung.
    Robert drückte erneut aufs Gas. Er musste sie rammen, wenn sie nicht entkommen sollten. Aber ein R5 war nun mal kein Sportwagen, und ehe er den Nissan erreichte, war der schon auf dem Weg zur Schnellstraße. Manchmal aber schaltet sich eine höhere Gerechtigkeit ein und bedient sich dabei sogar einer so unzuverlässigen Einrichtung wie der Bahn. Robert pries das aufblinkende Rotlicht, die grellen Alarmglocken und die zügig herabsinkenden Schranken am Bahnübergang direkt vor ihnen.
    Und er fluchte ebenso leidenschaftlich, als er erkannte, wie albern kurz diese Schranken waren, sodass der Geländewagen heftig übersteuernd um sie herumkurven konnte. Immerhin kostete es ihn einige Zehntelsekunden, und weil Robert glatter durch den Slalom kam, klebte er dem Nissan jetzt an der Stoßstange. Nur: Einmal auf der Schnellstraße, wäre der Nissan uneinholbar.
    Und mitten im hektischen Suchen nach einer guten Idee, knapp hinter dem Bahnübergang, auf den sich in einiger Entfernung ein Zug zubewegte, stieg der Nissan plötzlich in die Eisen. Metall krachte gegen Metall, Robert wurde in seinen Sitz gepresst, sein Schädel schlug heftig gegen die Kopfstütze. Dann schalteten sich vor ihm die Rücklichter ein.
    Wieso zum Teufel …? Schon dockte der Nissan an den Renault an und schob ihn langsam zurück. Robert drückte das Gaspedal tief ins Blech. Qualmend drehten die Räder des R5 durch, der Motor heulte auf. Schon stand Roberts Wagen mit der Hinterachse auf den Schienen, und der Zug links von Robert wuchs unerbittlich zum gelben Koloss heran, Warnsignale ausstoßend wie ein Tanker auf Kollisionskurs.
    Und das trommelfellzerreißende Kreischen der Notbremsen stieg in die Luft. Robert versuchte verzweifelt, den Rückwärtsgang einzulegen, aber da ging gar nichts mehr in diesem totalgeschrotteten Franzosen. Die Autos auf der Gegenspur hupten wild, als wollten auch sie ihren Beitrag zu diesem Katastrophenkonzert leisten. Leute schrien und gestikulierten, als hätte Robert die Todesfalle, in der er steckte, nicht bemerkt. Plötzlich seufzte die Karosserie des Renaults auf. Der Nissan hatte von ihm abgelassen und war ein paar Meter vorgefahren.
    Aber nur, das begriffen Roberts Hände und Arme, die sich gegen das Lenkrad abstützten, früher als er selbst, um ihm mit aller Kraft einen letzten Stoß zu versetzen. Ein

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