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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hoeps/Toes
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beugte sich nach vorn und klopfte an die Scheibe. Wieder fuhr ihm ein Stich durch den Nacken.
    »Es geht um Millionen!«, betonte er nachdrücklich.
    Der Beamte legte den Zeigefinger auf die Lippen und redete weiter.
    »Katastrophe … Verletzte … möglicherweise Tote …«, hörte Robert ihn sagen. »Ja, eine multiple Problemlage … Sofort Alarmstufe drei auslösen …«
    Mist, es war zwecklos, niederländische Diskussionskultur. Er musste auf jeden Fall das Auktionshaus anrufen, oder besser Limbs, nein, doch lieber den Fahrer und den Wachmann, die waren inzwischen bestimmt aus ihrer Betäubung erwacht. Robert zog sein Handy hervor und fluchte. Die Telefonnummern hatte er in sein Notizbuch geschrieben, und das lag im Auto …
    Ungeduldig klopfte er auf das Dach des Polizeiwagens. Der Beamte telefonierte noch immer und bedeutete dem Störenfried mit einer Geste weiterzugehen.
    Verzweifelt zuckte Robert mit den Schultern. Als ihn der Beamte noch einmal unwirsch wegwinkte, gehorchte er und ging langsam zu der Stelle, an der der erste Wagen umgestürzt war. Unterwegs kam er an den Waggons vorbei, die nicht entgleist waren. Aus der ersten Tür half man einem Mann im Rollstuhl heraus, weiter vorne redeten zwei junge Mädchen auf eine ältere Frau ein, die sich nicht traute herunterzuspringen. Hinter ihr drängte sich eine Reihe von Passagieren. Inzwischen trafen auf beiden Seiten des Bahndamms Krankenwagen ein und Tragen wurden zum Unglücksort gerollt. Auch ein Fernsehteam von Limburg 1 stieg mit Kameras bewaffnet aus. Robert überquerte die Gleise. Wo war nur sein Renault?
    Eine alte Frau kam ihm entgegen, gestützt von zwei Jugendlichen, die ihre Motorradhelme auf die Hinterköpfe geschoben hatten. Der Frau stand der Mund offen, ihre Augen waren geschlossen. Robert wurde von zwei Rettungsassistenten überholt, die die Frau in Empfang nahmen und sie auf das Gras zwischen zwei Gleisen legten. Erst jetzt dämmerte es Robert, dass er ungeschoren aus dieser Katastrophe davongekommen war. Bis auf die Schmerzstiche im Nacken, na ja, aber er lebte noch! Die Erleichterung durchzuckte ihn wie aufloderndes Schießpulver.
    Er schlängelte sich zwischen Trümmerstücken aus Stahl nach vorn zur Lokomotive durch. Aus einem eingeschlagenen Fenster des entgleisten Waggons kletterten jetzt weitere Passagiere, manche hinkend, andere mit Blut im Gesicht. Rettungsassistenten nahmen sie in Empfang und führten sie weg.
    Der Waggon lehnte gefährlich schräg am Pfeiler. Robert drängte sich zwischen den Gaffern und Passagieren nach vorn. Die linken Räder hatten sich in einen Haufen von Kies und Sand gegraben, während die rechten frei in der Luft hingen. Und dort, zwischen den Ringen der Federung, entdeckte er das erste Überbleibsel seines Renaults: eine zusammengefaltete Tür. Robert umrundete den Waggon und stieß auf einen Klumpen Stahl, der der Motorblock gewesen sein musste. Etwas weiter weg lagen die zerfetzten Reste der Motorhaube. Er bückte sich und sah die Renaultvignette lose auf dem Boden liegen. Jede weitere Suche war sinnlos. Wenn sein Notizbuch überhaupt noch existierte, konnte es überall auf diesem Riesenareal liegen. Er strich sich über den Kopf und merkte, dass er zitterte. Unsicher verschränkte er die Hände und drückte sie gegen die Brust.
    »Fehlt Ihnen etwas? Sind Sie verletzt?«
    Die Stimme kam hinter einem Kameraobjektiv hervor, das auf ihn gerichtet war. Robert schnellte hoch und lächelte das kleine Fernsehteam an, das aus einem Mann mit Mikrofon und einem zweiten mit Kamera bestand.
    »Brauchen Sie Hilfe?« Die Stimmte vibrierte vor Mitleid, ein Effekt, der durch den weichen Limburger Dialekt noch verstärkt wurde.
    »Nein«, sagte Robert. »Aber der Magritte ist geraubt worden!«
    »Haben Sie in diesem Zug gesessen?«, fragte die Stimme.
    Robert schüttelte den Kopf und antwortete: »Nein, in diesem Kleinwagen. Ich habe die Kunsträuber verfolgt.«
    »Sie hören, wie viele andere Opfer hier steht auch dieser Mann unter Schock und ist vollkommen verwirrt«, sprach der Reporter in sein Mikrofon. Ein Dröhnen erfüllte die Luft.
    Der Kameramann schwenkte zu einem Rettungshubschrauber, der auf einem kleinen Feld neben der Unterführung landete.
    Kopfschüttelnd kehrte Robert zum Bahnübergang zurück, wo er einen Moment zwischen den Gleisen stehen blieb. Inzwischen hatten die Polizisten eine Kette gebildet und drängten alle zurück, die nicht zu den Rettungsdiensten gehörten. »Aus dem Weg!«
    Robert

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