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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hoeps/Toes
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Aufprall, der ihn endgültig mitten auf die Schienen trieb und seinen Motor erschlug, ehe der Nissan mit durchdrehenden Reifen Richtung Autobahn davonjagte.
    Verzweifelt versuchte Robert, den Wagen zu starten. Noch einmal. Verdammt, verdammt, verdammt! Das schrille Gellen der Zugbremsen raubte ihm den Gleichgewichtssinn und er dachte noch, wie wunderschön die blockierten Räder dieses Zuges aussahen. Stählerne funkensprühende Feuerringe, die sich über die Gleise unaufhaltbar auf ihn zuschoben. Aber nein, du Idiot, das ist doch kein Kunstvideo, das ist echt! Ganz grausam echt!

5
    Der Zug gab nochmals ein lang gezogenes Warnsignal von sich, einen Verzweiflungsschrei, der alles andere übertönte. Die gelbe Lok donnerte auf Robert zu, die Scheinwerfer blendeten über den sprühenden Funken der Räder auf. Robert drehte den Kopf und erkannte den Lokführer, einen dunklen Fleck, der plötzlich abtauchte. Die Menschenmenge an den abgeknickten Schranken schaute reglos zu.
    Robert stieß die Tür des Renaults auf und sprang raus, setzte zu einem Sprint an, glitt im Schotter aber aus. Halb stolpernd krabbelte er weg, runter von den Gleisen, auf die entsetzte Zuschauermenge zu, die erst zurückwich, als sie begriff, dass der Zusammenstoß unvermeidlich war.
    Das Getöse der gewaltigen Aufprallenergie ging in ein Crescendo aus dem Schleifen des Stahls, dem Poltern der Waggons und der abreißenden Bahnschwellen über, begleitet vom sorglosen Scheppern der davonspringenden Radkappen des Renaults.
    Die Lok verwandelte sich in einen taumelnden Trunkenbold, der eine unwillige Polonaise von Wagen hinter sich herzog. Robert kauerte sich noch kleiner zusammen, die Hände über den Kopf geschlagen, und wartete auf den Schlussakkord, der vom Bruch der Kupplungen zwischen den Waggons eingeläutet wurde und sich bis ins Fortissimo steigerte, als der erste Wagen am Pfeiler einer Unterführung entlangschrammte, kippte und mit einer Salve zerberstender Fenster zum Stillstand kam.
    In der darauf eintretenden Stille hob Robert den Kopf und öffnete die Augen. Am Bahnübergang hatten einige Wartende die Hände vor den Mund geschlagen, die Augen ungläubig auf den entgleisten Zug gerichtet, als erwarteten sie, dass die Zeit zurückgedreht wurde und alles seinen vertrauten, unbeschädigten Anblick zurückerhielt. Robert nickte ihnen zu, zum Zeichen, dass er unversehrt war. Eine Frau deutete auf ihn und sagte etwas zu ihrer Nachbarin. Er hob die Hand, aber sie starrten reglos zurück, als sei er ein schwer verletztes Tier, das von seinem Leiden erlöst werden musste. Ihm wurde eiskalt bei dem Gedanken, dass er vielleicht tot und zu einer unsichtbaren Seele geworden war, deren Körper zerschmettert zwischen den Schienen lag.
    Er setzte sich auf und wischte seine Hände an den Hosenbeinen ab. Niemand achtete mehr auf ihn. Die Menge am Bahnübergang hatte nur Augen für dieses gefällte Urvieh, das am Unterführungspfeiler klebte. Er erhob sich, klopfte den Staub von seiner Kleidung und ignorierte den schmerzhaften Stich, der ihm von den Nackenwirbeln aus zwischen die Schulterblätter fuhr.
    Inzwischen war auch die Menge in Bewegung geraten. Einige Leute zückten ihre Telefone, andere rannten zum Zug. Die Türen der Waggons, die noch auf den Schienen standen, klappten auf und die ersten Passagiere kletterten hinaus. Sie liefen ziellos umher, bis auch sie ihre Handys hervorzogen und telefonierten. Einige Reisende machten Fotos oder Videoaufnahmen.
    Robert griff ebenfalls nach dem Telefon in seiner Innentasche. Er musste die Polizei benachrichtigen! Der Magritte! Die Diebe waren bestimmt zur A2 unterwegs, dort konnte man sie noch abfangen … Doch das Besetztzeichen zeigte an, dass der Notruf überlastet war.
    Ein Streifenwagen fuhr mit jaulendem Martinshorn durch die Unterführung und plötzlich näherten sich die Sirenen von allen Seiten. Umso besser, dann konnte er sich gleich hier an die Polizei wenden. Und zweifellos gab es Zeugen, die gesehen hatten, wie er bei der Verfolgungsjagd auf die Gleise geschoben worden war. Ein erster Streifenwagen fuhr an ihm vorbei und hielt am Bahnübergang. Robert eilte zu dem aussteigenden Beamten.
    »Ich muss einen Kunstraub melden!«, begann er, doch der Polizist sah an ihm vorbei und hielt den Zipfel seines Revers an den Mund.
    »P11 an der Unglücksstelle eingetroffen!« Er wandte sich von Robert ab und setzte sich in den Wagen, wo er über Funk weiter über das Zugunglück Bericht erstattete.
    Robert

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