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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hoeps/Toes
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verschluckte. Die Chefsekretärin hatte Robert zu einer Sitzecke mit Corbusier-Stahlrohrsesseln geführt und versprochen, ihn gleich abzuholen.
    Das war vor einer guten Viertelstunde gewesen. Sie ließen ihn schmoren. Shit. Robert trat an die Glasfassade heran und versuchte vergeblich, sich mit ein paar Architekturgedanken zum Bonnefantenmuseum gegenüber abzulenken.
    »Herr Patati, nehme ich an?«
    Robert erschrak. Er drehte sich um. Drei Meter von ihm entfernt lächelte ihn ein Mann in einem schwarzen Maßanzug von schlichter Eleganz an. Er war Ende fünfzig. Sein silbernes Haar begann hinter viel Stirn und stieg dann zu einer ziemlich hohen Bürste gefönt auf, was ihm einen Hauch von kreativer Unkonventionalität verlieh.
    »Danke, dass Sie unserer Bitte gleich gefolgt sind. Kommen Sie«, sagte er mit einer einladenden Handbewegung.
    »Ich habe mich noch nicht vorgestellt«, fuhr er fort, als sie an den Büros der Vorstandsmitglieder vorbeigingen. »Mein Name ist Jean Debriek. Mir gehört dieses Unternehmen. Und ich bin der Käufer des wunderschönen Magrittes. Wir sind sozusagen beide Opfer dieses Raubüberfalls. Ich hoffe, Sie haben es gut überstanden?«
    »Andere hat es leider deutlich schlimmer getroffen«, antwortete Robert.
    »Ja, eine schreckliche Katastrophe.«
    Sie betraten einen Konferenzraum, in dem Ingrid Roeder und ein Mann mit ungesund roter Gesichtsfarbe warteten.
    Ingrid Roeders Züge dagegen waren noch maskenhafter, als Robert sie in Erinnerung hatte. Der voluminöse runde Bob, zu dem ihr dichtes schwarzes Haar geschnitten war, ließ es um so hagerer erscheinen. Energisch wie eine Profimarathonläuferin wirkte sie und streng mit ihren stahlblauen Augen und einem sehr schmalen, geraden Mund, den sie mit einem metallisch rosafarbenen Lippenstift nachgezogen hatte. Zorngesättigt, dachte Robert, während er ihrem Blick standhielt.
    Er ging um den schweren Mahagonitisch herum, um sie zu begrüßen, aber sie wies nur auf den Stuhl gegenüber. »Setzen Sie sich bitte dorthin.«
    Robert schwenkte seine zur Begrüßung schon ausgestreckte Hand in Richtung des Rotgesichts, nannte laut und deutlich seinen Namen und wartete, bis der Mann die peinliche Situation nicht mehr aushielt und ihm die Hand reichte.
    »Kampmann von der A.S.T.-Assekuranz. Wir sind der Versicherer des Auktionshauses Von Dornberg. Wir müssen mit Ihnen über einige Merkwürdigkeiten …«
    Debriek, der inzwischen am Kopf des Tisches saß, unterbrach ihn. »Wir sollten Herrn Patati erst einmal Platz nehmen lassen und ihm Gelegenheit geben, den Raub aus seiner Perspektive zu schildern.«
    Das Rotgesicht nickte gehorsam und Robert setzte sich. Er redete fast zehn Minuten lang. Einige Male wollten Kampmann oder Roeder ihn unterbrechen. Debriek hob dann nur leicht seine auf dem Tisch ruhende Hand und Robert konnte ungestört fortfahren.
    »Und jetzt würde ich sehr gerne einen Arzt aufsuchen«, schloss er seinen Bericht.
    »Das hängt allein davon ab, wie schnell und umfassend Sie unsere Fragen beantworten«, sagte Ingrid Roeder scharf.
    »Es waren sieben Personen darüber informiert, wann das Bild nach Maastricht transferiert werden sollte«, übernahm Kampmann. »Wir drei, Herr von Dornberg, der Fahrer, der Wachmann und Sie. Haben Sie mit jemandem über den Transport gesprochen?«
    »Ich habe einen Vertrag mit Schweigeklausel unterschrieben.«
    »Das ist keine Antwort auf meine Frage.«
    »Ich habe noch nie einen Vertrag gebrochen.«
    »Sie hatten auch noch nie die Gelegenheit, ein 43-Millionen-Gemälde zu rauben«, schaltete sich Ingrid Roeder ein.
    »Glauben Sie? Dann erkundigen Sie sich mal in der Museumsszene über mich. Was wollen Sie mir unterstellen?«
    »Keiner unterstellt Ihnen etwas. Wir versuchen nur, etwas Licht ins Dunkel zu bringen«, erklärte Debriek beruhigend. »Aber mit Herrn Roeder werden Sie doch sicher gesprochen haben? Immerhin hatte er Ihnen den Auftrag vermittelt.«
    »Nein, habe ich nicht.« Robert sah ihn irritiert an. »Und was sollte er mit dem Raub zu tun haben?«
    »Sie wissen genau, wie sehr mein Bruder an dem Magritte hängt«, fuhr Ingrid ihn scharf an.
    »Sie glauben, Carsten hätte das Gemälde gestohlen?«
    »Mein Bruder hat in seinem Leben schon einige fragwürdige Dinge getan.«
    Robert schüttelte den Kopf. »Wie auch immer. Von mir hat niemand etwas erfahren. Bleiben der Chauffeur und der Wachmann. Und Sie selbst natürlich.«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich. Die beiden Herren werden bereits

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