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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hoeps/Toes
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den Fall im Hintergrund nun weiter begleiten würden, um die Ermittler vor den Fallstricken internationaler Rechtshilfeverfahren zu bewahren.
    »Hey, Moment mal! Was passiert jetzt mit dem Rahmen?«, fragte Robert fassungslos.
    »Den nehmen unsere Leute natürlich mit. Keine Sorge«, beschwichtigte van Duin.
    »So geht das nicht! Diese Randstücke müssen unbedingt sofort behandelt werden«, wies Robert auf die Leinwandreste, die traurig im Rahmen hingen.
    »Erst mal müssen wir den Rahmen untersuchen. Es könnten noch Reste von Fingerabdrücken oder Stofffasern darauf zu finden sein«, erwiderte der Teamleiter der Spurensicherer.
    »Aber das betrifft doch nur den Schmuckrahmen. Den können wir abnehmen. Und Sie geben mir den Spannrahmen mit den Randstücken mit. Wenn wir sie nicht so schnell wie möglich trocknen, sind sie verloren. Die Versicherung wird toben.«
    »Und warum ist dieser Schmuckrahmen für Sie unwichtig?«, schaltete sich Molendorp ein.
    »Weil Magritte ihn nicht selbst angebracht hat. Er ist später von der Familie Roeder ausgesucht worden. Hören Sie«, Robert hoffte plötzlich, in dem Niederländer einen Verbündeten zu finden, »sehen Sie das dort? Die Farbe löst sich schon von der Leinwand. Jetzt wäre das alles vielleicht noch zu retten.«
    Molendorp schien zu zögern, schüttelte dann aber den Kopf. »Es bleibt dabei. Können Sie zuerst den Rahmen untersuchen und ihn mir dann per Kurier schicken?«, bat er den Spurensicherer. »Soweit ich weiß, gibt es in Maastricht auch gute Restauratoren.«
    »Einige der besten, aber die würden Ihnen jetzt genau …« Bevor Robert seinen Satz zu Ende bringen konnte, hatte Katja ihre Hand auf seinen Arm gelegt.
    »O Mann«, schnaubte Robert und ging, ohne sich zu verabschieden, zu Katjas Ford. Er lehnte sich an den Wagen und wartete.
    Während er angestrengt den Blick auf die Brücke gerichtet hielt, hörte er plötzlich hektische Rufe, Schritte und das Schlagen von Autotüren. Er schaute zu den Einsatzwagen herüber und sah Katja auf sich zusprinten. Hinter ihm sprang die Türverriegelung mit einem Zwitschern auf.
    »Der Mercedes«, rief sie ihm entgegen. »Sie haben ihn in Liège-Guillemins gefunden. Direkt am Bahnhof.«

11
    Angeführt von den belgischen Blaulichtern schossen sie im Konvoi durch eine Industrielandschaft, die das glänzende Herbstlicht wie ein schwarzer Stern verschluckte. Robert beschlich das Gefühl, mit einer Zeitmaschine in die Sechzigerjahre des letzten Jahrhunderts zurückversetzt worden zu sein. Selbst als sie die Lütticher Vorstädte überwunden hatten, wurde es nicht wirklich besser. Sie rasten an schmutziggrauen Betonwänden und sanierungsreifen Hochhäusern vorbei, die wahllos in das enge Maastal hineingerammt schienen, an Abbruchhäusern und verrammelten Läden. Ein Schild fehlte am Ortseingang, dachte Robert, das durchschossene Holzschild einer Westernstadt: Fremder, behaupte nie, wir hätten dich nicht gewarnt.
    Und doch hatte er hier Jahre zuvor einen charmanten Abend in einem recht idyllischen Viertel verbracht. Eine Kollegin hatte ihn eingeladen, Lüttich als Schönheit auf den zweiten oder dritten Blick zu erfahren. Und Robert hatte ihr tief in der Nacht recht gegeben, nachdem sie ihm den nackten Zeigefinger auf die Brust gesetzt hatte. Nicht nur, weil sie selbst eine Schönheit auf jeden seiner Blicke war.
    Sie bogen in die Rue Paradis ein und umkurvten einen Parcours aus gelben Stadtbussen, ehe sie freie Sicht auf den Bahnhof hatten. Nie zuvor hatte Robert einen schöneren gesehen. Wie eine weit geöffnete, transparente Muschel, ein sich aufschwingendes Himmelszelt, wie federleichte gläserne Hügel, die sich in die dahinterliegende Landschaft schmiegten, und ein Versprechen auf schwereloses pfeilschnelles Dahingleiten – was für ein modernes Wunderwerk.
    Robert vergaß für einen Augenblick alles andere um sich herum. »Wahnsinn«, flüsterte er. Katja, die gerade scharf abbremsen musste, um einem Fußgänger auszuweichen, nahm es als Kommentar zu ihrem Fahrstil. »Halt jetzt mal die Klappe, Robert.«
    Er sah sie erstaunt an, während sie den beiden Polizeiwagen in eine Hinterhofeinfahrt folgte, an deren Ende zwei Streifenpolizisten neben einem alten, mintfarbenen Mercedes standen.
    »Wie habt ihr ihn gefunden?«, fragte van Duin nach einer kurzen Begrüßung.
    »Eine Straße weiter läuft eine Razzia gegen Menschenhandel. Wir haben die Hinterausgänge gesichert und voilá, da strahlte uns euer Mercedes

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