Höchstgebot
Suchergebnis. »Und dann noch mal im August. Er hat zwei Mal in der Wochenmitte gebucht.«
»Ganz sicher?«, fragte der Mann. »Du weißt ja, immer alles doppelt überprüfen.«
»Hundertprozentig sicher, Mart«, antwortete die Frau. Sie zündete sich eine Zigarette an und der Mann beugte sich über die Fotos.
»Aber Sie sind sich nicht sicher?«, fragte Micky.
»In der Hochsaison haben wir über fünfhundert Gäste«, antwortete er. »Man merkt sich nicht jedes Gesicht, aber ich meine, diese beiden noch vor Kurzem gesehen zu haben.«
»Er war früher bei der Polizei«, bemerkte die Frau. »Davon hat er einen Tick zurückbehalten.«
Der Mann überhörte die Stichelei und blickte an Micky und Katja vorbei ins Tal. Er gab ihnen die Fotos zurück und schlug vor, eine Runde über das Gelände zu drehen.
Micky hoffte, dass er nicht einer von den Expolizisten war, die die Gelegenheit nutzten, einer Exkollegin tolle alte Geschichten aufzutischen.
Die Frau starrte auf den Bildschirm. Die Asche ihrer Zigarette fiel auf die Tastatur, aber sie schien es nicht zu bemerken. Im Gegensatz zu Micky.
»Okay, aber dann wollen wir auch gleich alle Bungalows und Zelte bis in den letzten Winkel durchsuchen«, verkündete sie provozierend.
Der Mann griff nach seinem Schlüsselbund.
»Kommen Sie auch mit?«, fragte Micky die Frau.
Sjannie legte die Hände auf den Schreibtisch, ohne den Blick vom Monitor abzuwenden. »Schon gut«, sagte sie. »Sie wohnen in der Wanderhütte bei Sanitäreinheit fünf.«
Ihr Mann warf ihr einen vernichtenden Blick zu.
Sie stand auf, trat an die Übersichtskarte an der Wand und zeigte auf eine Stelle ganz unten. »Hier«, sagte sie. »Ihr Auto steht hinter dem Müllcontainer.«
Auf das empörte Schweigen ihres Gatten Mart, der verzweifelt die Hände hob, antwortete sie trotzig: »Sie haben bar bezahlt und ich wollte auch mal ein bisschen Geld für mich haben.«
Micky hob die Hand, um einem Wutanfall des Mannes vorzubeugen, und fragte: »Haben sich vor uns schon andere nach dem Aufenthaltsort der Burschen erkundigt?«
Sjannies Finger schien auf die Karte festgeklebt zu sein. »Keine Ahnung«, sagte sie.
Jetzt war es mit Marts Geduld vorbei. Er marschierte zu seiner Frau, packte sie an den Schultern und drehte sie mit einem Ruck um.
»He, ganz ruhig!«, warnte Micky.
»Ich kenne sie schon ein bisschen länger«, erwiderte Mart, den Kopf zu Micky gedreht. »Die lügt doch wie gedruckt!«
Mit einer Hand griff er so grob in das Dekolleté seiner Frau, dass ein Knopf ihres Sommerkleids über den Empfangstresen flog.
Micky machte ein paar schnelle Schritte auf Mart zu. »Mit Gewalt kommen Sie nicht weiter!«
Als Mart die Hand wieder herauszog, hielt er zwei Fünfzigeuroscheine darin und wedelte Micky damit vor dem Gesicht herum. Sjannie zog mit einem Ruck ihr Kleid wieder zurecht.
»Wer?«, fragte Mart.
Sjannie schwieg zunächst und zuckte zusammen, als Mart die Geldscheine auf den Tresen knallte.
»Sag schon!«, herrschte er sie an.
Micky gab Katja mit einer Kopfbewegung zu verstehen, dass die beiden Kampfhähne getrennt werden mussten, und sagte: »Katja, würdest du mit Meneer zusammen die Lage erkunden?«
Katja winkte Mart zu sich, der seiner Frau noch einen wütenden Blick zuwarf, bevor er ihr nach draußen folgte.
Jetzt erzählen Sie mal, wollte Micky sagen, sobald Mart und Katja außer Hörweite waren, aber Sjannie legte bereits los.
»Es waren zwei Männer«, gestand sie. »Alter circa dreißig, Größe ungefähr einen Meter achtzig. Einer von ihnen hatte lockige, kurz geschnittene Haare. Südländischer Typ, sprach aber akzentfrei Niederländisch. Der andere hatte dunkelblonde, lockige Haare, Nordeuropäer. Beide trugen Jeans, Sportschuhe und Bomberjacken. Sie fuhren einen blaugrauen Renault. Kennzeichen unbekannt.« Die vielen Ehejahre mit Polizeijargon am Esstisch waren nicht spurlos an ihr vorübergegangen.
»Haben sie sofort nach Schmidt und Heidfeld gefragt?«
»Ja, es sind ihre Freunde, zumindest behaupteten sie das, als sie hier johlend reinkamen.«
»Seit wann bezahlen Freunde hundert Euro, um sich wiederzusehen?«
Sjannie senkte den Kopf. »Sie sagten, sie kämen von einem Detektivbüro.«
»Und da haben Sie ihnen gesagt, wo sie die beiden finden würden?«
»Ich habe ihnen einen Prospekt gegeben, da ist ein Lageplan drauf.«
»Wann war das?«
»Mart saß gerade beim Tee, es muss also so gegen vier gewesen sein.«
»Wo sind sie jetzt?«
»Keine
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