Höchstgebot
die Regeln, aber vor allem die Langeweile hatten mehr existenzielle Fragen in ihr aufgeworfen, als sie verkraften konnte.
»Überlass das Reden mir«, sagte sie, als Katja in die Einfahrt einbog.
Sie meldeten sich bei der Rezeptionistin, beobachtet von einem Dutzend Urlaubern, die sich in der Nähe des Schlagbaums aufhielten, als warteten sie dort auf ihre tägliche Ration Kontakt zur Außenwelt.
»Spijker«, sagte Micky und zeigte ihren ungültigen Polizeiausweis. »Und das ist Kollegin Hellriegel vom Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen.«
Letzteres sagte sie so laut, dass die Frau an der Rezeption beunruhigte Blicke zu den Touristen hinüberwarf, die sich in Hörweite befanden.
»Wir sind auf der Suche nach diesen beiden Männern«, erklärte Micky. »Sascha Heidfeld und Patrick Schmidt. Heidfeld hat hier«, sie blätterte die Unterlagen durch, »im Juni und noch vor Kurzem im Juli einen Wohnwagen gemietet. Halten sich die beiden zurzeit auf dem Gelände auf?«
Die Frau betrachtete die Fotos und schüttelte den Kopf.
»Kenn ich nicht«, sagte sie.
»Könnten Sie vielleicht nachsehen, ob sie hier wohnen?«
Die Frau schüttelte weiterhin den Kopf und sagte: »Ich kann hier jetzt nicht weg. Sie müssen auf den Manager warten.«
Micky zeigte auf den Bildschirm, der vor ihr stand. »Ihre Gäste checken hier ein und aus, dann müssen Sie doch im Registrierungssystem sehen können, ob sich die beiden angemeldet haben?«
»Und wenn sie hier sind?«, fragte die Frau. »Was passiert dann?«
»Nichts Besonderes«, antwortete Katja. »Dann gehen wir eine Tasse Kaffee mit ihnen trinken.«
Ihre Antwort schien die Frau zu beruhigen. Sie gab die Namen ein und drückte Enter.
»Nein«, sagte sie erleichtert, als das Ausgabefeld leer blieb. »Weder Heidfeld noch Schmidt. Ich kann Ihnen nicht helfen.«
Micky gab ihr ihre Karte. »Rufen Sie mich an, sobald sie auftauchen«, bat sie und fügte lauter als nötig hinzu: »Sie tragen Schusswaffen und sind gefährlich!«
Die Empfangsdame lächelte den Kindern und Erwachsenen unter dem Vordach zu, die neugierig zusahen und aus einem kurzen Geplänkel genügend Gesprächsstoff bezogen, um die erste Woche zu überstehen. Micky und Katja drehten sich um.
»Und wenn Sie Ihren Wagen in Zukunft bitte auf dem Besucherparkplatz abstellen würden«, giftete die Empfangsdame plötzlich.
»Wir kommen nur wieder, wenn wir die beiden Herren einkassieren können«, schnarrte Micky. »Und dann parken wir, wo es uns gefällt, weil wir Ihren Platz dann nämlich komplett evakuieren werden.«
»Wir sehen nicht aus wie Touristen«, seufzte Micky. »Wir verhalten uns, als hätte unser Leben ein Ziel.«
»Lass uns den nächsten Patienten lieber gleich zu Tode erschrecken«, schlug Katja vor. »Dann geht’s wenigstens schneller.«
Sie fuhren nach De Wel , wo sie ebenfalls nichts erreichten. Auch in den elektronischen Gästebüchern von De Sjapperal und De Valk war Heidfeld zwar registriert, aber nur aufgrund früherer Buchungen.
»Letzte Chance, De Gulper «, sagte Micky. »Von da aus fahren wir wieder zurück nach Aachen. Dann sind wir rechtzeitig zum Kaffeetrinken zurück.«
Der Erholungspark De Gulper war am weitesten von Valkenburg entfernt und lag auf einem Hügel. Der Hauptzugang erfolgte über ein Holzhaus, in dem sich ein Supermarkt befand. Micky stellte ihren Wagen vor dem Schlagbaum ab. Ein sonnengebräunter, schlanker Mann bedeutete ihr, dass sie durchfahren solle, aber Katja stieg aus und Micky folgte ihr.
»Polizei«, sagte sie. Die beiden Frauen zeigten ihre Ausweise.
Am Empfang legte Micky zu den Ausweisen auch die Fotos auf den Tresen. »Diese beiden Männer … kennen Sie sie und halten sie sich hier momentan auf?«
Der Mann sah sich nicht die Fotos, sondern Mickys und Katjas Ausweise an.
»Junge, Junge, Besuch aus Arnheim und Düsseldorf«, bemerkte er. »Da muss ganz ordentlich was faul sein, stimmt’s?« Er blickte hinter sich in den Büroraum, in dem eine Frau auf einer Tastatur klapperte.
»Sjannie, schau doch bitte mal nach, ob Heidfeld und Schmidt registriert sind.«
Die Frau fragte, ohne aufzublicken: »Kannst du mir das buchstabieren, Mart?«
Der Mann kniff die Augen zusammen und buchstabierte die beiden Namen im NATO-Alphabet. »Hotel. Echo. India …«
»Heidfeld mit d oder t?«, unterbrach ihn Sjannie ungeduldig.
»Delta«, sagte der Mann. »Und Schmidt mit Delta Tango.«
»Heidfeld ist im Mai hier gewesen«, präsentierte die Frau ihr
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