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Hoehenfieber

Hoehenfieber

Titel: Hoehenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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öffnen. Auch den Hubschrauber hatte Virgin zwischendurch gehört.
    Im Morgengrauen musste etwas Entscheidendes passiert sein. Seither lief der Oberguru ununterbrochen mit einem Handy am Ohr herum, scheuchte die Soldaten mit barscher Stimme von einer Ecke in die andere und stapfte mit immer ausholenderen Schritten umher. Die Nervosität fühlte sich beinahe greifbar an.
    Er versuchte, Quinns Blick einzufangen, um ihr beruhigend zuzunicken.
    Gestern Abend hatte er mitbekommen, dass sie und Vanita in unterschiedliche Zelte gebracht wurden, während Dix, Nash und er abseits davon im Freien auf den Boden gezwungen worden waren. Unter ständiger Bewachung hatten sie keine Chance gehabt, einen Befreiungsversuch zu starten.
    Mittlerweile spürte er seine Finger kaum noch, obwohl der Kabelbinder dank der Wärme nicht allzu tief in sein Fleisch einschnitt. Jedoch dehnte sich das Plastik nicht so sehr, um eine Hand aus der Schlinge ziehen zu können. Nicht einmal unter größter Kraftanstrengung gelang es, das Material zu weiten. Diese Dinger waren sicherer als Handschellen aus Stahl.
    Quinn begegnete seinem Blick nicht. Er sah ihr an, wie krampfhaft bemüht sie versuchte, ihre Beherrschung zu wahren und nicht in Panik auszubrechen. Gott, wenn er könnte, würde er jeden der Soldaten eigenhändig lynchen. Mit welchem Teufel steckten sie unter einer Decke? Er würde zum Tier werden, wenn Quinn nicht heil aus dieser Sache herauskäme.
    „Wer. Sein. Vierter. Mann.“
    Eine Faust grub sich in seinen Magen. Virgin krümmte sich zusammen und zog die Beine an den Oberkörper. Für einen Moment lastete sein ganzes Gewicht an den nach hinten gebogenen Armen. Das Reißen in seinen Schultergelenken zwang ihn, die Füße wieder auf den Boden zu stellen.
    Prompt traf ihn ein weiterer Hieb in den Magen und diesmal schaffte er es nicht, ein lautes Aufstöhnen zu verhindern.
    „Nein!“, rief Quinn.
    Der Schmerz trieb schwarze Schlieren vor seinen Blick.
    „Wer! Sein! Vierter! Mann!“
    Lern erst mal Englisch, du verdammter Drecksack!
    Nicht ohne Genugtuung beobachtete Virgin, wie sich die Augen des Soldaten weiteten.
    Mach nur weiter! Schlag mich! Deine Frau und deine Kinder werden auf Knien um Hilfe wimmern, während du zusammengeschnürt dabei zusiehst, wie ich sie durch den Fleischwolf drehe.
    Der Kerl stolperte zwei Schritte zurück, doch dann legte sich Zorn auf sein gerötetes und verschwitztes Gesicht. Wie ein Stier beim Angriff senkte er den Kopf und schnellte auf Virgin zu. Seine Faust verfehlte sein Gesicht nur, weil Virgin blitzschnell den Kopf zur Seite riss. Hitze streifte sein Ohr, die Knöchel des Soldaten krachten gegen die Holzplanke.
    Gleichzeitig riss Virgin ein Bein nach oben. Deine zukünftige Kinderplanung dürfte nun auch Schnee von gestern sein. Ob der Kerl Schnee überhaupt kannte? Wahrscheinlich nur in Form von Drogen.
    Laut stöhnend sackte der Soldat vor Virgins Beinen zu Boden. Zwei andere rannten herbei und zogen ihn aus seiner Reichweite.
    Das gefährlich leise Klicken bei der Entsicherung einer Uzi vertrieb Virgins Schadenfreude. Er straffte sich und ignorierte seine schmerzenden Muskeln.
    Quinns Schultern zuckten. Sie versuchte, sich aus dem Griff des Soldaten zu winden, doch er hielt sie eisern fest.
    Der Oberguru trat mit auf ihn gerichteter Waffe näher an Virgin heran. Hatte er etwa Angst, aus drei Schritten mehr Entfernung nicht zu treffen?
    Er zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus seiner Hemdtasche. Aufgeweicht vom Schweiß riss eine Ecke ein, als der Soldat das Papier auseinanderwedelte. „Sagen Sie, Mr. … Rayo? Legrand? Dixon?“ Er legte ein süffisantes Grinsen auf. „Eigentlich spielt es keine Rolle mehr für die letzte halbe Stunde Ihres Lebens.“ Er trat bis auf einen Schritt an Virgin heran und beugte sein Gesicht vor, bis der Lauf der Waffe sich in Virges Eingeweide presste und sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten. „Meine Männer sind überzeugt, einen weiteren Mann bei Ihrer Festnahme gesehen zu haben, der allerdings nicht auf der Passagierliste steht und der aus unbegreiflichen Gründen einfach verschwunden ist. Machen Sie uns und sich keine weiteren Schwierigkeiten. Also, wer ist der Mann?“
    Was geht’s dich an , Arschgesicht , hätte Virgin am liebsten im Flüstermodus ausgestoßen. Er verkniff es sich. „Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen“, zischte er.
    „Oh doch, das wissen Sie sehr wohl.“ Der Soldat wandte sich ab und gab seinen Leuten ein Zeichen.
    Virgin

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