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Hoehenfieber

Hoehenfieber

Titel: Hoehenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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aufzuschlagen – jede Bewegung mit der schrecklichen Furcht im Nacken, der Finger des Soldaten könnte am Abzug zucken.
    „Weiter, weiter“, trieben die Soldaten die Passagiere an. „Schneller.“
    Vanita und Quinn waren die ersten, die an der Leiter ankamen. Sie lehnte an der Außenhaut des Flugzeugs.
    „Rauf!“, kommandierte der Soldat.
    Quinn sah keine Möglichkeit, sich dem Befehl zu widersetzen. Verbissen klammerte sie die Hände um die gummierten Flächen auf den Sprossen und zuckte zusammen, als sie an ein Stück nacktes Metall stieß. Hitze flammte durch ihren Arm.
    Als Quinn in die Kabine trat, schossen ihr Tränen in die Augen. Der süßliche Geruch nach Blut und Tod entriss ihr ein Keuchen, zwang sie, den Atem anzuhalten, bis ihre Lungen zu bersten drohten. Weder mit dem zweiten Atemzug noch mit dem dritten linderte sich die Qual. Der Gestank war unerträglich, und doch blieb keinem von ihnen eine Wahl. Sie drehte sich zum Eingang um und half Vanita beim Einsteigen. Gemeinsam streckten sie den nächsten Passagieren die Hände entgegen, bis ein Mann sie zur Seite schob und weitermachte.
    Einige Frauen weinten, die Männer blieben still vor Entsetzen.
    Eine Salve peitschte durch die Luft.
    Quinn schob sich in eine Sitzreihe und stürzte an ein Fenster. Ihr Herzschlag drohte auszusetzen. Hatten sie Virge, Dix und Nash erschossen?
    Ein Mann rannte in Richtung der Zelte, ein weiterer Schuss peitschte auf. Der Flüchtende stolperte noch wenige Schritte vorwärts, dann brach er zusammen und fiel in den Staub. Der helle Boden neben seinem Körper färbte sich in rasender Geschwindigkeit rot. Ein Soldat trabte mit seiner Waffe im Anschlag zu ihm und stieß ihm den Stiefel in die Seite. Der Körper hob sich an und fiel leblos zurück.
    „Scheiße“, stieß Quinn aus und ihre Stimme überschlug sich in einem hellen Quieken. „Die haben noch einen erschossen.“
    „Sie werden uns alle umbringen.“
    „Nein!“ Quinn wirbelte herum. „Sag nicht so was.“ Sie packte hart nach Vanitas Oberarmen und schüttelte ihre Freundin.
    Vanita schob sie zurück. Der Ausdruck ihrer dunklen Augen traf Quinn bis ins Mark. Erschüttert fiel sie im Sitz in sich zusammen. Was sollte es anderes zu bedeuten haben? Was machte sie sich vor und versuchte, sich an den jämmerlichen Rest ihres Lebens zu klammern? Was ekelte sie sich vor dem Geruch nach Tod und Verwesung, was kümmerte es sie überhaupt noch? In wenigen Minuten würden sie alle tot sein.
    Vanita schlang ihr einen Arm um die Schultern und lehnte ihren Kopf an Quinn. „Wir gehen den Weg gemeinsam, du bist nicht allein“, flüsterte sie.
    „Wo sind die Männer? Ich möchte, dass sie bei uns sind.“
     
    *
     

„Verdammt!“
    Alessa sah auf. Fadi saß neben ihr auf dem Sofa mit seinem Notebook auf den Knien, während sie in einer Zeitschrift geblättert hatte. Die Buchstaben und Bilder tanzten vor ihren Augen, ohne dass sie den Inhalt aufnahm. „Was stimmt denn nicht?“, fragte sie und musterte Fadi. Sein gekälktes Gesicht stach gespenstisch vom mokkafarbenen Leder der Couch ab. Was meinte er? Sie lehnte sich an seine Schulter.
    Als hätte er sie bis jetzt nicht wahrgenommen, zuckte er zusammen und stieß sie von sich. Das Notebook rutschte von seinem Schoß und knallte auf den Boden, doch er beachtete es nicht. Mit langen Schritten rannte er beinahe aus dem Wohnraum.
    „Puh“, entfuhr es ihr. So hatte sie ihren Freund noch nie erlebt. Alessa stand auf. Zuerst ging sie unschlüssig einige Schritte hin und her und überlegte, ob sie Fadi suchen sollte. Das Haus war jedoch zu groß und vielleicht musste sie ihn auch erst einmal in Ruhe lassen, damit er sich wieder beruhigen konnte.
    Sie betrachtete den Computer am Boden, blieb stehen und lauschte. Kam Fadi zurück? Es wäre ihr unangenehm, sollte er sie ertappen, dass sie in seinen Sachen schnüffelte. Er benahm sich ihr gegenüber zwar immer nett und zuvorkommend, doch zumindest eine winzige Machoader schimmerte stets durch sein Verhalten hindurch.
    Alessa ging zu der Sofalandschaft zurück und hob das Gerät vom Boden auf. Der dunkle Bildschirm erhellte sich auch dann nicht, als sie mit dem Finger über das Touchpad fuhr. Auch der Versuch, das Notebook einzuschalten, schlug fehl. Sie klappte es zu und legte es auf den Glastisch. Einerseits war sie froh, dass sie nicht herausgefunden hatte, was Fadi so aufgebracht hatte. Nicht auf diesem Weg. Andererseits wollte sie natürlich wissen, was in ihren Freund

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