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Hoehenfieber

Hoehenfieber

Titel: Hoehenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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drängenden Kraft der Menge nicht widerstehen zu können, doch dann gelang es ihr, sich einen Schritt weiter in Richtung Heck zu schieben. Sie beugte sich vor und schob einen Arm zwischen kalten Leibern hindurch – wie durch wandelnde Leichen –, bis sie die nächste Lehne erreichte. Das Gefühl leckender Flammenzungen kroch über ihre Finger, als sie sich mit aller Kraft an der Lehne festklammerte.
    Der kräftige Ruck, mit dem sie ihren Körper an den Sitz heranzog, bewirkte, dass die drei Personen, die sie umstanden, ebenfalls ihre Richtung änderten und ein leiser Sog entstand, der Quinn wie Treibsand weiter auf das gewünschte Ziel zudriften ließ.
    Ihr entfuhr ein spitzer Schrei, als sich zwei Frauen aneinander vorbeischoben und Quinn Vanita entdeckte. Obwohl es sie drängte, ihre Freundin in die Arme zu schließen, ließ Quinn die Sitzlehne nicht los. Sie zog sich noch kräftiger voran. „Hilf mir! Ich muss zu Nash!“
    Gemeinsam gelang es ihnen, sich Reihe für Reihe vorzuarbeiten.
    Die Kälte biss bei jedem Atemzug in ihre Lungen. Energisch verdrängte Quinn jeden Gedanken an Virgin. Sie durfte sich nicht ständig voller Verzweiflung fragen, ob er okay war, sie musste aus tiefstem Herzen daran glauben. Was immer seine Kälteattacke bewirkte, es musste einfach gelingen.
    Endlich erreichte sie die Sitzreihe, in der sich Nash vor das Fenster beugte. Er kratzte Eis vom Glas und presste dann wieder das Gesicht dagegen.
    Quinn quetschte sich an einem Mann vorbei und schob sich neben Nash. „Ich bin’s, Quinn“, sagte sie. „Was geht draußen vor sich?“
    „Sie b…bereiten die Spren g ung vor“, antwortete er bibbernd.
    Quinn schnappte nach Luft.
    Vanita, die sich dicht hinter sie drängte, drückte ihre Finger, doch Quinn sah sich kaum in der Lage, den Druck zu erwidern. Viel zu steif gefroren waren ihre Glieder.
    Sie würde es nicht einmal schaffen, sich in der verbleibenden Zeit nochmals durch die dicht gedrängte Menge zu schieben bis ans Ende, um in den Mittelteil des Wracks zu laufen und die letzten Sekunden ihres Lebens an Virgins Seite zu verbringen.
    Die Kälte staute sich in der Passagierkabine, aber es gelang nicht genug nach draußen. Konnten die Kubaner nicht wenigstens Panik kriegen? Irgendjemandem musste es doch auffallen, dass die Scheiben vereisten.
    „W…was ist, wenn wir die Fenster einschlagen?“
    „K…keine Chance!“, sagte Nash. „Halten sogar einem Durchschuss stand.“ Plötzlich zuckte Nash zurück. „Ich fass es nicht!“ Er wischte sich über die Augen und schnellte wieder vor, „S…sie …“ Sein Körper zuckte, von Schüttelfrostwellen geschüttelt.
    „Was?“ Quinn bemerkte, dass es jäh noch kälter geworden war. Wenn sie hätte raten sollen, würde sie auf minus vierzig Grad tippen. Vielleicht noch mehr. Sie erinnerte sich genau an die Kälte in Norwegen, aber da hatte sie ganz andere Kleidung getragen. Könnte schon sein, dass ihr das hier deshalb so viel kälter vorkam.
    Vanita hatte sich ebenfalls an der Sitzlehne vorbeigedrängt. Ihr Körper presste sich gegen Quinn und wenigstens verschaffte ihr das Gefühl der Nähe ein wenig Entkrampfung.
    „Die Fahrzeugscheiben beschlagen und die Motoren scheinen nicht anzuspringen.“ Nash redete immer aufgeregter und lauter. „An ihren Haaren bildet sich Raureif.“ Er stieß einen triumphierenden Schrei aus. „Ha! Einer ist umgekippt!“
     
    *
     
    Er war doch nicht tot!
    Bei Gott – in diesem Moment wünschte er sich allerdings, er wäre es. Hätte er bloß niemals etwas von seinen beiden Auftraggebern und diesem gottverdammten Scheich gehört.
    Er sah auf seine Armbanduhr. Noch fünf Minuten bis zur Landung in Guantánamo. Gleich am Rollfeld sollte ihn ein Vertreter der US Naval Base erwarten. Sie würden sofort mit einer Hilfstruppe aufbrechen und den Landeplatz des havarierten Flugzeugs aufsuchen. Ganz offiziell, um das kubanische Militär bei der Rettungsaktion zu unterstützen. Wie Sadia Antun Sa’ada es geschafft hatte, diese Mitwirkung zu organisieren, wollte er gar nicht erst wissen. Sie hatte nur etwas von Regierungskreisen erwähnt und er war sich sicher, dass diese Beziehungen mit einigen Dollarscheinchen gepflegt wurden. War das wirklich besser als das, worauf er sich eingelassen hatte?
    Der ganzen Welt war bekannt, dass das Flugzeug zur Landung in Kuba gezwungen worden war. Die amerikanische Regierung hatte sich bisher über die Medien nur so weit zu der Entführung geäußert, als dass

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