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Hoehenfieber

Hoehenfieber

Titel: Hoehenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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hastig zurück.
    Alessa kam herübergelaufen und stand im nächsten Moment mit Majid neben ihr.
    „Sayeeda Sadia, was tun Sie hier?“
    „Ich brauche deine Hilfe, Majid.“ Sadia holte tief Luft. „Ich werde den Palazzo verlassen.“
    „Warten Sie hier.“ Majid trabte zu seinem Haus zurück.
    „Wird er uns helfen?“
    Sadia nickte. „Ja, das wird er.“ Und sie würde sich nicht einmal dafür erkenntlich zeigen können, denn wenn der Bruch erst einmal vollzogen war, gab es keine Umkehr und auch kein Mitglied ihrer Familie würde den Palazzo je im Leben wieder betreten.
    Majid kehrte zurück. Er reichte erst ihr und dann Alessa jeweils eine Abaya und einen Hidschab. Alessa betrachtete die Kleidungsstücke unschlüssig.
    „Zieh das über“, sagte Sadia, während sie selbst in den schwarzen, mantelartigen Umhang schlüpfte und den einem Kopftuch ähnlichen Stoff des Hidschab über den Kopf zog.
    „Bei der Wärme …“, stöhnte Alessa, folgte der Aufforderung jedoch.
    Sadia empfand tiefe Scham. Wahrscheinlich gehörten die Kleidungsstücke Majids Frau und seiner Tochter und es konnte gut sein, dass sie nicht mehr als diese Umhänge besaßen. Es würde ihnen schwerfallen, von ihren kargen Löhnen einen Ersatz zu kaufen. Sadia musste dem treuen Diener unbedingt einen Dank zukommen lassen.
    „Hier entlang.“ Majid ging voran, jedoch nicht den Weg, den sie hergekommen waren.
    Sie überstiegen eine kniehohe Mauer und folgten an den Rückseiten der Gebäude einem Trampelpfad. Die Häuser besaßen keine Terrassen oder Gärten, sie erfüllten allein zweckdienliche Ziele und bestanden aus einem oder zwei Schlafzimmern und einem Aufenthaltsraum. Toiletten und Waschgelegenheiten lagen in zwei für Männer und Frauen getrennten Gebäuden an den jeweils entgegengesetzten Enden des Dorfes. Sadia hatte keines der Bauwerke jemals von innen gesehen, aber sie hatte in der Bibliothek die Bauzeichnungen studiert. Weil die Bediensteten in der Küche des Palazzo aßen, besaßen die Häuser keine eigenen Küchen. Wer nachts etwas trinken wollte, durfte sich Wasser, Tee oder Saft in Flaschen abfüllen und aus dem Palazzo mitnehmen.
    Von hinten näherten sie sich dem Fuhrpark.
    Mehrere Hallen standen in geringen Abständen und beherbergten von Nutzfahrzeugen bis zu edelsten Luxuskarossen alles, was ein Männerherz begehrte. Es hätte gereicht, um gleich ein Dutzend Herzen aufs Äußerste zu befriedigen. Majid steuerte die mittlere Halle an und blieb vor einer Metalltür stehen. Von dieser Seite aus hatte Sadia noch nie vor dem Gebäude gestanden. Sie sah sich um, erkannte rechts von ihnen einen Stapel alter Reifen und einen Berg Unrat, der nach ausrangierten Ersatzteilen aussah. Rashads Mechaniker werkelten stets an den Fahrzeugen und außer ihnen gab es noch eine Reihe Personal, das nur für das Waschen und Polieren des Fuhrparks Sorge trug. Sadia wusste nicht genau, wie viele Karossen Rashad besaß, aber es mussten etliche Dutzend sein.
    Der Dunst von Benzin und Gummi schlug ihnen entgegen, als Majid die Tür öffnete. Sadia sog tief den Atem ein. Dieser Geruch brachte ein Gefühl von Freiheit mit sich, das sie sich nur mit der Erinnerung an die Motorradausflüge als Studentin erklären konnte, wenn ihnen die Abgase der Fahrzeugkolonnen in der Pariser Innenstadt um die Nase geweht waren. Frischer Mut flutete ihre Gefühle.
    Majid schaltete kein Licht ein. Er legte Alessa und ihr je eine Hand auf die Schulter und führte sie voran.
    Durch die Fenster unterhalb der Decke fiel ausreichend Mondlicht hinein, um sich zu orientieren. Die meisten Fahrzeuge waren unter ihren Plastikhauben nicht zu erkennen. Darunter verbarg sich vom Oldtimer bis zum neusten Modell jeder Nobelmarke jeweils mindestens eine halbe Million Dollar. Teilweise enorm mehr.
    Vor einem unverhüllten weißen SUV blieben sie stehen.
    „Ein BMW X6, wow“, kommentierte Alessa. „Den soll ich fahren?“
    „Es ist ein Automatik, Lady. Damit werden Sie klarkommen.“
    „Ja.“ Alessa strich bewundernd mit den Fingerspitzen über das im Mondlicht glitzernde Metall.
    Majid half Sadia beim Einsteigen. „Ich öffne das Hallentor. Fahren Sie in Schrittgeschwindigkeit und ohne Licht bis zum Portal“, wies er Alessa an und reichte ihr den Wagenschlüssel von einem Wandbord.
    Alessa brachte nur ein Nicken zustande. Im Licht der Innenraumbeleuchtung glaubte Sadia, erneut Zweifel über das hübsche Gesicht ziehen zu sehen. Alessa musste sich fühlen wie Alice im Wunderland .

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